1.469x gelesen 23x abonniert Ausgabe 19/24 06.05.2024 10 Jahre SG Neptun Bremer... Jetzt registrieren

Die Fregatte - oder das Mysterium des Stillstandes II Verfasst am : 10.03.2018 17:59

Praktikanten sind eine wertvolle Ressource. Habe sie einmal einen dieser notariell zweifelhaften Praktikumsverträge unterschrieben, begeben sie sich in Gefahren, die der Normal-arbeitslose-Nichtarbeitnehmerbürger nur aus schlechten Filmen kennt. Und als Organisationsdienst für Kaffeegetränke hat man mehr Verantwortung zu tragen (im wahrsten Sinne des Wortes), als es auf den ersten Blick erkennbar ist. Ein solcher Praktikant wurde vor geraumer Zeit in den Geschäftsräumen des Ligabetreibers Active Agent AG gesichtet. Oder sollte man lieber ehmaliger Ligabetreiber sagen, denn nachdem die Geschäftsführung panisch die Flucht ergriffen hatten, trieb die "Fregatte Fcup" führungslos durch die Weiten des Online-Ozeans und steuerte unheilvoll auf ein Riff zu. Das drohende Auflaufen und Absaufen blieb dem ahnungslosen Praktikanten jedoch verborgen, da er von der Personalabteilung des Unternehmens unter Deck, in die Kellerräume des Hauptquartiers gesperrt wurde. Dort sollte er in aufgedrängter "Eigeninitiative" die Löcher im Rumpf stopfen und auf Holzkäfersuche gehen. Diese hartneckigen "Bugs" hatten das alte Holz der Fregatte schon hart zugesetzt und der Praktikant konnte mit seinen bescheidenen Mitteln, in seinem Fall mit Notizblock und Bleistift, das schlimmste verhindern.
So saß er also Tag für Tag, Woche für Woche, Monat um Monat in den dunklen Räumen und durchsuchte die Skripte des Programms nach "Käfern". Eines vernachlässigten Tages jedoch, war der Bleistift aufgebraucht und auch das Papier ging zur Neige. Die Schlinge des Wahnsinns war um seinen Hals gelegt. In einem Anfall von Pflichtgefühl und Überlebensinstinkt schrieb er einfach weiter und weiter....und weiter.......UND WEITER...UND WEITER......der Bleistift existierte schon lange nicht mehr. Die Fingerkuppen waren nurnoch blutige Stumpen, die jedoch auch den Zweck der visuellen Protokollation erfüllten. "Eins-null-eins-null-einsnull", murmelte der Praktikant in einem diabolischen Zustand vor sich hin. Er hatte jeden verfügbaren Platz im Raum verbraucht, um seine Berechnungen auf binärer Ebene zu protokollieren. Er schrieb auf Tische, auf Stühle, auf Wände, einfach auf alles, was Platz für Einsen und Nullen bot, ununterbrochen, ohne an so absurde Dinge wie "Feierabend" oder gar "Urlaub" zu denken. Der Raum 404 sah aus wie ein Operationssaal, indem die operierende Ärzte unter starkem Einfluss von Amphetaminen eine Lobotomie durchgeführt hatten und dabei das Skalpell zum Rhythmus des "Thunderdome-Megamix" geschwungen hatten.....und auf einmal standen da zwei Typen in der Tür, die im angesoffenem Zustand eine Begrüßungsformel an den Praktikanten richteten: "EEEEEEyyyy Zipfelschwinger, watt biss'n DU für'n Hosenträger???". Lallend und torkelnd betraten Dufte und Knorke den Raum."Eins-null-eins?", fragte der Praktikant mit weit aufgerissenen Augen. "Yooohaar, jenau", atwortete Dufte und reichte dem sichtlich verwirrten Gefangenen ein Dosenbier. Das rutschte dem mittlerweile sehr bleich gewordenen durch die blutigen Finger und knallte zischend und schäumend zu Boden. Die zweite Bierdose stach Dufte mit seinem Nietenarmband auf und reichte sie ihm behutsam und fürsorglich zum Trinken an die Lippen. Kühle, Lebenskraft spendende Tropfen des Gerstensaftes benetzten die Ober- und Unterlippe des Trinkenden und ohne eine Pause einzulegen trank der Praktikant die Dose aus. "Eins?", fragte der Durstige. "KLAAAARO", antworteten die beiden Punks gleichzeitig und öffneten eine neue Bierdose. Nachdem der Praktikant sich etwas erholt hatte, begleiteten Dufte und Knorke ihn aus den Räumen nach Draußen. Dabei erzählte der Nichtarbeitnehmer mit Praktikantenstatus seine Erlebnisse in binärer Form, die er in Raum Nr.404 erfahren hatte: "Eins-null-null-eins! Eins-NUUUUULL-eins!", bibberte er über seine Lippen und war den Tränen nahe. "Eins-null-null-eins!", wiederholte er etwas leiser und eine kleine Träne kullerte nun doch über seine Wange. Es war eine Träne der Erleichterung, darin waren sich Knorke und Dufte einig, als ihre Blicke sich kreuzten. "Is ja juuut jetze", tröstete Dufte mit einem kräftigen Schulterklopfen und sie verließen den Ort des Grauens. Als sie einen kurzen Blick zurück warfen, wurde ihnen klar, warum der Bürokomplex keinen Anschluß an die Infrastruktur hatte: Das Hauptquatier des ehmaligen Ligabetreibers war ein Schiff, eine alte aber impulsante Fregatte. Wie aber kam diese Fregatte in das Waldstück im Breisgau? Diese Frage wird wohl ein Mysterium bleiben, welches die beiden Strafraumpunkz auch garnicht weiter betrachten wollten, denn ihr Dosenbiervorrat ging langsam aber sicher aus....und das wäre für die Beiden wirklich... DAS GRAUEN.

geschrieben von Riky

Zurück zur Vereinszeitung
4.76/17

Kommentare

Riky schrieb am 13.03.2018 13:03 Uhr

hahahaha - ich erinnere mich an ein breites Grinsen in die Kamera ;)
-Die neuen Abenteuer von Plaque-Man & Parodontose-Boy...

Honkyschwonky schrieb am 12.03.2018 10:48 Uhr

boah - alles rot - was Sie sehen ist gefährlicher zahnbelag ... ach dit kennt ihr doch alle schon gar nicht mehr...

Cooker schrieb am 10.03.2018 23:20 Uhr

Endlich - das Warten hat ein Ende ... dufte, einfach dufte, äh, knorke halt.

Großer Karl schrieb am 10.03.2018 19:22 Uhr

Hab abboniert Riky jetzt hast du 20 abos
Und natürlich 5 Sterne

pferdehalter schrieb am 10.03.2018 18:29 Uhr

bekommst 5 Sterne und abonniert ist auch fehlt nur noch einer ;)

Smoky23 schrieb am 10.03.2018 18:26 Uhr

Sehr schön...schwärm...

...ich freue mich auf die Fortsetzung. ☻