Erster Heimsieg der Ära Wallander.
Wallander erwachte früh, um festzustellen, dass er zu früh aufgewacht war. Dies
zeigte zumindest der Blick auf den Wecker. Der Verein kann warten, dachte er
sich und drehte sich nochmal herum. Aber einschlafen konnte er nicht mehr. Zu
wichtig waren die Dinge, über die er nachdenken musste. Er hatte sich in eine
Sackgasse manövriert: ohne Ahnung von Fußball hat er einen Verein übernommen.
Für ihn war der Verein das, was für einige bornierte Deutsche ihre
Gartenzwergsammlung ist: ein Gegenstand, den man ab und an mal saubermacht und
anderen präsentiert. Wie sollte er sich bei Rückschlägen verhalten? Soll er den
Trainer entlassen? Das wäre die richtige Reaktion. Er nahm sich vor Stu Dettmero
im Falle einer erneuten Niederlage zu entlassen. Dettmero war für ihn sowieso
nur ein Speichellecker seines Vorgängers. Vertrauen hat er in ihn nicht.
Zufrieden nickte er nochmal ein.
Es war neun Uhr, als er dann endgültig aufstand. Es war der Tag seines ersten
Heimspiels.
Am Abend ging er ins Stadion. Für Ann-Britt hat er auch eine Karte besorgt. Als
er im Stadioninneren angekommen war, traute er seinen Augen kaum. Nur 21.635
Zuschauer waren da, obwohl es über 44.000 Plätze gibt. Er würde weiter an der
Öffentlichkeitsarbeit arbeiten müssen. Ann-Britt war aufgeregt, denn es war auch
ihr erstes Fußballspiel überhaupt. Links neben Wallander stand ein übel
riechender alter Mann. Wallander machte sich Gedanken, ob Ann-Britt glauben
könnte, er selbst würde so stinken. Das war für ihn ein ernsthaftes Risiko.
Seine Mission sollte auf keinen Fall an einem solchen Missverständnis scheitern.
Er entschied sich zu handeln. In seinem Portemonnaie wühlte Wallander nach einem
10 €-Schein. Leider fand er keinen kleinen Schein. Nur 100 €-Scheine. Verärgert
nahm er einen Schein heraus. Er sah sich zu dem Mann um. Der Anblick bestätigte
die schlimmen Vorahnungen, die Wallander aufgrund des Geruchs hatte.
Ungewaschenes, fettiges Haar, schiefe und dreckige Zähne, ein verdreckter
Mantel, eine zerrissene Jeanshose, bis in die Poren beschmutzte Hände. Wallander
ekelte sich. Sollte dieser Mann nun wirklich einen 100 €-Schein entweihen?
Scheine, die solche Leute normaler Weise niemals sehen, geschweige denn anfassen
würden? "Können sie bitte woanders hingehen? Sie stören mich. Nehmen sie
einfach diesen Schein", sagte Wallander flüsternd. Der Penner nahm ihm den
Schein aus der Hand. Bei der Berührung der Hände durchfuhr Wallander
vollkommener Ekel. Ein Brechreiz stellte sich ein. Der Penner ging.
Das Spiel war erfolgreich. Die schwarze Faust 07 siegt mit einem 3:0 über die
Hertha aus Zehlendorf. Zufriedenheit stellte sich bei Wallander ein. Ann-Britt
hatte er im Gewühl in der Halbzeitpause schon verloren. Jetzt sollte er zur
Pressekonferenz. Dort erklärte er, dass man dem Trainer total vertrauen würde
und dass das Spiel das Vertrauen gerechtfertigt habe. Niemand hätte jemals die
Absicht gehabt, den Trainer zu feuern. Er selbst sowieso nicht. Zufrieden über
sein Verstellungstalent wollte er nach Hause. Doch Auto fahren konnte er nicht
mehr. Zu viele Biere hatte er getrunken, als dass er noch ohne Sorge um den
Führerschein ein Auto steuern könnte. Er nahm den Bus. Der Zufall sorgte dafür,
dass er im Bus seinen Platznachbarn aus dem Stadion wiedertraf. Gemeinsam
philosophierten sie noch über das Leben. Wallander gab sich jovial. Er wollte
nicht anecken und nicht als etwas besseres wirken, was er ja tatsächlich auch
war. Sie kehrten noch in einer Kneipe in Rudow ein. Es war ein nettes Lokal an
der Hauptstraße. Weiß gestrichen, direkt an einem Sportplatz. Sie sahen das Ende
des Pokalspiels von 1860 München gegen Hertha BSC Berlin. Er war kein Berliner
und diese graue Maus des deutschen Fußballs langweilte ihn. Freiwillig würde er
niemals ins Olympiastadion gehen. Doch er tat so, als ob er für Hertha wäre.
Alles andere wäre ihm wohl auch schlecht bekommen. Irgendwann wurde er müde. Er
erklärte dem Penner, von dem er mittlerweile wusste, dass er Harry heißt, was
für seinen Geschmack schon zu viel Information war, dass er nach Hause wolle.
"Ich lade dich ein, so ein Typ hat mir vorhin 100 € gegeben, damit ich im
Stadion den Platz wechsle", sagte der Penner biertrunken. Wallander dachte
sich, dass das wohl das Mindeste sei, was der Penner für ihn tun kann. Er
bedankte sich und stolperte nach Hause. Müde fiel er am Abend des 23. September
ins Bett.
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Verfasst am : 24.09.2009 00:02
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Ein großartiger Tag für Die schwarze Faust
Wallander parkte vor dem Bürokomplex in Berlin-Dahlem, in dem er die
Verhandlungen mit einem Darlehensgeber führen wollte. Er stieg aus und lief die
Postzuliefergasse entlang, wie in der E-Mail, die Ann-Gritt ihm ausgedruckt
hatte, beschrieben war. Es war ein schönes Gebäude mit bronzefarbener Fassade,
welche die schon herbstlich tief stehende Sonne reflektierte. Die Innenhöfe
waren ideenreich mit Sträuchern und anderen Pflanzen begrünt. Mitarbeiter
genossen ihre Raucherpause in den in Sonnenlicht getauchten Innenhöfen. Sie
grüßten freundlich. Er beobachtete das Farbenspiel aus Bronzeblech, Rasengrün
und Himmelblau. Wallander dachte darüber nach, hier auch einmal ein Büro zu
eröffnen. Den dritten Eingang wählte er und kam in einen kalten Flur. Er hatte
das Gefühl in einem Versorgungstrakt zu sein. Vielleicht lag er auch nicht so
falsch, denn Putzkräfte, die in unserer modernen Sprache heute Raumpfleger
heißen, kamen ihm entgegen und grüßten freundlich. Er kam dann aber in ein Büro,
welches bis unter die Decke mit Büchern gefüllt war. In einer Sitzecke empfing
ihn sein Verhandlungspartner. Wallander sah ihn misstrauisch an. Zu arrogant war
der Blick des potentiellen Geldgebers, der tief versunken in seinem Sessel saß
und Wallander einen Platz anbot. Hier musste er jetzt durch, der Verein braucht
das Geld. Gerne hätte er diesem Lackaffen einen Sessel ins Gesicht geschleudert,
aber er musste sich beherrschen: "Ich freue mich, sie kennen zu lernen. Ich
bin froh, dass ich ihr Büro gefunden habe, es liegt wirklich wunderschön."
Wallander überkam ein Schauer bei so viel Schleim, so kannte er sich gar nicht,
aber das Projekt lag ihm am Herzen. Es folgten zähe Verhandlungen, die immer
wieder durch andere Personen gestört wurden. Am Ende stand das Darlehen. Erfreut
verließ Wallander das Büro. Endlich raus, dachte er sich.
Er fuhr über die Berliner Stadtautobahn wieder nach Neukölln. Und hier soll er
länger arbeiten? In einer Stadt, in der man nicht mal flüssig über die Autobahn
kommt. Er hatte kein Verständnis für die Verkehrsprobleme der Berliner. Wenn er
den Verein gerettet hat, würde er bestimmt Politiker werden und sich für den
vier- oder fünfspurigen Ausbau der Stadtautobahn und die Freigabe bis Tempo 130
einsetzen. Ganz bestimmt. Aber vielleicht würde er auch wieder die Stadt
verlassen.
In der Geschäftsstelle angekommen, begutachtete er sein Türschild. "Kurt
Wallander" stand in der ersten Zeile, in der zweiten "Kommissarischer
Geschäftsführer" folgte darunter. Beides in schwarzen Lettern auf goldenem
Grund. Etwas störte ihn daran. War es die Abwertung seiner Position durch die
zweite Schildzeile? War es der lange Titel, der auf seinem Schild stand? Er
wusste es nicht, aber er würde darüber nachdenken. Eines störte ihn in jedem
Fall: er hat Ann-Britt noch nicht herumbekommen. Aber das würde er schon noch
schaffen. Er öffnete die Bürotür und ging zum Schreibtisch. Dort unterzeichnete
er die ersten Anweisungen mit dem neuen Geld. Die Hypotheken zahlte er mit einem
Schlag ab, die Pressestelle sollte in den nächsten Tagen viel Aktion machen und
die Lager von Gastronomie und Fan-Shop füllte er wieder auf. Erst jetzt merkte
er, wie anstrengend und komplex die Arbeit als Manager eines Fußballvereins ist.
Einen Espresso brauche ich unbedingt, dachte er sich. Er rief Ann-Britt zu sich
und gab ihr eine wichtige Aufgabe: "Besorgen sie eine Kaffeemaschine. Aber
nicht so ein billiges Ding. Ich brauche etwas für Espresso und Latte macchiato.
Also so richtig mit Milchaufschäumer und so. Schaffen sie das?" Mit einem
Nicken notierte Ann-Britt sich das in ihren Notizblock und verschwand. Wallander
stand auf und ging zur Tür. Er begutachtete erneut sein Türschild, aber er
merkte nicht, was ihn störte. Frustriert legte er sich hin und nahm die
Tageszeitung zur Hand. Im Lesen nickte er ein und träumte.
Er stand in seinem Büro und bediente den
Milchaufschäumer an seinem neuen Kaffeevollautomaten. Doch das Gerät hörte nicht
auf, die Milch sahnig zu schäumen. Überall spritzte der Milchschaum. Viel bekam
auch Ann-Britt ab, es lief er am Mund herunter über ihren leicht gebräunten
Körper. Auch an die Wände spritzte es und an die Tür. Er sah Ann-Britt, wie sie
den Schaum von der Tür entfernte und sein Namensschild blank putzte.
Wallander erwachte schweißgebadet und mit Herzrasen. Er sprang auf und riß dabei
das kleine Beistelltischchen um, von dem er immer noch nicht wusste, ob es
wirklich aus Kirschholz war oder er sich nur darin täuschte. Er rannte zur Tür,
zog sie auf, so dass ein Beobachter hätte fürchten müssen, er reiße sie aus den
Angeln. Er sah auf das Schild und jetzt war ihm klar, was ihn störte.
"Ann-Britt", brüllte er aus Leibeskräften durch die geräumige
Geschäftsstelle, "kommen sie sofort her." Schnell kam Ann-Britt zu
ihm. Ehe sie fragen konnte, weswegen er so aufgebracht sei, begann er: "Wie
lange arbeiten sie schon bei mir?" - "Vier Monate." - "Sie
kennen mich also vier Monate und bestellen mir ein mattes Türschildchen? Finden
sie nicht auch, dass ein glänzendes viel besser zu mir passt?" Ann-Britt
schwieg. Würde sie ehrlich antworten, wäre sie wohl gefeuert. Als Wallander
wieder an Fassung gewonnen hatte, sagte er: "Besorgen sie ein glänzendes
Schild. Und jetzt an die Arbeit." Er ging ins Büro zurück und warf vor
ihrer Nase die Tür ebenso heftig zu, wie er sie geöffnet hatte. Ihre Nase
blutete. Ann-Britt ging in ihr Büro und telefonierte mit dem Verkäufer der
Türschildchen.
Wallander hob vorsichtig das Tischchen hoch und fand seinen Zettel von gestern
wieder. Er entschied sich nun Feierabend zu machen. Nach dem Tageseinkauf fuhr
er in sein neues Domizil, das er von einem Freund vorübergehend bekommen hatte.
Es lag in Rudow, kurz vor dem Stadtrand. Er sah sich den großen Garten
beeindruckt an: gepflegter Rasen, ordentlich beschnittene Sträucher, kultivierte
Obstbäume, eine Teichanlage mit Wasserfall. Dies wollte er nun von der Veranda
aus genießen. Mit einem Glas Rotwein und einem kleinen Imbiss setzte er sich
raus. Wolken zogen auf, es blieb aber trocken. Der 22. September endete nicht so
schön, wie er begonnen hatte.
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Verfasst am : 22.09.2009 23:57
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Upps... sind schon in der Regionalliga, das wird schwer!
Der 22. September begann klar: der Himmel war blau und die Sonne schien. Die
Kühle der Nacht wich spätsommerlicher Wärme. Das Licht der Sonne brach am
Fensterglas. Wallander hatte die Nacht auf der Couch in seinem neuen Büro
verbracht. Es hatte ihn nicht gestört, denn er kannte das schon von früher, als
seine Frau ihn manchmal nicht ins Bett ließ, weil sie glaubte, er wäre fremd
gegangen. Sie hatte ja recht, aber wunderte sie sich wirklich darüber, wenn sie
in den Spiegel sah?
Als er erwachte, hatte er das Gefühl, dass ihm am gestrigen Tag irgendetwas
entgangen war. Aber was? Er schaute auf den Spielberichtsbogen des Liga-Spiels,
der auf dem Schreibtisch lag. Und es fiel ihm wie Schuppen von den Augen: Die
schwarze Faust 07 ist bereits
Regionalligist und er dachte, er hätte einen Zweitligisten übernommen. Warum
hatte ihm das niemand gesagt? Doch nun war es zu spät, er hat sich blamiert.
Zumindest Ann-Britt hätte es ihm sagen müssen, sie wusste es doch. Jetzt wird er
sie wohl entlassen, nachdem er sie geknackt hat.
Heute stehen Verhandlungen über ein Darlehen eines Freundes des alten Managers
an. Vielleicht trägt er ja dazu bei, den Verein zu retten. 5 Millionen Euro sind
im Gespräch. Wallander spürte Hoffnung in sich aufsteigen.
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Verfasst am : 22.09.2009 09:32
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Überraschende Wende
Es war ein lauer Septembertag, als der Insolvenzverwalter Kurt Wallander die
Geschäftsstelle von Die schwarze Faust 07 betrat. Draußen roch es schon nach
Herbst, man konnte förmlich die Blätter riechen, die von den Straßenbäumen der
Buschkrugallee zu Boden fielen. Wallander steckte den Schlüssel in das Schloß
der Geschäftsstelle. Einen Erfolg hatte er schon vom Dienstschreibtisch aus
erwirkt: der befürchtete Lizenzentzug konnte abgewendet werden und die
Mannschaft tritt weiterhin in der 2. Bundesliga an. Und nun betrat er das
Heiligtum des Vereins und will selbst dieses große Stück Tradition retten, den
Verein wieder aufwärts führen.
"Hier wurde eine Weile nicht Staub gewischt", stellte Wallander mit
einem Anflug von Zynismus fest, nachdem er mit den Fingern über das
Treppengeländer aus Eichenholz gegangen war. Langsam schleppte er sich mit
seinem Troß in das Obergeschoss. Am Büro mit dem Schild KSD blieb Wallander stehen. Er schloss die Tür
auf und betrat den Raum. Es roch nicht mehr nach Herbst, sondern nur noch
muffig. "Anne-Gret, lüften sie bitte. Und morgen möchte ich ein Schild mit
meinem Namen an der Tür sehen. Ich bereite jetzt die Pressekonferenz vor. Die
Journalisten kommen bald und ich will sie nicht enttäuschen, sorgen sie dafür,
dass ich bis dahin nicht gestört werde", sagte Wallander seiner
Vorzimmerdame Ann-Britt Höglund. Ann-Britt ging rasch aus Wallanders neuem Büro
und schloß die Tür hinter sich.
Wallander ließ sich auf die klobige Ledercouch seines Vorgängers fallen. Er
würde ihn ausfinding machen und besuchen, nahm er sich vor. Irgendwo bei der
Armenspeisung würde er ihn schon finden. Doch nun musste er sich sammeln,
Notizen machen, um mit der Presse zu reden. Die Zeit verging zügig. Nach einer
halben Stunde machte er sich in den Pressekonferenzraum auf. Das Leder der Couch
quietschte, als er aufstand. Der Dielenboden knarzte. Er machte sich Gedanken,
ob er das Jacket anlassen sollte oder ob es besser ist, es auszuziehen und die
Hemdsärmel hochzukrämpeln. Doch er erinnerte sich des Kaffeeflecks an der
Schulter, da er sich beim Frühstück zu blöd angestellt, aber auch keine Zeit
mehr hatte, das Hemd zu wechseln. Er ging hinab und kam in den Raum der
Konferenz. Auf dem Podium saß schon Trainer Stu Dettmero. Ihn hatte er hierher
bestellen lassen. In Kenntnis über die neuen Vorgänge war der Trainer noch
nicht. Ann-Britt eröffnete die Pressekonferenz. Wallander suchte in seiner
Jackettasche seine Notizen. Doch ihm fiel ein, dass er sie auf den Beistelltisch
neben der Couch abgelegt hatte. Er überlegte kurz, ob der Beistelltisch aus
Kirschholz war. Was könnte es sonst sein, denn so dunkles Holz sieht man selten,
dachte er sich. Als Ann-Britt mit den Worten "Herr Wallander wird ihnen
alles weitere erläutern" endete , entschied sich Wallander die kurze
Ansprache frei zu halten. "Sehr geehrte Damen und Herren, sie waren
sicherlich überrascht, als das Telefax mit der Einladung zur Pressekonferenz bei
ihren Redaktionen einging. Der Verein gilt ja als tot. Ich bekam die Akte auf
den Tisch, um ihn abzuwickeln. Jedoch will ich dieses Stück Tradition erhalten
und verhandle mit den Gläubigern. Ich werde nichts abwickeln, sondern
entwickeln. Der Verein wird in die Regionalliga absteigen, das steht jetzt schon
am 3. Spieltag fest. Vielleicht verhindern wir den freien Fall in die Oberliga,
aber auch das kann ich nicht versprechen. Ich will den Mythos erhalten. Zuerst
werden wir schrittweise die Zuschauerzahlen verbessern, dann folgen weitere
Investitionen. Wir brauchen viel Geduld. Vielleicht werden wir personell
Abstriche machen müssen" - bei diesen Worten wurde Stu Dettmero blass, hat
man ihn zu seiner beruflichen Exekution gerufen, fragte er sich selbst. Dabei
wollte er seinen Abgang selbst bestimmen - "Arbeitsplatgarantien gibt es
nur für den Trainer, den Co-Trainer, den Jugendtrainer und die
Merchandise-Managerin. Mehr kann ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen, ich
muss mir ein genaueres Bild machen. Ich danke für ihre Aufmerksamkeit, Fragen
sind nicht zugelassen", endete Wallander. Er posierte dann für die
Photografen gemeinsam mit dem Trainer.
Sein nächster Weg führte ihn zu den Trägern des Erfolgs: zum Team. Er verließ
die Geschäftsstelle und ging zu den Kabinen. Schweißgeruch machte sich in seiner
Nase breit, doch er ging weiter. In der Kabine angekommen grölten die Spieler
herum, sie schienen ihn nicht wahrzunehmen. Auch ein Räuspern half nicht. Er
griff zu einer herumstehenden leeren Bierflasche und zerschlug sie an einem
Spind. Stille kehrte ein. Nur ein Pfurz von Mike Wetklo und Kichern von allen
Seiten unterbrachen die Stille. "Freunde, ich bin der Insolvenzverwalter
dieses Vereins. Viele von euch kennen dieses Wort nicht, das macht aber auch
nichts. Versucht einfach so gut zu spielen, wie ihr könnt. Mich stört es aber
auch nicht, wenn ihr über euch hinauswachst. Das war es auch schon. Ich will
euch nicht weiter stören", sagte Wallander, schob mit dem Fuß eine
Flaschensplitter zur Seite und ging hinaus. Er kehrte wieder in die
Geschäftsstelle zurück, ging aber nicht sofort in sein Büro, sondern lugte durch
den Türschlitz von Ann-Britts Büro. Sie hat ihre Beine auf den Schreibtisch
ausgestreckt, wodurch sie mehr in ihrem Bürostuhl lag als saß. Dabei
telefonierte sie. Sie merkte, dass sie beobachtet wurde und winkte ihn hinein.
In ihm kam Freude auf, es war das Gefühl, das er immer wieder beim Anblick von
Frauen Anfang 20 hatte. Sie könnte seine Tochter sein, aber das spielte keine
Rolle. Für seine chronisch eifersüchtige Ehefrau aber schon. Sie hatte aber
schon bei Ann-Britts Vorvorgängerin das Handtuch geworfen und sich erhängt - am
Heiligen Abend. Wallander hatte seine Familie vollkommen vergessen, während er
mit seiner Linda damals im Bett lag. Als er nach Hause kam, war es zu spät:
unter dem Tannenbaum lag nicht eine langweilige Krawatte, wie sie seine Frau ihm
jedes Jahr schenkte, sondern seine Frau. Ein besseres Geschenk hätte er sich
nicht vorstellen können, nur für seine Kinder tat es ihm leid. Aber wenigstens
musste er sein Weihnachtsgeschenk nicht umtauschen wie all die anderen Jahre.
Mit Schaudern erinnerte er sich des Stresses im Nachweihnachtsgeschäft.
Vollgefressene Leute, die die Wirklichkeit gewordenen Fehleinschätzungen ihrer
Liebsten in Bares umwandeln wollten. Schnell begrub er den Gedanken an jene
schneereiche Nacht in Malmö. Wie lange würde er brauchen, um Ann-Britt
flachzulegen? Noch im Gedanken klingelte Ann-Britts Handy, sie musste Feierabend
machen. Frustriert zog Wallander sich in sein Büro zurück. Das Schild an der Tür
würde hoffentlich morgen ausgetauscht. Er legte sich auf die Ledercouch und
dachte darüber nach, dass er am nächsten Tag Kraft brauchen würde. Schließlich
wollte er Ann-Britt knacken. Es war mittlerweile schon Abend geworden. Bald
nickte er weg. Es war der Abend eines viel zu lauen 21. Septembers, aber ein
würdiger letzter kalendarischer Sommertag. Morgen ist mit der
Tag-und-Nacht-Gleiche Herbstanfang. Wallander träumte von Ann-Britt.
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Verfasst am : 22.09.2009 00:48
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Insolvenzbedingter Lizenzentzug
Aus finanziellen Gründen ist dieser Verein nicht zu retten.
Der Vorsitzende bedankt sich bei allen Freunden, die die Geschichte des Vereins
über nunmehr 13 Spielzeiten begleiteten.
Das es ausgerechnet die 13. Spielzeit sein muss... diese verfluchte Zahl.
Hiermit schließe ich das Vereinsheim ein letztes mal zu.
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Verfasst am : 05.09.2009 20:30
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Beim nächsten Mal
"meim nächsten mal läufts besser!" so Trainer Dettmero.
Wir Wünschen sowohl Picaldi als auch Wyver viel glück. Möge der bessere
gewinnen.
"Ich werde mir das Spiel um den Titel ansehen, ist doch verständlich!"
so der Lord der Finsteren.
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Verfasst am : 25.07.2009 14:33
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