1.460x gelesen 23x abonniert Ausgabe 17/24 24.04.2024 10 Jahre SG Neptun Bremer... Jetzt registrieren

Nach 10 Jahren...

...wurden

1,9 mio Trikots an unsere Fans verkauft, die auch gleich
2,9 mio Würstchen im Stadion verdrückt haben und mit ansahen, wie die Mannschaft
2897 Ligaspiele bestritt und dabei nur
88 mal mit Heimbonus antrat, welcher nicht für die
2795 Freundschaftsspiele oder die
1865 Simulationsspiele und
911 Tunierspiele galt, und bei denen auch keine der
1032 Wetten von Bedeutung war, die auch unsere
185 Freunde hätten abschließen können, wenn sie sich öfter beim Buchmacher aufgehalten hätten, der bei uns ein Alter erreicht hat, welches biblische Ausmaße angenommen hat...

...und somit möchte ich DANKE sagen, für 100 Saisons fussballcup.de...

10 Jahre SG Neptun Bremerhaven


p.s.: nach 10 Jahren habe ich noch immer nicht alle Fortgeschrittenen-Tutorials abgeschlossen....ja warum eigentlich nicht???...
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Die Fregatte - oder das Mysterium des Stillstandes II

Praktikanten sind eine wertvolle Ressource. Habe sie einmal einen dieser notariell zweifelhaften Praktikumsverträge unterschrieben, begeben sie sich in Gefahren, die der Normal-arbeitslose-Nichtarbeitnehmerbürger nur aus schlechten Filmen kennt. Und als Organisationsdienst für Kaffeegetränke hat man mehr Verantwortung zu tragen (im wahrsten Sinne des Wortes), als es auf den ersten Blick erkennbar ist. Ein solcher Praktikant wurde vor geraumer Zeit in den Geschäftsräumen des Ligabetreibers Active Agent AG gesichtet. Oder sollte man lieber ehmaliger Ligabetreiber sagen, denn nachdem die Geschäftsführung panisch die Flucht ergriffen hatten, trieb die "Fregatte Fcup" führungslos durch die Weiten des Online-Ozeans und steuerte unheilvoll auf ein Riff zu. Das drohende Auflaufen und Absaufen blieb dem ahnungslosen Praktikanten jedoch verborgen, da er von der Personalabteilung des Unternehmens unter Deck, in die Kellerräume des Hauptquartiers gesperrt wurde. Dort sollte er in aufgedrängter "Eigeninitiative" die Löcher im Rumpf stopfen und auf Holzkäfersuche gehen. Diese hartneckigen "Bugs" hatten das alte Holz der Fregatte schon hart zugesetzt und der Praktikant konnte mit seinen bescheidenen Mitteln, in seinem Fall mit Notizblock und Bleistift, das schlimmste verhindern.
So saß er also Tag für Tag, Woche für Woche, Monat um Monat in den dunklen Räumen und durchsuchte die Skripte des Programms nach "Käfern". Eines vernachlässigten Tages jedoch, war der Bleistift aufgebraucht und auch das Papier ging zur Neige. Die Schlinge des Wahnsinns war um seinen Hals gelegt. In einem Anfall von Pflichtgefühl und Überlebensinstinkt schrieb er einfach weiter und weiter....und weiter.......UND WEITER...UND WEITER......der Bleistift existierte schon lange nicht mehr. Die Fingerkuppen waren nurnoch blutige Stumpen, die jedoch auch den Zweck der visuellen Protokollation erfüllten. "Eins-null-eins-null-einsnull", murmelte der Praktikant in einem diabolischen Zustand vor sich hin. Er hatte jeden verfügbaren Platz im Raum verbraucht, um seine Berechnungen auf binärer Ebene zu protokollieren. Er schrieb auf Tische, auf Stühle, auf Wände, einfach auf alles, was Platz für Einsen und Nullen bot, ununterbrochen, ohne an so absurde Dinge wie "Feierabend" oder gar "Urlaub" zu denken. Der Raum 404 sah aus wie ein Operationssaal, indem die operierende Ärzte unter starkem Einfluss von Amphetaminen eine Lobotomie durchgeführt hatten und dabei das Skalpell zum Rhythmus des "Thunderdome-Megamix" geschwungen hatten.....und auf einmal standen da zwei Typen in der Tür, die im angesoffenem Zustand eine Begrüßungsformel an den Praktikanten richteten: "EEEEEEyyyy Zipfelschwinger, watt biss'n DU für'n Hosenträger???". Lallend und torkelnd betraten Dufte und Knorke den Raum."Eins-null-eins?", fragte der Praktikant mit weit aufgerissenen Augen. "Yooohaar, jenau", atwortete Dufte und reichte dem sichtlich verwirrten Gefangenen ein Dosenbier. Das rutschte dem mittlerweile sehr bleich gewordenen durch die blutigen Finger und knallte zischend und schäumend zu Boden. Die zweite Bierdose stach Dufte mit seinem Nietenarmband auf und reichte sie ihm behutsam und fürsorglich zum Trinken an die Lippen. Kühle, Lebenskraft spendende Tropfen des Gerstensaftes benetzten die Ober- und Unterlippe des Trinkenden und ohne eine Pause einzulegen trank der Praktikant die Dose aus. "Eins?", fragte der Durstige. "KLAAAARO", antworteten die beiden Punks gleichzeitig und öffneten eine neue Bierdose. Nachdem der Praktikant sich etwas erholt hatte, begleiteten Dufte und Knorke ihn aus den Räumen nach Draußen. Dabei erzählte der Nichtarbeitnehmer mit Praktikantenstatus seine Erlebnisse in binärer Form, die er in Raum Nr.404 erfahren hatte: "Eins-null-null-eins! Eins-NUUUUULL-eins!", bibberte er über seine Lippen und war den Tränen nahe. "Eins-null-null-eins!", wiederholte er etwas leiser und eine kleine Träne kullerte nun doch über seine Wange. Es war eine Träne der Erleichterung, darin waren sich Knorke und Dufte einig, als ihre Blicke sich kreuzten. "Is ja juuut jetze", tröstete Dufte mit einem kräftigen Schulterklopfen und sie verließen den Ort des Grauens. Als sie einen kurzen Blick zurück warfen, wurde ihnen klar, warum der Bürokomplex keinen Anschluß an die Infrastruktur hatte: Das Hauptquatier des ehmaligen Ligabetreibers war ein Schiff, eine alte aber impulsante Fregatte. Wie aber kam diese Fregatte in das Waldstück im Breisgau? Diese Frage wird wohl ein Mysterium bleiben, welches die beiden Strafraumpunkz auch garnicht weiter betrachten wollten, denn ihr Dosenbiervorrat ging langsam aber sicher aus....und das wäre für die Beiden wirklich... DAS GRAUEN.
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Ligastreik und Flüchtlingskrise (Seite 3) - Das Mysterium des Stillstandes

Nachdem in den anderen Fcup-Staaten die Seiten brutal und kompromisslos geschlossen wurden und so die existentielle Grundlage unzähliger Spieler fahrlässig zerstört wurde, suchen Unmengen von Netzwerkflüchtlinge ihr Wohl in Deutschland. Die Fussballcup.de-Welt gerät von einer Krise in die Nächste. Knorke laß das “Neue Forum“ beim Kacken auf dem Lokus. „Ey Dufte...komma schnell her! Wass'das?“ Knorke zeigte mit dem Finger auf einige Sätze, die in (Klammern) eingeschlossen waren und für ihn keinen Sinn ergaben. Dabei zog er eine leichte braune, geschlungene Spur über das Papier, da er die Reinigung seines Darmausganges nur stümperhaft durchgeführt hatte. Dufte übergab sich umgehend in das Waschbecken. „Du olle Pottsau, wasch'dir mah' die Flossen und mach'ma die Lucke auf, das stinkt hier wie hulle.“
„Is'ja jut jetze...wieso is'dat so?“, Knorke zeigte erneut auf die Sätze in (Klammern).
„Das is' änglisch, du Trottel...also quasi angelsächsisch. Die hamm' das Forum jetze multikulturell-weltoffen, damit die Flüchtlinge sich besser in der deutschen Leitkultur zurechtfinden.“ Dann drehte sich Dufte um und verschwand wieder. Er war in den letzten Wochen sowieso nur schwer aufzufinden, und die Bude verließ er sogut wie garnicht mehr. Das lag eindeutig an dem Fünfjahre-Abo der Tittenwerbetante, die neulich ihre Silikonglocken an den Bildschirm bei Fcup presste. Seitdem kann er sich kaum noch auf Fußball konzentrieren. Zur Bestellung erhielt Dufte drei Waschmaschinen zum Vorzugspreis von 29,95€, die jetzt auf dem Hinterhof langsam vergammelten, denn Wäsche wuschen die Beiden eher selten.
Die Saison war schon zu Ende und die Fans warteten darauf, dass ihr Team, die SG Neptun Bremerhaven in die neue Spielzeit startete...Tag für Tag...Saisontag 52, 53 war mittlerweile auf dem Kalender angekreuzt. Knorke riss eine Seite aus dem “Neuen Forum“ und wischte sich...führte den Darmausgangsreinigungsprozess weiter fort. „Alter, wenn die neue Saison nich' bald startet, dreh'ik ab.“, rief er Dufte ins andere Zimmer hinterher.
„Warscheinlich werden die Flüchtlingsuser gerade in das deutsche System integriert, damit sie ihren alten Verein mit nach Deutschland bringen können oder bei der Integration sind Viren mit einjeschleppt worden.“, spekulierte Dufte. Er sah den Grund der Störungen der letzten Wochen im Zusammenhang mit den ausländischen Usern. „Die werden uns jetzt hier überenn' und uns die ganzen juten Spieler vom Transfermarkt wegkoofen.“, fügte er verschwörerisch hinzu. Knorke rutschte fast von der Kloschüssel und konterte: „Ach, red' keen Quatsch du Matschbirne.“
Am Nachmittag des 54.Saisontages wurde es den Chaoten zu bunt. Zornig beschlossen sie das Hauptquartier des Ligabetreibers Active Agent AG ausfindig zu machen, um den Mitarbeitern Druck zu machen und das Geheimnis des Ligastreiks zu lüften. Bei der nächsten Tanke deckten sich die Berufstrinker Knorke und Dufte mit Reiseproviant ein. Mit Rucksäcken voller Neptun-Dosenbier brachen sie zu ihrem ersten Ziel, dem Vereinsheim der SG auf, um sich dort weitere Informationen über den Ligabetreiber zu organisieren. Als sie das Vereinsgelände betraten, lag ein merkwürdiger, mystisch glänzender Sonnenschein auf Allem und ein harmonischer Duft durchzog die Luft. Es war keine Menschenseele zu sehen. Das Vereinsheim war geschlossen aber aus der Trainingshalle, die um diese Jahreszeit eher selten genutzt wurde, klangen himmlische Klänge an die Ohren der Punks. Sie waren eher Musik der härteren Gangart gewohnt, konnten sich dem Reiz jedoch nicht widersetzen und betraten die Halle. „Knorke? Kneife er mich!“, befahl Dufte und rieb sich die Augen, um sicherzustellen, dass er nicht am schlafen war. In der Mitte der Halle saß, in meditativer Haltung sitzend, der Guru und Yoga-Lehrer, dessen Name übersetzt soviel wie “Lotus, welcher am Ort der Strafvollstreckung wächst“ oder kurz “11-Meter-Lotus“ bedeutet. Sein Gesichtsausdruck war voller Glückseligkeit und um ihn herum saßen die Spieler der SG, die ebenfalls meditierten. Von Zeit zu Zeit stand ein Spieler auf und schoss, mit der Kraft seiner Gedanken, einen Ball vom Strafstoßpunkt auf ein Tor. Der Yogatrainer war zur Überbrückung der Saisonwechselphase eingestellt worden und leistete unglaubliche Motivationsarbeit. Als die zwei Chaoten also da so standen und die Kinnlade nicht wieder hoch bekamen, erreichte die friedvolle, sanfte Stimme des Gurus ihre Ohren: „Welche Fragen haben meine Söhne? Stellt mir drei an der Zahl, ich werde sie euch beantworten, ganz gleich wie sie lauten.“
Dufte kam als erster wieder zur Besinnung: „Echt? Jede Frage?“
„Ja, echt. Ja, jede Frage.“
Mit einem wuchtigen Kinnhaken setzte Knorke seinen Weggefährten ausser Betrieb, bevor dieser auch noch die letzte Frage versemmeln konnte. Dufte ging wie ein Sack Kartoffeln zu Boden und Knorke stellte die letzte Frage: „Ehrwürdiger Meister, wo finden wir das Zentrum des Schweigens?“
„Durchwandern müsst ihr schwarze Wälder südlich des Landes...ach, hier habe ich die Adresse für euch.“ Der Guru reichte Knorke einen Zettel auf dem stand: Schwarzwaldstraße 78b - 79117 Freiburg im Breisgau.
Tief verbeugend verabschiedete Knorke sich und zog seinen immernoch bewusstlosen Kumpel am Hosenbein aus der Halle. Als Dufte wieder zu sich kam, fand er sich in einem Reisebus wieder. Knorke saß am Steuer und bretterte wie ein Bekloppter über die Autobahn gen Süden. Er hatte den Mannschaftsbus der SG kurzgeschlossen. „Die brauchen den gerad 'eh nicht.“, war seine Ausrede. Dufte kippte sich einige Biere hinter die Binde, um die Schmerzen zu betäuben, die der Knockout verursacht hatte. Offensichtlich fehlte auch ein Zahn, denn er fühlte eine Lücke in seiner Kauleiste. Er kippte noch ein paar Dosen hinterher und schlief dann im hinteren Teil des Busses ein.
Am nächsten Morgen erreichten sie Freiburg. Die Zentrale der Active Agent AG lag in einem schwer zugänglichen Waldstück. Den letzten Rest des Weges mussten sie sich durch das Unterholz schlagen. Das Hauptquatier des Ligabetreibers lag vor ihnen. Ein Bürokomplex inmitten von unzugänglicher Wildnis und ohne Anbindung jeglicher Infrastruktur. Irgendetwas war hier im Busch. Dufte und Knorke lief ein kalter Schauer über den Rücken und die Haare an den Unterarmen stellten sich senkrecht auf. Gänsehaut. Keine Tiere waren zu sehen, kein Vogelgezwitscher zu hören. Die Beiden betraten vorsichtig das Gebäude. Im Empfangsbereich hing eine veraltete Pressemitteilung vom 16.09.2016 zum Serverausfall. Die Beiden schlichen tiefer in das Gebäude. Keiner traute sich etwas zu sagen. Vor der Tür mit dem Schild “Konferenzraum“ blieben sie schließlich stehen. Beide merkten, dass hinter dieser Tür einige Antworten lagen. Vorsichtig drückte Knorke die Klinke nach unten und sie betraten den Konferenzraum. Die Fenster waren abgedunkelt und in einer Ecke des Raumes sah man, wie etwas Großes, Breites sich im Schatten bewegte. Knorke griff sich sofort eine volle Bierdose und feuerte wild drauf los...und eine Zweite hinterher...und eine Dritte...Dose für Dose...Es schepperte und zischte. Die Dosen knallten gegen Glas oder gegen die Wände. Wenn eine Dose den Schatten traf, gab es einen dumpfen Schlag, gefolgt von einem Zischen. Unterdessen erkämpfte sich Dufte einen Weg durch den Raum. Er fiel über Stühle, riss krachend Regale um und erreichte, nachdem er unter einem Tisch hindurchgekrochen war, ein Fenster, das er öffnete. Licht. Jetzt konnten sie sehen gegen was sie kämpften. Es waren drei, mit Netzwerkkabel aneinander gefesselte Personen. Sie hatten alle einen Maulkorb im Gesicht und stöhnten vor Schmerzen, die sie durch das Dosenfeuer erlitten hatten. Jeder hatte ein Schild am Hemd. Knorke laß auf dem ersten Schild: Vorstandsmitglied Joachim, auf dem zweiten: Vorstandsmitglied Thomas, und auf dem letzten Schild: Vorstandsmitglied Manuel. Daraufhin nahm er eine weitere Dose und schleuderte sie in Richtung des gefesselten Vorstandes. Dann löste er die Maulkörbe der Herren, um in Erfahrung zu bringen, was das hier für ein kranker Scheiss war. Die sichtlich geschundenen Männer zitterten am ganzen Körper. Ihre Augen waren voller Angst. Sie fürchteten um ihr Leben. Es dauerte nicht lange, bis Knorke und Dufte begriffen, dass die Männer nicht vor ihnen, sondern vor etwas Anderem Angst hatten. Sie stammelten unvollständige Sätze. Bruchstücke wie: „...lebensgefährlich...totale Besessenheit...,...schlimmster Alptraum...Server...Raum...,...Tor zum Wahnsinn...Keller...“ Kaum waren die Fesseln gelöst, rannte der Vorstand panisch davon. Die beiden Freizeithelden schauten sich fragend an. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, griffen Beide sich jeweils ein Dosenbier und exten es im Stereomodus aus. Dann machten sie sich auf den Weg in die Gänge des Kellers. Es war stockfinster dort unten. Nur ab und zu, durch das Flackern der defekten Deckenbeleuchtung konnte man den Gang erkennen. Überall lagen zerbrochene Möbelstücke herum und zerborstenes Glas knirschte unter den Schuhsohlen der Alkoholiker. Mit Dosenbierwurfgeschossen blieben sie vor dem Raum Nr.404 intuitiv stehen. Beide spürten, dass hier das Zentrum der unheimlichen Energie lag. Die Tür war von oben bis unten mit Einsen und Nullen beschmiert. Bei genauerem Hinsehen erkannte man, dass die Ziffern mit Blut geschrieben wurden. Jetzt wurde den beiden sonst so robusten Halunken richtig mulmig. Auf was für ein Irrsinn hatten sie sich da nur eingelassen?
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Das Knorke und Dufte (nächste Seite)

Es war mittlerweile schon hellichter Tag, als einer der beiden Punks aufwachte. Durch das Kellerfenster schimmerten nur wenige Strahlen der Sonne hindurch. Das Fenster lag zum Hof hinaus. Es war besser so, für alle Beteiligten und vor allem für die Otto Normal-Bewohner des Hauses. Wer was von den Jungs wollte, ging um das Haus herum und klopfte ans Fenster. Das Kellerloch kostete nur 160€ kalt. Das hatten die Beiden meistens schon zur Monatsmitte zusammen geschnorrt. Für Strom, so wurde es einvernehmlich abgemacht, würden sie keinen Cent an diese Sklaventreiber der Energiekonzerne zahlen. Ein alter, auf Rädern stehender Stromgenerator, den Knorke sich mal auf'm Schrottplatz wieder fit gemacht hatte, stand angekettet am Fahrradständer im Hof des Hauses. Es kam oft vor, besonders zum Wochenende, dass dieser Kasten die ganze Nacht lang durch knatterte und wilder PunkRock aus der untersten Etage zu hören war. Die Bewohner hatten sich anscheinend damit abgefunden oder waren zunehmend schwerhörig geworden, denn die Beschwerden nahmen ab.
Dufte richtete sich auf und pulte einige Zigarettenstummel aus seinem Gesicht. Er hatte mit der Fresse im Aschenbecher übernachtet und an seinem Nietenhalsband war getrocknete Kotze, die eine lange Spur über sein zerrissenes Sex Pistols T-Shirt bis auf den Boden legte. Die ersten Gehversuche am Tage waren mit einem starken Schwindelgefühl und mittelstarken Bauchschmerzen verbunden. Beinahe kotzte er erneut, über den vollgemüllten Tisch. Er konnte sich gerade noch beherrschen und kippte dann wuchtig in eine Ecke des Zimmers. Zwischen Bierdosen und anderem Krams blieb er noch einige Minuten liegen, bevor er überhaupt realisierte, dass niemand ihn gestoßen hatte.
"Und? wie sieht dein Plan aus?", fragte der aus einem Klamottenberg hervor kriechende Knorke mit brummender, noch nicht ganz wacher Stimme. "Zunächst brauchen wir Kohle!." Dufte hatte anscheinend wirklich einen Plan, denn man hörte schon fast, wie sein Gehirn arbeitete. Er griff nach einer Bierdose, die sich vollerweise unter den anderen Büchsen versteckt hatte und trank einen durstigen Schluck aus ihr. Dann sprang er auf, diesesmal etwas koordinierter, schnappte sich einen Karton, der in einem Schrank vergraben war, und ging raus. Da merkte Knorke, wie ernst Dufte den Plan nahm. Seine kleine aber feine Plattensammlung in Bargeld umzusetzen, dazu war er bereit. Knorke beeilte sich, seinen Kumpel einzuholen, um ihn bei der Sache zu unterstützen und das beste daraus zu machen. Er konnte ganz gut nachvollziehen, was die SG Neptun ihm bedeutete. Sie gingen zu jedem Heimspiel ins Stadion, seit Jahren schon. Natürlich nur, wenn sie den Weg dahin noch rechtzeitig schafften oder sie nicht in einer Grünen Minna abgestellt wurden, bis das Spiel zu ende war. Das war besonders "nett" von den uniformierten Männchen. Irgendwo in einer Bullenkarre ohne Klimaanlage mit sechs bis neun besoffenen Vollpfosten. Im Sommer gehst du ein und im Winter frierste. Drei oder mehr Stunden. Aber sie hatten meistens Glück und fanden den Weg zum Tor36. Schon lange kamen die beiden Punks umsonst ins Stadion. Immer durch das Tor mit der Nummer 36. Knorke hatte vor Jahren mal einem Typen, der nachts im Januar bewusstlos am Wegesrand lag, das Leben gerettet. Halb erfroren in Boxershorts und geschminkt wie ein Zirkusclown am Wegesrand. Es stellte sich heraus, dass dieser Typ ein Ordner im Stadion der SG war. Knorke fragte ihn nicht, was er in Unterwäsche in der Nacht getrieben hatte und als Dank durften die Chaoten ins Stadion. Und sie gingen, so oft sie konnten.
Für die Platten erhielt Dufte 250€. Mann merkte ihm den Verlust nicht an. Seine geliebten Platten, auf die er immer ein besonderes Auge geworfen hatte, waren weg. Das schien ihn aber nicht besonders zu stören. Er marschierte in den nächsten Supermarkt seines Vertrauens und kaufte elf Paletten Dosenbier. Auch einige Flaschen Rum landeten im Einkaufswagen. Verwirrt half Knorke die überladenen, laut schäppernden Konsumlastenschiebewagen durch die Straßen, bis zum Kellerloch zu schieben. Als sie ankamen, wartete schon einer dieser Studenten-zum-saufen-gerade-gut-genug-Freunde auf die Beiden. Er wollte genauer wissen, was dieses Gelalle am Telefon gestern zu bedeuten hatte.
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Der Pöbel und das Gesocks (Erste Seite)

Knorke und Dufte hatten die Schnauze voll! Tagelang saßen die beiden Vollzeitassis entweder vor'm Supermarkt und waren am Schnorren und Saufen, oder wie jetzt, beim Ticker, um die hart ergatterte `Fremdwährung´ in Dope umzusetzen. Die Erkenntnis kam Dufte beim Popeln in der Nase. Wie ein zu tief hochgedrückter Zeigefinger knackte es in seinem, schon vor langer Zeit zu Brei gesoffenem Gehirn: "Egentlich müssen'wa den Laden hoch nehm'", waren seine Worte, die Knorkes Ohr erreichten. Dieser sprang sofort auf, schnappte sich das nächst Beste, das zur Schlagwaffe taugte, in diesem Fall der volle Glasaschenbecher, welcher seine Jugend wie die beiden Spackos in irgendeiner Kneipe verbracht hatte, und wollte damit diesem armen `Genussmittelverkäufer´ die dichtgequarzte Birne weichkloppen. Dufte konnte im letzten Augenblick den schon erhobenen Arm abfangen, und als der Ascheregen so über die Beiden langsam herunterregnete, der geschockte Hippie mit seinem selbstgedrehten Kippenstummel in eine Ecke des Zimmers geflüchtet war, zitternd zusammengekauert, sprach Dufte in einem unpassend sanften Ton: "Doch nich' ihn...ik'meen die SG, wir jübernehm' den ollen Saftladen und verkoofen bei jedem Heimspiel dit Bier für 10 Cent."..."Ach so, deen Laden meenste. Jeht klar...ooch'ne gudde Idee."
Als das paranoide Duett wieder in ihrer Heizungskeller-einzimmer-WG taumelnt angekommen war, machte es einige Anrufe, trank dabei unmengen Dosenbier, und so einige Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung bekamen nur ein undefinierbares Gegrunze und Gelalle zu hören. Der Plan nahm aber langsam an Fahrt auf...
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