4.522x gelesen 4x abonniert Ausgabe 27/24 02.07.2024 Wallanders Depesche Jetzt registrieren

Wallander wird zum Workaholic Verfasst am : 02.08.2010 12:53

Deprimiert kehrte Wallander am 25. Juli aus Ystad zurück. Seine Bilanz war desolat: Er wollte seinen Sohn zur Schwarzen Faust holen, aber dieser Bastard wollte einen 10-Jahres-Vertrag mit darauffolgender Anstellung. Wallander sah, dass das ein echter Raffke war. Der würde mal armselig enden. Dafür hatte Patrik Soderblom aber eine sehr hübsche Freundin: Kerstin Bengtsson. Sie war 21 Jahre alt und Wallander hatte ihr vor seiner Abreise einen Zettel zugesteckt, auf dem seine Kontaktdaten standen, falls sie Schweden in Richtung Deutschland verlassen wollen würde. Er würde sie im Verein arbeiten lassen. Aber vermutlich ist Patrik nicht bereit, seine Freundin ziehen lassen.
Wallander setzte sich am Flughafen Schönefeld in ein Taxi und fuhr in seine Wilmersdorfer Wohnung. Die Jungs hatten alles ordentlich aufgebaut. Er würde dafür zum Beginn der Winterpause den Helfern ein Bier ausgeben. Geschafft fiel er in sein neues Sofa. Plötzlich klingelte sein Handy. Er beschloss am nächsten Tag zurückzurufen und schlief ein.

Der 26. Juli war ein schöner Tag, aber er brachte nichts großartig neues. Wallander machte am Nachmittag blau und ging shoppen.

Am 27. Juli kam er ins Büro und ihm fiel ein, dass er noch einen Rückruf vom Sonntag offen hatte. Zuvor traf er sich mit Heiko Krohammer. Sie unterzeichneten den Vertrag, 7 Millionen überwies Wallander an dessen alten Club. Bei der Vertragsunterzeichnung vor der Presse lernte Wallander diesen Typen erstmals kennen. Es war ein widerlicher Prolet, der sich mit seinen platten Sprüchen der Presse anbiederte. Wallander saß wie ein kleiner Junge neben dem groß gewachsenen Abwehrhünen. "Ich freue mich auf Berlin. Das ist ein großer Fußballstandort und die Frauen sollen hier auch ganz geil sein", erklärte Krohammer einleitend und fuhr dann fort: "Ich bin sicher, dass ich für die Schwarze Faust eine wirkliche Verstärkung bin, damit dieser Club wieder nach oben zurückkehren kann." Wallander spuckte innerlich vor seinem Neuzugang aus. Wieder dachte er an das Telefonat. Vielleicht war es ja Kerstin Bengtsson. Nach der
Pressekonferenz stand er auf, verabschiedete sich von Ricken und Krohammer und ließ die beiden Proleten allein zurück.

Im Büro griff er zu seinem Handy und schaute sich die Nummer an.
Tatsächlich eine schwedische Nummer, frohlockte er. Wobei - schlimmstenfalls ist es sein missratener Sohn. Er wählte die Nummer und es meldete sich Kerstin Bengtsson. Als er ihre Stimme hörte, wurde der Raum mit einem Schlag heller. Vielleicht lag es auch daran, dass er beim Wählen der Nummer begonnen hatte, die Vorhänge zur Seite zu ziehen. "Ich habe über Dein Angebot nachgedacht. Ich will gerne in Deinem Verein arbeiten", sagte sie. "Patrik hat viel zu wenig Zeit, da kann ich auch gerne nach Berlin gehen, das fällt ihm doch gar nicht mehr auf", fuhr sie fort. Wallander hörte in ihrer Stimme große Enttäuschung. Frauen darf man nicht vernachlässigen, sondern muss sie beglücken, dachte sich Wallander. "Wie schnell kannst Du nach Berlin kommen", fragte Wallander. "Ich brauche nur ein Flugticket", antwortete sie. Wallander entgegnete darauf: "Das bekommst Du vom Verein, mach Dir keine Sorgen. Ich weise unsere Sekretärin an, ein Ticket zu buchen. Für Sonntag, dann hast Du noch Zeit ein paar Sachen zu packen und alles mit Freunden und so zu klären." Sie war sofort einverstanden. Sie beendeten das Gespräch. "Frau Kruppke, buchen sie sofort ein Ticket für eine Frau Kerstin Bengtsson aus Ystad. Sie fliegt Sonntag von Malmö nach Berlin. Es ist kein Rückflug notwendig. Danke", sagte er.

Es war nun bereits Nachmittag, Wallander hatte Hunger. Er ging essen, einen richtig fetten Döner. Ich muss auf meine Linie achten. Vielleicht werde ich demnächst auch mal wieder ein paar Runden auf dem Platz drehen. Das sieht immer vorbildlich für die Spieler aus, dachte sich Wallander und spülte den Gedanken mit einem Bier herunter.

Den 27. Juli beendete Wallander mit ein DVDs aus der Videothek.

Die Woche verging im Flug, Wallander war euphorisiert. Er hat seinem Sohn die Freundin abspenstig gemacht, nun würde er sie auch flachlegen. Am 30. Juli war noch die Vorstellung eines neuen Spielers. Ebenfalls ein Innenverteidiger. Es war ein Freund von Heiko Krohammer, für den der Verein 4 Millionen hinblätterte. Wallander war wieder angewidert. Warum spielen eigentlich nur Vollproleten in diesem Verein, fragte er sich. Er würde den nächsten Spieler unter Berücksichtigung des Schulabschlusses und kultureller Interessen verpflichten - egal, was Ricken dazu sagt. Wallander und Ricken spielten aber die Neuverpflichtung von Nicolas Neuendorf souverän runter.
Wallander dachte viel darüber nach, zwei neue Spieler für 11 Millionen, das ist viel Geld. Er hoffte, dass sie etwas bringen. Derzeit kämpft das Team darum, um in der Nähe der Aufstiegszone zu bleiben. Die beiden Neuen sollen den Traum von der Regionalliga Wirklichkeit werden lassen. Wallanders Arbeitswoche war vorüber, er freute sich nun schon auf Sonntag, er würde Kerstin Bengtsson wiedersehen.

geschrieben von KSD

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