4.522x gelesen 4x abonniert Ausgabe 27/24 02.07.2024 Wallanders Depesche Jetzt registrieren

Erster Heimsieg der Ära Wallander.

Wallander erwachte früh, um festzustellen, dass er zu früh aufgewacht war. Dies zeigte zumindest der Blick auf den Wecker. Der Verein kann warten, dachte er sich und drehte sich nochmal herum. Aber einschlafen konnte er nicht mehr. Zu wichtig waren die Dinge, über die er nachdenken musste. Er hatte sich in eine Sackgasse manövriert: ohne Ahnung von Fußball hat er einen Verein übernommen. Für ihn war der Verein das, was für einige bornierte Deutsche ihre Gartenzwergsammlung ist: ein Gegenstand, den man ab und an mal saubermacht und anderen präsentiert. Wie sollte er sich bei Rückschlägen verhalten? Soll er den Trainer entlassen? Das wäre die richtige Reaktion. Er nahm sich vor Stu Dettmero im Falle einer erneuten Niederlage zu entlassen. Dettmero war für ihn sowieso nur ein Speichellecker seines Vorgängers. Vertrauen hat er in ihn nicht. Zufrieden nickte er nochmal ein.
Es war neun Uhr, als er dann endgültig aufstand. Es war der Tag seines ersten Heimspiels.

Am Abend ging er ins Stadion. Für Ann-Britt hat er auch eine Karte besorgt. Als er im Stadioninneren angekommen war, traute er seinen Augen kaum. Nur 21.635 Zuschauer waren da, obwohl es über 44.000 Plätze gibt. Er würde weiter an der Öffentlichkeitsarbeit arbeiten müssen. Ann-Britt war aufgeregt, denn es war auch ihr erstes Fußballspiel überhaupt. Links neben Wallander stand ein übel riechender alter Mann. Wallander machte sich Gedanken, ob Ann-Britt glauben könnte, er selbst würde so stinken. Das war für ihn ein ernsthaftes Risiko. Seine Mission sollte auf keinen Fall an einem solchen Missverständnis scheitern. Er entschied sich zu handeln. In seinem Portemonnaie wühlte Wallander nach einem 10 €-Schein. Leider fand er keinen kleinen Schein. Nur 100 €-Scheine. Verärgert nahm er einen Schein heraus. Er sah sich zu dem Mann um. Der Anblick bestätigte die schlimmen Vorahnungen, die Wallander aufgrund des Geruchs hatte. Ungewaschenes, fettiges Haar, schiefe und dreckige Zähne, ein verdreckter Mantel, eine zerrissene Jeanshose, bis in die Poren beschmutzte Hände. Wallander ekelte sich. Sollte dieser Mann nun wirklich einen 100 €-Schein entweihen? Scheine, die solche Leute normaler Weise niemals sehen, geschweige denn anfassen würden? "Können sie bitte woanders hingehen? Sie stören mich. Nehmen sie einfach diesen Schein", sagte Wallander flüsternd. Der Penner nahm ihm den Schein aus der Hand. Bei der Berührung der Hände durchfuhr Wallander vollkommener Ekel. Ein Brechreiz stellte sich ein. Der Penner ging.

Das Spiel war erfolgreich. Die schwarze Faust 07 siegt mit einem 3:0 über die Hertha aus Zehlendorf. Zufriedenheit stellte sich bei Wallander ein. Ann-Britt hatte er im Gewühl in der Halbzeitpause schon verloren. Jetzt sollte er zur Pressekonferenz. Dort erklärte er, dass man dem Trainer total vertrauen würde und dass das Spiel das Vertrauen gerechtfertigt habe. Niemand hätte jemals die Absicht gehabt, den Trainer zu feuern. Er selbst sowieso nicht. Zufrieden über sein Verstellungstalent wollte er nach Hause. Doch Auto fahren konnte er nicht mehr. Zu viele Biere hatte er getrunken, als dass er noch ohne Sorge um den Führerschein ein Auto steuern könnte. Er nahm den Bus. Der Zufall sorgte dafür, dass er im Bus seinen Platznachbarn aus dem Stadion wiedertraf. Gemeinsam philosophierten sie noch über das Leben. Wallander gab sich jovial. Er wollte nicht anecken und nicht als etwas besseres wirken, was er ja tatsächlich auch war. Sie kehrten noch in einer Kneipe in Rudow ein. Es war ein nettes Lokal an der Hauptstraße. Weiß gestrichen, direkt an einem Sportplatz. Sie sahen das Ende des Pokalspiels von 1860 München gegen Hertha BSC Berlin. Er war kein Berliner und diese graue Maus des deutschen Fußballs langweilte ihn. Freiwillig würde er niemals ins Olympiastadion gehen. Doch er tat so, als ob er für Hertha wäre. Alles andere wäre ihm wohl auch schlecht bekommen. Irgendwann wurde er müde. Er erklärte dem Penner, von dem er mittlerweile wusste, dass er Harry heißt, was für seinen Geschmack schon zu viel Information war, dass er nach Hause wolle. "Ich lade dich ein, so ein Typ hat mir vorhin 100 € gegeben, damit ich im Stadion den Platz wechsle", sagte der Penner biertrunken. Wallander dachte sich, dass das wohl das Mindeste sei, was der Penner für ihn tun kann. Er bedankte sich und stolperte nach Hause. Müde fiel er am Abend des 23. September ins Bett.
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Ein großartiger Tag für Die schwarze Faust

Wallander parkte vor dem Bürokomplex in Berlin-Dahlem, in dem er die Verhandlungen mit einem Darlehensgeber führen wollte. Er stieg aus und lief die Postzuliefergasse entlang, wie in der E-Mail, die Ann-Gritt ihm ausgedruckt hatte, beschrieben war. Es war ein schönes Gebäude mit bronzefarbener Fassade, welche die schon herbstlich tief stehende Sonne reflektierte. Die Innenhöfe waren ideenreich mit Sträuchern und anderen Pflanzen begrünt. Mitarbeiter genossen ihre Raucherpause in den in Sonnenlicht getauchten Innenhöfen. Sie grüßten freundlich. Er beobachtete das Farbenspiel aus Bronzeblech, Rasengrün und Himmelblau. Wallander dachte darüber nach, hier auch einmal ein Büro zu eröffnen. Den dritten Eingang wählte er und kam in einen kalten Flur. Er hatte das Gefühl in einem Versorgungstrakt zu sein. Vielleicht lag er auch nicht so falsch, denn Putzkräfte, die in unserer modernen Sprache heute Raumpfleger heißen, kamen ihm entgegen und grüßten freundlich. Er kam dann aber in ein Büro, welches bis unter die Decke mit Büchern gefüllt war. In einer Sitzecke empfing ihn sein Verhandlungspartner. Wallander sah ihn misstrauisch an. Zu arrogant war der Blick des potentiellen Geldgebers, der tief versunken in seinem Sessel saß und Wallander einen Platz anbot. Hier musste er jetzt durch, der Verein braucht das Geld. Gerne hätte er diesem Lackaffen einen Sessel ins Gesicht geschleudert, aber er musste sich beherrschen: "Ich freue mich, sie kennen zu lernen. Ich bin froh, dass ich ihr Büro gefunden habe, es liegt wirklich wunderschön." Wallander überkam ein Schauer bei so viel Schleim, so kannte er sich gar nicht, aber das Projekt lag ihm am Herzen. Es folgten zähe Verhandlungen, die immer wieder durch andere Personen gestört wurden. Am Ende stand das Darlehen. Erfreut verließ Wallander das Büro. Endlich raus, dachte er sich.
Er fuhr über die Berliner Stadtautobahn wieder nach Neukölln. Und hier soll er länger arbeiten? In einer Stadt, in der man nicht mal flüssig über die Autobahn kommt. Er hatte kein Verständnis für die Verkehrsprobleme der Berliner. Wenn er den Verein gerettet hat, würde er bestimmt Politiker werden und sich für den vier- oder fünfspurigen Ausbau der Stadtautobahn und die Freigabe bis Tempo 130 einsetzen. Ganz bestimmt. Aber vielleicht würde er auch wieder die Stadt verlassen.
In der Geschäftsstelle angekommen, begutachtete er sein Türschild. "Kurt Wallander" stand in der ersten Zeile, in der zweiten "Kommissarischer Geschäftsführer" folgte darunter. Beides in schwarzen Lettern auf goldenem Grund. Etwas störte ihn daran. War es die Abwertung seiner Position durch die zweite Schildzeile? War es der lange Titel, der auf seinem Schild stand? Er wusste es nicht, aber er würde darüber nachdenken. Eines störte ihn in jedem Fall: er hat Ann-Britt noch nicht herumbekommen. Aber das würde er schon noch schaffen. Er öffnete die Bürotür und ging zum Schreibtisch. Dort unterzeichnete er die ersten Anweisungen mit dem neuen Geld. Die Hypotheken zahlte er mit einem Schlag ab, die Pressestelle sollte in den nächsten Tagen viel Aktion machen und die Lager von Gastronomie und Fan-Shop füllte er wieder auf. Erst jetzt merkte er, wie anstrengend und komplex die Arbeit als Manager eines Fußballvereins ist. Einen Espresso brauche ich unbedingt, dachte er sich. Er rief Ann-Britt zu sich und gab ihr eine wichtige Aufgabe: "Besorgen sie eine Kaffeemaschine. Aber nicht so ein billiges Ding. Ich brauche etwas für Espresso und Latte macchiato. Also so richtig mit Milchaufschäumer und so. Schaffen sie das?" Mit einem Nicken notierte Ann-Britt sich das in ihren Notizblock und verschwand. Wallander stand auf und ging zur Tür. Er begutachtete erneut sein Türschild, aber er merkte nicht, was ihn störte. Frustriert legte er sich hin und nahm die Tageszeitung zur Hand. Im Lesen nickte er ein und träumte.
Er stand in seinem Büro und bediente den Milchaufschäumer an seinem neuen Kaffeevollautomaten. Doch das Gerät hörte nicht auf, die Milch sahnig zu schäumen. Überall spritzte der Milchschaum. Viel bekam auch Ann-Britt ab, es lief er am Mund herunter über ihren leicht gebräunten Körper. Auch an die Wände spritzte es und an die Tür. Er sah Ann-Britt, wie sie den Schaum von der Tür entfernte und sein Namensschild blank putzte.
Wallander erwachte schweißgebadet und mit Herzrasen. Er sprang auf und riß dabei das kleine Beistelltischchen um, von dem er immer noch nicht wusste, ob es wirklich aus Kirschholz war oder er sich nur darin täuschte. Er rannte zur Tür, zog sie auf, so dass ein Beobachter hätte fürchten müssen, er reiße sie aus den Angeln. Er sah auf das Schild und jetzt war ihm klar, was ihn störte. "Ann-Britt", brüllte er aus Leibeskräften durch die geräumige Geschäftsstelle, "kommen sie sofort her." Schnell kam Ann-Britt zu ihm. Ehe sie fragen konnte, weswegen er so aufgebracht sei, begann er: "Wie lange arbeiten sie schon bei mir?" - "Vier Monate." - "Sie kennen mich also vier Monate und bestellen mir ein mattes Türschildchen? Finden sie nicht auch, dass ein glänzendes viel besser zu mir passt?" Ann-Britt schwieg. Würde sie ehrlich antworten, wäre sie wohl gefeuert. Als Wallander wieder an Fassung gewonnen hatte, sagte er: "Besorgen sie ein glänzendes Schild. Und jetzt an die Arbeit." Er ging ins Büro zurück und warf vor ihrer Nase die Tür ebenso heftig zu, wie er sie geöffnet hatte. Ihre Nase blutete. Ann-Britt ging in ihr Büro und telefonierte mit dem Verkäufer der Türschildchen.
Wallander hob vorsichtig das Tischchen hoch und fand seinen Zettel von gestern wieder. Er entschied sich nun Feierabend zu machen. Nach dem Tageseinkauf fuhr er in sein neues Domizil, das er von einem Freund vorübergehend bekommen hatte. Es lag in Rudow, kurz vor dem Stadtrand. Er sah sich den großen Garten beeindruckt an: gepflegter Rasen, ordentlich beschnittene Sträucher, kultivierte Obstbäume, eine Teichanlage mit Wasserfall. Dies wollte er nun von der Veranda aus genießen. Mit einem Glas Rotwein und einem kleinen Imbiss setzte er sich raus. Wolken zogen auf, es blieb aber trocken. Der 22. September endete nicht so schön, wie er begonnen hatte.
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Upps... sind schon in der Regionalliga, das wird schwer!

Der 22. September begann klar: der Himmel war blau und die Sonne schien. Die Kühle der Nacht wich spätsommerlicher Wärme. Das Licht der Sonne brach am Fensterglas. Wallander hatte die Nacht auf der Couch in seinem neuen Büro verbracht. Es hatte ihn nicht gestört, denn er kannte das schon von früher, als seine Frau ihn manchmal nicht ins Bett ließ, weil sie glaubte, er wäre fremd gegangen. Sie hatte ja recht, aber wunderte sie sich wirklich darüber, wenn sie in den Spiegel sah?

Als er erwachte, hatte er das Gefühl, dass ihm am gestrigen Tag irgendetwas entgangen war. Aber was? Er schaute auf den Spielberichtsbogen des Liga-Spiels, der auf dem Schreibtisch lag. Und es fiel ihm wie Schuppen von den Augen: Die schwarze Faust 07 ist bereits Regionalligist und er dachte, er hätte einen Zweitligisten übernommen. Warum hatte ihm das niemand gesagt? Doch nun war es zu spät, er hat sich blamiert. Zumindest Ann-Britt hätte es ihm sagen müssen, sie wusste es doch. Jetzt wird er sie wohl entlassen, nachdem er sie geknackt hat.

Heute stehen Verhandlungen über ein Darlehen eines Freundes des alten Managers an. Vielleicht trägt er ja dazu bei, den Verein zu retten. 5 Millionen Euro sind im Gespräch. Wallander spürte Hoffnung in sich aufsteigen.
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Überraschende Wende

Es war ein lauer Septembertag, als der Insolvenzverwalter Kurt Wallander die Geschäftsstelle von Die schwarze Faust 07 betrat. Draußen roch es schon nach Herbst, man konnte förmlich die Blätter riechen, die von den Straßenbäumen der Buschkrugallee zu Boden fielen. Wallander steckte den Schlüssel in das Schloß der Geschäftsstelle. Einen Erfolg hatte er schon vom Dienstschreibtisch aus erwirkt: der befürchtete Lizenzentzug konnte abgewendet werden und die Mannschaft tritt weiterhin in der 2. Bundesliga an. Und nun betrat er das Heiligtum des Vereins und will selbst dieses große Stück Tradition retten, den Verein wieder aufwärts führen.
"Hier wurde eine Weile nicht Staub gewischt", stellte Wallander mit einem Anflug von Zynismus fest, nachdem er mit den Fingern über das Treppengeländer aus Eichenholz gegangen war. Langsam schleppte er sich mit seinem Troß in das Obergeschoss. Am Büro mit dem Schild KSD blieb Wallander stehen. Er schloss die Tür auf und betrat den Raum. Es roch nicht mehr nach Herbst, sondern nur noch muffig. "Anne-Gret, lüften sie bitte. Und morgen möchte ich ein Schild mit meinem Namen an der Tür sehen. Ich bereite jetzt die Pressekonferenz vor. Die Journalisten kommen bald und ich will sie nicht enttäuschen, sorgen sie dafür, dass ich bis dahin nicht gestört werde", sagte Wallander seiner Vorzimmerdame Ann-Britt Höglund. Ann-Britt ging rasch aus Wallanders neuem Büro und schloß die Tür hinter sich.
Wallander ließ sich auf die klobige Ledercouch seines Vorgängers fallen. Er würde ihn ausfinding machen und besuchen, nahm er sich vor. Irgendwo bei der Armenspeisung würde er ihn schon finden. Doch nun musste er sich sammeln, Notizen machen, um mit der Presse zu reden. Die Zeit verging zügig. Nach einer halben Stunde machte er sich in den Pressekonferenzraum auf. Das Leder der Couch quietschte, als er aufstand. Der Dielenboden knarzte. Er machte sich Gedanken, ob er das Jacket anlassen sollte oder ob es besser ist, es auszuziehen und die Hemdsärmel hochzukrämpeln. Doch er erinnerte sich des Kaffeeflecks an der Schulter, da er sich beim Frühstück zu blöd angestellt, aber auch keine Zeit mehr hatte, das Hemd zu wechseln. Er ging hinab und kam in den Raum der Konferenz. Auf dem Podium saß schon Trainer Stu Dettmero. Ihn hatte er hierher bestellen lassen. In Kenntnis über die neuen Vorgänge war der Trainer noch nicht. Ann-Britt eröffnete die Pressekonferenz. Wallander suchte in seiner Jackettasche seine Notizen. Doch ihm fiel ein, dass er sie auf den Beistelltisch neben der Couch abgelegt hatte. Er überlegte kurz, ob der Beistelltisch aus Kirschholz war. Was könnte es sonst sein, denn so dunkles Holz sieht man selten, dachte er sich. Als Ann-Britt mit den Worten "Herr Wallander wird ihnen alles weitere erläutern" endete , entschied sich Wallander die kurze Ansprache frei zu halten. "Sehr geehrte Damen und Herren, sie waren sicherlich überrascht, als das Telefax mit der Einladung zur Pressekonferenz bei ihren Redaktionen einging. Der Verein gilt ja als tot. Ich bekam die Akte auf den Tisch, um ihn abzuwickeln. Jedoch will ich dieses Stück Tradition erhalten und verhandle mit den Gläubigern. Ich werde nichts abwickeln, sondern entwickeln. Der Verein wird in die Regionalliga absteigen, das steht jetzt schon am 3. Spieltag fest. Vielleicht verhindern wir den freien Fall in die Oberliga, aber auch das kann ich nicht versprechen. Ich will den Mythos erhalten. Zuerst werden wir schrittweise die Zuschauerzahlen verbessern, dann folgen weitere Investitionen. Wir brauchen viel Geduld. Vielleicht werden wir personell Abstriche machen müssen" - bei diesen Worten wurde Stu Dettmero blass, hat man ihn zu seiner beruflichen Exekution gerufen, fragte er sich selbst. Dabei wollte er seinen Abgang selbst bestimmen - "Arbeitsplatgarantien gibt es nur für den Trainer, den Co-Trainer, den Jugendtrainer und die Merchandise-Managerin. Mehr kann ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen, ich muss mir ein genaueres Bild machen. Ich danke für ihre Aufmerksamkeit, Fragen sind nicht zugelassen", endete Wallander. Er posierte dann für die Photografen gemeinsam mit dem Trainer.
Sein nächster Weg führte ihn zu den Trägern des Erfolgs: zum Team. Er verließ die Geschäftsstelle und ging zu den Kabinen. Schweißgeruch machte sich in seiner Nase breit, doch er ging weiter. In der Kabine angekommen grölten die Spieler herum, sie schienen ihn nicht wahrzunehmen. Auch ein Räuspern half nicht. Er griff zu einer herumstehenden leeren Bierflasche und zerschlug sie an einem Spind. Stille kehrte ein. Nur ein Pfurz von Mike Wetklo und Kichern von allen Seiten unterbrachen die Stille. "Freunde, ich bin der Insolvenzverwalter dieses Vereins. Viele von euch kennen dieses Wort nicht, das macht aber auch nichts. Versucht einfach so gut zu spielen, wie ihr könnt. Mich stört es aber auch nicht, wenn ihr über euch hinauswachst. Das war es auch schon. Ich will euch nicht weiter stören", sagte Wallander, schob mit dem Fuß eine Flaschensplitter zur Seite und ging hinaus. Er kehrte wieder in die Geschäftsstelle zurück, ging aber nicht sofort in sein Büro, sondern lugte durch den Türschlitz von Ann-Britts Büro. Sie hat ihre Beine auf den Schreibtisch ausgestreckt, wodurch sie mehr in ihrem Bürostuhl lag als saß. Dabei telefonierte sie. Sie merkte, dass sie beobachtet wurde und winkte ihn hinein. In ihm kam Freude auf, es war das Gefühl, das er immer wieder beim Anblick von Frauen Anfang 20 hatte. Sie könnte seine Tochter sein, aber das spielte keine Rolle. Für seine chronisch eifersüchtige Ehefrau aber schon. Sie hatte aber schon bei Ann-Britts Vorvorgängerin das Handtuch geworfen und sich erhängt - am Heiligen Abend. Wallander hatte seine Familie vollkommen vergessen, während er mit seiner Linda damals im Bett lag. Als er nach Hause kam, war es zu spät: unter dem Tannenbaum lag nicht eine langweilige Krawatte, wie sie seine Frau ihm jedes Jahr schenkte, sondern seine Frau. Ein besseres Geschenk hätte er sich nicht vorstellen können, nur für seine Kinder tat es ihm leid. Aber wenigstens musste er sein Weihnachtsgeschenk nicht umtauschen wie all die anderen Jahre. Mit Schaudern erinnerte er sich des Stresses im Nachweihnachtsgeschäft. Vollgefressene Leute, die die Wirklichkeit gewordenen Fehleinschätzungen ihrer Liebsten in Bares umwandeln wollten. Schnell begrub er den Gedanken an jene schneereiche Nacht in Malmö. Wie lange würde er brauchen, um Ann-Britt flachzulegen? Noch im Gedanken klingelte Ann-Britts Handy, sie musste Feierabend machen. Frustriert zog Wallander sich in sein Büro zurück. Das Schild an der Tür würde hoffentlich morgen ausgetauscht. Er legte sich auf die Ledercouch und dachte darüber nach, dass er am nächsten Tag Kraft brauchen würde. Schließlich wollte er Ann-Britt knacken. Es war mittlerweile schon Abend geworden. Bald nickte er weg. Es war der Abend eines viel zu lauen 21. Septembers, aber ein würdiger letzter kalendarischer Sommertag. Morgen ist mit der Tag-und-Nacht-Gleiche Herbstanfang. Wallander träumte von Ann-Britt.
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Insolvenzbedingter Lizenzentzug

Aus finanziellen Gründen ist dieser Verein nicht zu retten.
Der Vorsitzende bedankt sich bei allen Freunden, die die Geschichte des Vereins über nunmehr 13 Spielzeiten begleiteten.

Das es ausgerechnet die 13. Spielzeit sein muss... diese verfluchte Zahl.

Hiermit schließe ich das Vereinsheim ein letztes mal zu.
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Beim nächsten Mal

"meim nächsten mal läufts besser!" so Trainer Dettmero.

Wir Wünschen sowohl Picaldi als auch Wyver viel glück. Möge der bessere gewinnen.
"Ich werde mir das Spiel um den Titel ansehen, ist doch verständlich!" so der Lord der Finsteren.
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