1.469x gelesen 23x abonniert Ausgabe 19/24 06.05.2024 10 Jahre SG Neptun Bremer... Jetzt registrieren

Ligastreik und Flüchtlingskrise (Seite 3) - Das Mysterium des Stillstandes Verfasst am : 01.10.2016 14:27

Nachdem in den anderen Fcup-Staaten die Seiten brutal und kompromisslos geschlossen wurden und so die existentielle Grundlage unzähliger Spieler fahrlässig zerstört wurde, suchen Unmengen von Netzwerkflüchtlinge ihr Wohl in Deutschland. Die Fussballcup.de-Welt gerät von einer Krise in die Nächste. Knorke laß das “Neue Forum“ beim Kacken auf dem Lokus. „Ey Dufte...komma schnell her! Wass'das?“ Knorke zeigte mit dem Finger auf einige Sätze, die in (Klammern) eingeschlossen waren und für ihn keinen Sinn ergaben. Dabei zog er eine leichte braune, geschlungene Spur über das Papier, da er die Reinigung seines Darmausganges nur stümperhaft durchgeführt hatte. Dufte übergab sich umgehend in das Waschbecken. „Du olle Pottsau, wasch'dir mah' die Flossen und mach'ma die Lucke auf, das stinkt hier wie hulle.“
„Is'ja jut jetze...wieso is'dat so?“, Knorke zeigte erneut auf die Sätze in (Klammern).
„Das is' änglisch, du Trottel...also quasi angelsächsisch. Die hamm' das Forum jetze multikulturell-weltoffen, damit die Flüchtlinge sich besser in der deutschen Leitkultur zurechtfinden.“ Dann drehte sich Dufte um und verschwand wieder. Er war in den letzten Wochen sowieso nur schwer aufzufinden, und die Bude verließ er sogut wie garnicht mehr. Das lag eindeutig an dem Fünfjahre-Abo der Tittenwerbetante, die neulich ihre Silikonglocken an den Bildschirm bei Fcup presste. Seitdem kann er sich kaum noch auf Fußball konzentrieren. Zur Bestellung erhielt Dufte drei Waschmaschinen zum Vorzugspreis von 29,95€, die jetzt auf dem Hinterhof langsam vergammelten, denn Wäsche wuschen die Beiden eher selten.
Die Saison war schon zu Ende und die Fans warteten darauf, dass ihr Team, die SG Neptun Bremerhaven in die neue Spielzeit startete...Tag für Tag...Saisontag 52, 53 war mittlerweile auf dem Kalender angekreuzt. Knorke riss eine Seite aus dem “Neuen Forum“ und wischte sich...führte den Darmausgangsreinigungsprozess weiter fort. „Alter, wenn die neue Saison nich' bald startet, dreh'ik ab.“, rief er Dufte ins andere Zimmer hinterher.
„Warscheinlich werden die Flüchtlingsuser gerade in das deutsche System integriert, damit sie ihren alten Verein mit nach Deutschland bringen können oder bei der Integration sind Viren mit einjeschleppt worden.“, spekulierte Dufte. Er sah den Grund der Störungen der letzten Wochen im Zusammenhang mit den ausländischen Usern. „Die werden uns jetzt hier überenn' und uns die ganzen juten Spieler vom Transfermarkt wegkoofen.“, fügte er verschwörerisch hinzu. Knorke rutschte fast von der Kloschüssel und konterte: „Ach, red' keen Quatsch du Matschbirne.“
Am Nachmittag des 54.Saisontages wurde es den Chaoten zu bunt. Zornig beschlossen sie das Hauptquartier des Ligabetreibers Active Agent AG ausfindig zu machen, um den Mitarbeitern Druck zu machen und das Geheimnis des Ligastreiks zu lüften. Bei der nächsten Tanke deckten sich die Berufstrinker Knorke und Dufte mit Reiseproviant ein. Mit Rucksäcken voller Neptun-Dosenbier brachen sie zu ihrem ersten Ziel, dem Vereinsheim der SG auf, um sich dort weitere Informationen über den Ligabetreiber zu organisieren. Als sie das Vereinsgelände betraten, lag ein merkwürdiger, mystisch glänzender Sonnenschein auf Allem und ein harmonischer Duft durchzog die Luft. Es war keine Menschenseele zu sehen. Das Vereinsheim war geschlossen aber aus der Trainingshalle, die um diese Jahreszeit eher selten genutzt wurde, klangen himmlische Klänge an die Ohren der Punks. Sie waren eher Musik der härteren Gangart gewohnt, konnten sich dem Reiz jedoch nicht widersetzen und betraten die Halle. „Knorke? Kneife er mich!“, befahl Dufte und rieb sich die Augen, um sicherzustellen, dass er nicht am schlafen war. In der Mitte der Halle saß, in meditativer Haltung sitzend, der Guru und Yoga-Lehrer, dessen Name übersetzt soviel wie “Lotus, welcher am Ort der Strafvollstreckung wächst“ oder kurz “11-Meter-Lotus“ bedeutet. Sein Gesichtsausdruck war voller Glückseligkeit und um ihn herum saßen die Spieler der SG, die ebenfalls meditierten. Von Zeit zu Zeit stand ein Spieler auf und schoss, mit der Kraft seiner Gedanken, einen Ball vom Strafstoßpunkt auf ein Tor. Der Yogatrainer war zur Überbrückung der Saisonwechselphase eingestellt worden und leistete unglaubliche Motivationsarbeit. Als die zwei Chaoten also da so standen und die Kinnlade nicht wieder hoch bekamen, erreichte die friedvolle, sanfte Stimme des Gurus ihre Ohren: „Welche Fragen haben meine Söhne? Stellt mir drei an der Zahl, ich werde sie euch beantworten, ganz gleich wie sie lauten.“
Dufte kam als erster wieder zur Besinnung: „Echt? Jede Frage?“
„Ja, echt. Ja, jede Frage.“
Mit einem wuchtigen Kinnhaken setzte Knorke seinen Weggefährten ausser Betrieb, bevor dieser auch noch die letzte Frage versemmeln konnte. Dufte ging wie ein Sack Kartoffeln zu Boden und Knorke stellte die letzte Frage: „Ehrwürdiger Meister, wo finden wir das Zentrum des Schweigens?“
„Durchwandern müsst ihr schwarze Wälder südlich des Landes...ach, hier habe ich die Adresse für euch.“ Der Guru reichte Knorke einen Zettel auf dem stand: Schwarzwaldstraße 78b - 79117 Freiburg im Breisgau.
Tief verbeugend verabschiedete Knorke sich und zog seinen immernoch bewusstlosen Kumpel am Hosenbein aus der Halle. Als Dufte wieder zu sich kam, fand er sich in einem Reisebus wieder. Knorke saß am Steuer und bretterte wie ein Bekloppter über die Autobahn gen Süden. Er hatte den Mannschaftsbus der SG kurzgeschlossen. „Die brauchen den gerad 'eh nicht.“, war seine Ausrede. Dufte kippte sich einige Biere hinter die Binde, um die Schmerzen zu betäuben, die der Knockout verursacht hatte. Offensichtlich fehlte auch ein Zahn, denn er fühlte eine Lücke in seiner Kauleiste. Er kippte noch ein paar Dosen hinterher und schlief dann im hinteren Teil des Busses ein.
Am nächsten Morgen erreichten sie Freiburg. Die Zentrale der Active Agent AG lag in einem schwer zugänglichen Waldstück. Den letzten Rest des Weges mussten sie sich durch das Unterholz schlagen. Das Hauptquatier des Ligabetreibers lag vor ihnen. Ein Bürokomplex inmitten von unzugänglicher Wildnis und ohne Anbindung jeglicher Infrastruktur. Irgendetwas war hier im Busch. Dufte und Knorke lief ein kalter Schauer über den Rücken und die Haare an den Unterarmen stellten sich senkrecht auf. Gänsehaut. Keine Tiere waren zu sehen, kein Vogelgezwitscher zu hören. Die Beiden betraten vorsichtig das Gebäude. Im Empfangsbereich hing eine veraltete Pressemitteilung vom 16.09.2016 zum Serverausfall. Die Beiden schlichen tiefer in das Gebäude. Keiner traute sich etwas zu sagen. Vor der Tür mit dem Schild “Konferenzraum“ blieben sie schließlich stehen. Beide merkten, dass hinter dieser Tür einige Antworten lagen. Vorsichtig drückte Knorke die Klinke nach unten und sie betraten den Konferenzraum. Die Fenster waren abgedunkelt und in einer Ecke des Raumes sah man, wie etwas Großes, Breites sich im Schatten bewegte. Knorke griff sich sofort eine volle Bierdose und feuerte wild drauf los...und eine Zweite hinterher...und eine Dritte...Dose für Dose...Es schepperte und zischte. Die Dosen knallten gegen Glas oder gegen die Wände. Wenn eine Dose den Schatten traf, gab es einen dumpfen Schlag, gefolgt von einem Zischen. Unterdessen erkämpfte sich Dufte einen Weg durch den Raum. Er fiel über Stühle, riss krachend Regale um und erreichte, nachdem er unter einem Tisch hindurchgekrochen war, ein Fenster, das er öffnete. Licht. Jetzt konnten sie sehen gegen was sie kämpften. Es waren drei, mit Netzwerkkabel aneinander gefesselte Personen. Sie hatten alle einen Maulkorb im Gesicht und stöhnten vor Schmerzen, die sie durch das Dosenfeuer erlitten hatten. Jeder hatte ein Schild am Hemd. Knorke laß auf dem ersten Schild: Vorstandsmitglied Joachim, auf dem zweiten: Vorstandsmitglied Thomas, und auf dem letzten Schild: Vorstandsmitglied Manuel. Daraufhin nahm er eine weitere Dose und schleuderte sie in Richtung des gefesselten Vorstandes. Dann löste er die Maulkörbe der Herren, um in Erfahrung zu bringen, was das hier für ein kranker Scheiss war. Die sichtlich geschundenen Männer zitterten am ganzen Körper. Ihre Augen waren voller Angst. Sie fürchteten um ihr Leben. Es dauerte nicht lange, bis Knorke und Dufte begriffen, dass die Männer nicht vor ihnen, sondern vor etwas Anderem Angst hatten. Sie stammelten unvollständige Sätze. Bruchstücke wie: „...lebensgefährlich...totale Besessenheit...,...schlimmster Alptraum...Server...Raum...,...Tor zum Wahnsinn...Keller...“ Kaum waren die Fesseln gelöst, rannte der Vorstand panisch davon. Die beiden Freizeithelden schauten sich fragend an. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, griffen Beide sich jeweils ein Dosenbier und exten es im Stereomodus aus. Dann machten sie sich auf den Weg in die Gänge des Kellers. Es war stockfinster dort unten. Nur ab und zu, durch das Flackern der defekten Deckenbeleuchtung konnte man den Gang erkennen. Überall lagen zerbrochene Möbelstücke herum und zerborstenes Glas knirschte unter den Schuhsohlen der Alkoholiker. Mit Dosenbierwurfgeschossen blieben sie vor dem Raum Nr.404 intuitiv stehen. Beide spürten, dass hier das Zentrum der unheimlichen Energie lag. Die Tür war von oben bis unten mit Einsen und Nullen beschmiert. Bei genauerem Hinsehen erkannte man, dass die Ziffern mit Blut geschrieben wurden. Jetzt wurde den beiden sonst so robusten Halunken richtig mulmig. Auf was für ein Irrsinn hatten sie sich da nur eingelassen?

geschrieben von Riky

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