1.682x gelesen 22x abonniert Ausgabe 20/24 14.05.2024 Der Sternenbote Jetzt registrieren

Fazit


Von der Liebe

Die Liebe, die die Wahrheit mich lehrt kennen,
Die auftut mir die diamantnen Pforten,
Wie auch die schwarzen, durch die Augen dringt
Die Gottheit in mich ein, und durch das Schauen
Entspringt, lebt, nährt sie sich, herrscht unvergänglich.
Sie offenbart, was Himmel, Erd´ und Hölle
In ihren Tiefen bergen, läßt erstehen
Getreue Bilder ferner Dinge, kräftig
Spannt sie den Bogen und trifft stets ins Herz,
Und alles, was verborgen ist, enthüllt sie.

Wohlan, gemeines Volk, acht auf die Wahrheit,
Leih deine Ohren meiner treuen Mahnung,
Und öffne, öffne, so du kannst, die Augen
Der Liebe Macht, bist du auch krank und schielend.
Weil wenig du verstehst, nennst sie du kindisch,
Weil du dich rasch veränderst, scheint sie flüchtig,
Weil du des Lichts beraubt, schilst sie du blind.

Ursach´ und Grund und ewig eines Wesen,
Von dem das Sein, das Leben, die Bewegung
Abhängig sind, das in die Länge, Breite
Und Tiefe sich erstreckt, umfassend alles,
Was Himmel, Erd´ und Hölle in sich bergen -
Mit Sinn, Vernunft, Verstand erkenne ich,
Was keine Tat, nicht Maß, nicht Rechnung faßt,
Die Kraft, die Zahl, die Masse, die beherrscht
Das Untere, die Mitte und das Obere.
Nicht blinder Irrtum, nicht die gier´ge Zeit,
Nicht feindliches Geschick, nicht schmutz´ge Mißgunst,
Nicht feige Wut, nicht ungerechter Haß,
Nicht Rohheit, nicht Frevelsinn noch Übermut
Vermögen mir die Luft je verdunkeln,
Mir vor den Augen Schleier auszubreiten
Und zu verhindern, das die Sonne strahlt.




Erster Dialog

(Unterredner: Flitropio., Philotheo., Armesso.)

Flitropio. Gefangenen gleich, die, an die Dunkelheit gewöhnt, aus ihrer Kerkerhaft in den Tiefen eines finsteren Turmes befreit, an das Licht des Tages hervorkommen, werden viele, die sich mit der landläufigen Philosphie abgegeben haben, und auch manche andere erschrecken, stutzen, und weil sie nicht imstande sind, die neue Sonne deiner klaren Gedanken zu ertragen, sich über sie entrüsten.

Philotheo. Die Schuld liegt nicht am Lichte, sondern an ihren Augen. Je schöner und herrlicher die Sonne an sich ist, umso verhaßter und widerwärtiger wird sie den Augen der Nachteulen.

Flitropio. Die Aufgabe, die du auf dich genommen hast, Philotheo, ist schwierig, selten und ungewöhnlich, da du jene aus ihrem Abgrund heraustreiben und zu dem offenen, ruhigen und heiterm Anblick der Sterne hinleiten willst, die wir in so schöner Mannigfaltigkeit über den blauen Mantel des Himmels ausgesät sehen. Obgleich du den Menschen nur die hilfreiche Hand deines gutmeinenden Eifers reichen willst, so werden die Angriffe der Undankbaren auf dich ebenso mannigfach sein wie die Tiere, welche die gütige Erde in ihrem weiten mütterlichen Schoß gebiert und nährt, falls es wahr ist, daß das Menschengeschlecht in seinen Individuen die Verschiedenheiten aller anderen Gattungen gesondert ausweist, um in jedem Individuum in ausgeprägter Weise das Ganze darzustellen, als es in jenen anderen Gattungen der Fall ist. Daher wird man bemerken, daß die einen, blinden Maulwürfen gleichend, nicht sobald die freie Luft spüren, als sie sich wieder in die Erde vergraben und in ihre, ihnen von der Natur angewiesenen dunklen Höhlen zurückziehen. Andere werden wie Nachtvögel, kaum das sie vom leuchtenden Osten her die rosenfarbene Vorläuferin der Sonne in ihrem Glanze erblicken, wegen der Schwäche ihrer Augen sich veranlaßt finden, in ihre finsteren Schlupfwinkel zurückzukehren. Die Wesen alle, welche vom Anblick der himmlichen Lichter ausgeschlossen und für die ewigen Kerker, Schlünde und Höhlen Plutos bestimmt sind, werden, von dem schauerlichen Klang des Horns der .-. zurückgeschreckt, ihre Flügel ausbreiten und den raschen Flug nach ihren Nestern richten. Die Wesen aber, die dazu geboren sind , die Sonne zu sehen, wenn das Ende der verhaßten Nacht herannaht, werden den Himmel für seine Güte danken und sich anschicken, in das Zentrum der kristallenen Kugel ihrer Augen die so heiß ersehnten und so ungeduldig erwarteten Strahlen aufzunehmen und mit außerordentlichem Beifallssturm von Herz, Stimme und Hand sich anbetend nach Osten zu wenden. Wenn der die Welt umkreisende Titan von der goldenen Pforte des Aufgangs her die feurigen Rosse angetrieben und das träumerische Schweigen der feuchten Nacht gebrochen hat, dann werden die Menschen vernünftig sprechen, die friedlichen, harmlosen und schlichten wolligen Herden werden blöken, die gehörnten Rinder unter der Obhut des rauhen Landmannes werden brüllen. Die Esel des Silenus werden wiehern, weil sie von neuem zum Vorteil der bestürzten Götter den Giganten, die noch dümmer sind als sie, schrecken einjagen können. Auf ihrem schmutzigen Lager sich wälzend, werden die mit Hauern versehenen Eber sie durch ihr ungestümes Grunzen übertönen; die Tiger, Bären, Löwen, Wölfe sowie die listigen Füchse werden ihren Kopf aus ihren Höhlen hervorstrecken, von öden Bergeshöhen herab das ebene Jagdgefilde betrachten und aus tierischer Brust ihr Grunzen, Heulen, Brüllen, Brummen, Winseln ertönen lassen. In der Luft und auf den astreicher Bäume werden die Hähne, die Adler, die Pfaue, die Kraniche, die Turteltauben, die Amseln, die Elstern, die Sperlinge, die Nachtigallen, die Krähen, die Raben, die Kuckucke, die Zikaden nicht verabsäumen, ihre lärmenden Rufe zu wiederholen und zu verdoppeln. Und selbst aus dem flüssigen, unbeständigen Gefilde werden die weißen Schwäne, die buntfarbigen Enten, die geschäftigen Taucher, die im Sumpfe lebenden Reiher, die heiseren Gänse, die eintönig klagenden Frösche uns die Ohren mit ihrem Geschrei erfüllen, so da? das warme, in der Luft dieser beglückteren Hemisphäre verbreitete Licht der Sonne sich begleitet, begrüßt und vielleicht belästigt fühlen wird von so vielen und so verschiedenartigen Stimmen, wie es die Geister sind, welche sie aus der Tiefe der Brust ausstoßen. .....

Philetheo. .... Jetzt gibt es keinen erbärmlicheren Pedanten, keinen wortreichen Maulhelden, keinen dummen Faun, keinen unwissenden Esel, der nicht glaubt, sich zur Familie rechnen zu können, wenn er sich mit einer Menge Bücher umgibt, sich den Bart lang wachsen läßt oder andere äußerliche Manieren annimmt, und so ist die Philosphie durch derartig falsche Freunde und Söhne soweit heruntergekommen, daß bei der großen Menge das Wort Philosoph soviel bedeutet, wie einen Betrüger, einen unnützen Menschen, Pedanten, Pflastertreter, Gaukler, Marktschreier, gut genug um als Zeitvertreib im Hause und auf dem Felde als Vogelscheuche zu dienen. ff.

(aus: G. Bruno - Von der Ursache, dem Prinzip und dem Einen)
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Big Apple is watching you since 1984; What a brave new World.


"Wohl aber wünschte ich, daß ein Mal Einer eine tragische Literaturgeschichte versuchte, worin er darstellte, wie die verschiedenen Nationen, deren ja jede ihren allerhöchsten Stolz in die großen Schriftsteller und Künstler, welche sie aufzuweisen hat, setzt, diese während ihres Lebens behandelt haben; worin er also uns jenen Kampf vor die Augen brächte, den das Gute und Echte aller Zeiten und Länder gegen das jedes Mal herrschende Verkehrte und Schlechte zu bestehn hat; das Märtyrertum fast aller wahren Erleuchter der Menschheit, fast aller großen Meister, in jeder Art und Kunst, abschilderte; uns vorführte, wie sie, wenige Ausnahmen abgerechnet, ohne Anerkennung, ohne Anteil, ohne Schüler, in Armut und Elend sich dahin gequält haben, während Ruhm, Ehre und Reichtum den Unwürdigen ihres Faches zu teil wurden, es ihnen also ergangen ist, wie dem Pfau, dem, während er für den Vater jagte und Wild erlegte, Jakob, in seinem Gewande verkleidet, zu Hause den Segen des Vaters stahl; wie jedoch, bei dem Allen, die Liebe zu ihrer Sache sie aufrecht erhielt, bis denn endlich der schwere Kampf eines solchen Erziehers des Menschengeschlechts vollbracht war, der unsterbliche Lorbeer ihm winkte und die Stunde schlug, wo es auch für ihn hieß: "Der schwere Panzer wird zum Flügelkleide, kurz ist der Schmerz, unendlich ist die Freude." " (A. Schopenhauer)

Zusatzzitate, in Memoriam Diogenes v. Sinope, Sokrates, Aristoteles, Platon, Pythagoras v. Samos, Archimedis v. Syrakus, Cicero, Seneca, M. Aurel, Augustinius, F. von Assisi, G. Savonarola, D. Alighieri, G. Bruno, L. da Vinci, G. Gallilei, J. Kepler, Chr. Morgenstern, G. Ch. Lichtenberg, R. Descartes, M. de Montaigne, J. J. Rousseau, Voltaire, B. Pascal, C. F. Gaus, I. Kant, F. Schiller, S. Kierkegard, H. de Balzac, D. Diderot, J. Verdi, W. A. Mozart, L. v. Beethoven, J. Brahms, F. Chopin, F. Listz, P. Tschaikowski, V. v. Gogh, W. Kandinsky, O. Dix, O. Piene, S. Freud, M. Twain, T. Müntzer, G. Büchner, K. Gördeler, A. Reichwein, H. u. S. Scholl, W. Shakespeare, A. Huxley, J. Verne, A. Camus, J. P. Satre, B. Auxiere, R. A. Heinlein, I. Asimov, G. Orwell, H. G. Wells, P. P. Pasolini, M. Lombardi, P. Perecini, T. van Gogh, H. Marcuse, A. Schmidt, W. Neuß, Chr. Schlingensief, D. Hildebrandt, F. Schirrmacher, uvm.:

"Der Schlüssel - Der eine Gedanke, auf den ein bedeutender Mensch, zum Gelächter und Spott der Unbedeutenden, großen Wert legt, ist für ihn ein Schlüssel zu verborgenen Schatzkammern, für jene nicht mehr als ein Stück alten Eisens."

"Zweierlei Verkennung - Das Unglück scharfsinniger und klarer Schriftsteller ist, daß man sie für flach nimmt und deshalb ihnen keine Mühe zuwendet: und das Glück der unklaren, daß der Leser sich an ihnen abmüht und die Freude über seinen Eifer ihnen zu Gute schreibt."

"In geistloser Gesellschaft - Niemand dankt dem geistreichen Menschen die Höflichkeit, wenn er sich einer Gesellschaft gleichstellt, in der es nicht höflich ist, Geist zu zeigen." (F. Nietzsche)

"Die Staaten vereinigen die Menschen, damit durch diese und in dieser Vereinigung jeder einzelne Mensch seinen Teil von Glückseligkeit desto besser und sicherer genießen könne. - Das Totale der einzelnen Glückseligkeiten aller Glieder ist die Glückseligkeit des Staates. Außer dieser gibt es gar keine. Jede andere Glückseligkeit des Staates, bei welcher auch noch so wenig einzelne Glieder leiden und leiden müssen, ist Bemäntelung der Tyrannei." (G. E. Lessing)

"In vollem Sause leben, nur schlemmen, demmen, zehren, Ist hofemäßig. Sorgen woher es zu gewähren, Damit sind ihre Köpfe mit nichten zu beschweren." (F. v. Logau)

Zugabe:
"Iniqua nunquam regna perpetuo manent." (Seneca); "Ibi fas, ubi proxima merces." (Lucan); "Inde datae leges, ne firmior omnia posset." (ff.).
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marcellous wunderbare Welt der Bücher


´Zitat: H. Heine´s Sämtliche Werke in 4 Bänden - Die Götter im Exil, S. 383 b. 476, Ph. Reclam jun. Verlag Leipzig; Band 3

´Zitat: Aphorismen z. Lebensweisheit - A. Schopenhauer, Kap.4 - Von dem was einer vorstellt, S. 57 b. 130, A. Kröner Verlag Stuttgart; TA. Band 16

´Zitat: Menschliches Allzumenschliches Bd. II - F. Nietzsche, Aphorismus 166 b. 220 - Vermischte Meinungen u. Sprüche, S. 86 b. 116, A. Kröner Verlag Leipzig; TA. Werke Band 4

´Zitat: Laokoon - Wie die Alten den Tod gebildet - Eine Untersuchung - Vorrede S. 425 b. 428, Verlag des Bibliographischen Instituts Bildburghausen; Lessings Werke Band 4

´Zitat: Die ethische Lebenshaltung - 2. Aus den Papieren v. B. u. den Schriften v. V. Eremita - Über die Wahl (Aus: Entweder-Oder, 2. Teil) S. 91 b. S. 162, DTV - E. D. Verlag München

So zieh´ ich hin in alle Ferne,
Über meiner Mütze nur die Sterne.
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