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Krisensitzung im Hause Wallander - Prominenter Neu-Trainer vorgestellt Verfasst am : 28.09.2009 22:42

Das Wetter war feucht. Der Himmel grau bewölkt, es nieselte. Vor der Residenz des Insolvenzverwalters fuhren mehrere Autos vor. Aus dem ersten stieg der Trainer Lucky Strike, aus dem nächsten stiegen zwei Personen aus, die man bisher noch nicht im Vereinsumfeld gesehen hatte. Sie warteten vor der Tür. Strike schaute auf die beiden Personen. Eindringlinge, Fremdkörper, widerliche Subjekte. Die wollten seinen Job haben. Die drei froren, Wallander war noch nicht zu Hause. Er verspätete sich.
Bald fuhr Wallander vor. Er kam gerade mal 37 Minuten zu spät. Ihm war es egal, denn die anderen waren die Bittsteller. Nachdem Tee gekocht und Kekse gereicht waren, begann die knallharte Analyse der letzten Spiele. Lucky Strike hat das Ziel einer Trendwende verfehlt. Im Atzencup, dessen Rekordtitelträger man ist, ist man mit einem 0:6 gegen Wyver gestartet. Es folgten jeweils 0:2-Niederlagen gegen den FC Picaldi Neukölln, die DrunkenKickers - Wallander musste erneut an die Wodka-Fahne des Managers denken, die ihm das Bewusstsein geraubt hatte - und BV Borussia Berlin. Man hatte noch kein Tor im Cup geschossen. Auch die zwei Punkte aus den drei Liga-Spielen waren Wallander zu wenig gewesen. Er befragte Strike nach Lösungsvorschlägen. Sein Gesicht wurde blaß. Er konnte nichts antworten. Wallander registrierte dies mit heimlicher Freude. Jetzt würde er seinen Coup durchziehen können. Wallander stand auf, ging an seine Bar. Er machte vier Gläser Johnnie Walker fertig, stellte sie den Anwesenden hin. Dann ging er an sein CD-Regal. Irgendwo musste doch die Wagner-CD sein. Er fand den Ring der Nibelungen. Der Ritt der Walküren passte zu dieser Situation. Er setzte sich wieder zu seinen Gästen und gab das Gespräch frei. "Wie sie ja wissen, bin isch Trainer von Ertha BSC. Wir aben eine kleine Tiefphase und isc wurde noch nie bei einem Verein entlassen. Das soll auch dieses Mal so sein. Isch abe einige Ideen für Die schwarze Faust 07. Zentral ist eine gute Offensivarbeit, schnelles Kurzpassspiel. Es darf nicht mehr so viel Zeit vergehen, wenn der Ball erobert wurde. Isch abe mit Harry Gämperle 500 DVDs ihres Vereins analysiert. Wir sind zu dem Ergebnis gekommen, dass wir viel Arbeit vor uns aben. Isch abe viele Ideen, dazu die Förderung der Jugend. Ich freue mich auch darauf mit Herrn Strike als Kapitän zusammenzuarbeiten", erklärte Lucien Favre. Es war der Moment des Triumphs für Wallander. Er kostete es aus. Lucky Strike war am Boden zerstört. So machte das Managerleben Spaß. Trainer stürzen und neue krönen und dann diese wiederum stürzen. "Wir sind uns dann ja einig. Ich werde meine Sekretärin anweisen, einen Vertrag aufzusetzen. Wir werden dann die Unterschrift heute abend leisten", sagte Wallander im Aufstehen. Favre und Gämperle fuhren zur Hertha, um die Konditionen einer vorzeitigen Vertragsauflösung auszuhandeln. Dass Hertha BSC seinerseits den Trainer beurlauben würde, war so nicht vorherzusehen.

Es wurde Abend. Die Presse traf sich im großen Presseraum der Geschäftsstelle. Wallander genoß das Blitzlichgewitter, dann nahm er zwischen Favre und Strike Platz. Wallander eröffnete die Präsentation: "Sehr geehrte Damen und Herren, werte Pressevertreterinnen und Pressevertreter, wir haben uns aufgrund anhaltender Erfolglosigkeit entschieden, den Spielertrainer-Vertrag mit Lucky Strike mit sofortiger Wirkung auf die alten Konditionen wieder umzustellen. Er hat es nicht geschafft, die Funktionen als Spieler und Trainer zu erfüllen. Stattdessen wird ein Hochkaräter den Trainerposten übernehmen. Heute vormittag hat er noch Hertha BSC trainiert, morgen wird er hier auf dem Buschkrugplatz das Training leiten: Lucien Favre. Ich übergebe ihm das Wort." Favre setzte in seinem Duktus wohlüberlegter Worte ein: "Isch freue mich, jetzt ier zu arbeiten. Isch offe, dass die Situation zwischen mir und Herrn Strike nicht eskaliert. Isch verstee, dass er enttäuscht ist, aber wir müssen nun zusammen alten und viel arbeiten. Vielen Dank." Die Pressekonferenz wurde ohne Fragen beendet.

geschrieben von KSD

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