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Rob White & die sonnenbrandgebräunten Buben Verfasst am : 23.08.2023 19:15

Wir schreiben den 19.08. Eine ernüchternde Saison geht zu Ende. Platz 14, die wenigsten geschossenen Tore der Liga - eine grauere Maus gabs seit dem VFL Wolfsburg Mitte der 2000er mit Stars wie Diego Klimowicz, Pablo Thiam, Cedric Makiadi und dem großen Mike Hanke nicht mehr. Um bischen Farbe zu bekommen, ordnete Manager Matinus kurzentschlossen eine Abschlussfeier bzw. Teambuildingmaßnahme der besonderen Art an: Helferdienste beim jährlich größten Open-Air-Festival des Jahres in der Stadt, die niemals schläft.

Nachdem sich der hochveranlagte Nachwuchsstar Tobi Topstar und weitere junge Talente wegen angeblichen Verletzungen "serioso" bei der ultima partita della stagione krank ins ospitaletto abgemeldet hatten, wurde das Gesicht des Managers aschfahl und tiefe Furchen zeichneten seine Stirn. Er hatte dem Festivalleiter ehrliche Arbeit angekündigt und jetzt stand er quasi blank da. Kurzentschlossen entschied er seinen Stolz hinunterzuschlucken und griff zum Hörer. Nachdem er die "0" gewählt hatte, meldete sich wie erwartet der Oberbackfisch. Jener Oberbackfisch, der unserem grande Club immer noch ein Stadion wegen fahrlässiger Fackelei schuldet. Nach einem kurzen Austausch beschlossen beide das Kriegsbeil zu begraben und stattdessen den Klappstuhl fürs Festival auszugraben - piu bella cosa.

Und so konnte es beginnen. Unmengen Äppler, Weinschorlen und auch Bier wurden professionell gezappt. Zwischendurch auch auf expliziten Kundenwunsch hin saure Radler (Bier mit Wasser; wer trinkt sowas?) und alkoholfreie Radler (ohne die Augen zu verdrehen wurde ein handelsübliches Radler ausgeschenkt, ist doch quasi alkoholfrei). Nachdem Matinus beinahe die eigene Hydration vernachlässigt hatte auf Grund der betörenden Kundschaft griff schließlich der Oberbackfisch mit einem Machtwort durch: "Du ahle Romantiker mächst hier scheene Aage un lässt mich allaans zappe. Sieh ma zu, dass de zusiehst." Zur Rekalibrierung verschwanden die beiden Manager sofort Backstage und erfrischten sich mit Schoppen und allerlei Leckereien aus der kreativen veganen Küche. Danke an der Stelle nochmal an unseren Caterer Tullio Modeste.

Sodann waren die ragazzi bereit fürs Highlight des Abends: Zum Saisonabschluss hatte sich Matinus etwas Besonderes einfallen lassen und als schließlich das Signal der Brennerautobahn (aannen brennen) ertönte, war selbst der abgebrühte Backfisch aus'm Häuschen: "Des sin doch de Robbert un die vun de Sun verbrennte Bube! Die hab ich zuletzt auf der Costa Concordia 2012 vor Sardinien gehört, als mir havariert sind. Ich dacht die wär'n abgesoffe, ich werd narrisch".

Die nächsten 45 Minuten - il tempo volo. Mit nassem Auge und Schritt dachte Matinus an seine großen Italienreisen der 2010er Jahre zurück. Damals, als man einen Espresso in der Kaffeebar noch für unter einem Euro erstand und sich dachte: "Was kostet Amore?". Lächelend kippte er den Spumante hinunter und dachte an seine baci mit der bella Giulia in Maranello zurück. Schnief.

Plötzlich reißt ihn ein sich auftuender Schlagerstrudel aus allen Gedanken - wo war er auf einmal gelandet? Ein Blick nach links: Auch der Oberbackfisch gestikuliert im Stile eines feurigen Italieners mit einer bella ragazza. Wir müssen raus hier, so schön kann das Leben nicht sein. Der Zauber verfliegt schließlich als die Managerkollegen Schnaps di mela mit Team Scheisse ballern. Beschwingt treten beide im Morgengrauen den Heimmarsch an, überqueren mit Lichte der ersten Sonnenstrahlen die Ponte di Rialto am weißen Haus (La Residenzia Guido) und fallen nach einem letzten Gipfelsturm geduscht in die heimischen Betten am Vereinsheim. Was ein Tag.

Gute Besserung an alle Verletzten & bis zum nächsten Mal. Ciao!

geschrieben von matinus

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