1.682x gelesen 22x abonniert Ausgabe 20/24 14.05.2024 Der Sternenbote Jetzt registrieren

Ich habe fertig, was erlaube Flasche leer Strunz,...ist e immer verletzte.... Verfasst am : 31.12.2013 01:22


Sonett
zum Lobe des Esels

O heil´ges Eseltum, o heil´ge Ignoranz!
O heil´ge Dummheit, heil´ge Devotion!
Du ganz allein verschaffst ein Glück uns ganz,
Das keiner Geistesarbeit wird zum Lohn!

Nie ja wird mühevolle Vigilanz
Der Kunst, sei noch so groß die Invention,
Nie eines Denkers Kontemplation
Erlangen deines Heil´genscheines Kranz!

Was nützt euch, Forschern, alles Studium,
Was grübelt ihr mit wißbegier´gem Hirn,
Ob Feuer, Erde, Meer hat ein Gestirn?

Nicht kümmerts heil´ges Eseltum sich drum;
Es beugt die Knie, es faltet fromm die Hände,
Erwartet, daß der Herr ihm Segen spende;

Denn höher als Vernunft ist jener Frieden,
Der frommen Seelen nach dem Tod beschieden!
Vergänglich ist, was man auch treibt, hienieden.

(G. Bruno - Cabala del cavallo Pegaseo)



Nach dieser übersichtlichen und antizipierten Einleitung zu den jetzt folgenden Untersuchungen, nehme ich den ihnen angemessenen, langsamen Gang an. Nur bemerke ich daß ich den Tatbestand, worauf sie sich beziehen, als dem Leser bekannt voraussetze. Denn teils ist mein Fach nicht das erzählende, also auch nicht die Darstellung von Tatsachen, sondern die Theorie zu denselben; teils müßte ich ein dickes Buch schreiben, wenn ich alle die magnetischen Krankengeschichten, Traumgedichte, Geistererscheinungen u. s. w. die unserem Thema als Stoff zum Grunde liegen und bereits in vielen Büchern erzählt sind, wiederholen wollte; endlich auch habe ich keinen Beruf den Skeptizismus der Ignoranz zu bekämpfen, dessen superkluge Gebärden täglich mehr außer Kredit kommen und bald nur noch in England ?ours haben werden. Wer heut zu Tage die Tatsachen des animalischen Magnetismus und seines Hellsehens bezweifelt, ist nicht ungläubig, sondern unwissend zu nennen. Aber ich muß mehr, ich muß die Bekanntschaft mit wenigstens einigen der in großer Anzahl vorhandenen Bücher über Geistererscheinungen; oder anderweitige Kunde von diesen voraussetzen. Selbst die auf solche Bücher verweisenden Zitate gebe ich nur dann, wann es spezielle Angaben oder streitige Punkte betrifft. Im übrigen setze ich bei meinem Leser, den ich mir als einen mich schon anderweitig kennenden denke, das Zutrauen voraus, daß, wenn ich etwas als faktisch feststehend annehme, es mir aus guten Quellen, oder aus eigener Erfahrung, bekannt sei. ff.

(aus: Die Welt als Wille und Vorstellung von A. Schopenhauer)

geschrieben von marcellous

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