1.814x gelesen 10x abonniert Ausgabe 17/24 26.04.2024 's Schundblatt Jetzt registrieren

Thüringer Tritte und freie 8.000er

\"Geschichte wiederholt sich, wenn auch stets um Nuancen anders. So schaut\'s aus!\"

Ohne mit der Wimper zu zucken zückte Manager Matinus den nächstbesten Fuffi aus seinem prall gefüllten Geldbeutel hervor und schob ihn genüsslich ins Phrasenschwein der \"Free Taiwan\" Stiftung. Vormals bekannt als \"Free Tibet\" Stiftung, die Stiftung musste sich aber auf Grund mangelnder Nachfrage und sinophiler Propaganda umbenennen.

Am Vortag hatte der Blitz aus Belize, Ex HSV-Star Wallace, erneut die Torjägerkanone auf den letzten Metern im letzten Saisonspiel errungen. Seinen dritten Pichichi am Stück. Und erneut war Manager Matinus maximal erbost gewesen. Der Unterschied: Diesmal sahen auch die befreundeten Manager der prokickers und Backfische keinen Grund deeskalierend einzugreifen, sondern kippten stattdessen noch zusätzlich etwas Super Plus ins Feuer. Es ging am letzten Spieltag um gar nichts mehr. Manager Matinus und seine Mannen standen bereits als Aufsteiger fest, der Gast aus dem provinziell angehauchten thüringischen Ehrlichbach stand im Nirgendwo der Tabelle. Anstatt ihrem Vereinsmotto entsprechend original gefällig aufzutreten, meinten die Jungs vom Ehrlichbach den Muli machen zu müssen. Original asozial. Sie traten schlicht auf alles ein, was nicht rund war und wie ein Ball aussah. Mit zwei roten Karten waren die \"Gäste\" noch gut bedient. Zwar stand auf der Anzeigetafel ein souveränes 6:0, aber vier Schwerverletzte mit weniger als 70 Fitness hatten Matinus gründlich die Laune verdorben.
Die weiteren Geschehnisse überlassen wir an dieser Stelle ihrer Fantasie, schließlich können wir uns keinen Punktabzug in Liga 1 auf Grund detaillierter Geschichten aus\'m Leben erlauben.
Wir können daher nur vermelden: Bleiben Sie dran und bitte angeschnallt, wir erwarten auf unsere Reise zum Mount Everest weitere Turbulenzen.
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Hurtigruten - Das Original: Ohne Halt in Oslo

In Oslo hatten sie sich schon auf den neuen Friedensnobelpreisträger geeinigt. Entgegen aller Wetten und Wahrscheinlichkeiten waren seit Abpfiff bereits über 45 Minuten vergangen, und Manager Matinus hatte die Contenance bewahrt. Doch als der diesjährige Torschützenkönig Wallace, entfernt verwandt mit dem brasilianischen Ex HSV-Star, der einst als großer Heilsbringer im Januar 2017 an der Alster angeheuert hatte, freudetrunken eine Gehaltserhöhung verlangte, wurden in Oslo die Karten neu gemischt.

Scheinbar ohne Ankündigung ging Matinus direkt auf 180. Und das ohne am Dartsboard zu stehen. Hektisch versuchte der Oberbackfisch, seines Zeichen Ehrengast des Tages, den vor Angst zitternden Manager der Prokickers noch als Schutzschild zwischen Manager und Torjäger zu platzieren, aber vergebens. Immerhin das Publikum genoss die (un)erwartete Aftershowparty.

Das hatten sie sich nach 90 Minuten Horrorkick verdient, und so kroch der Schock langsam aus den Knochen. Kurz zuvor hatte es ihre Truppe doch tatsächlich geschafft, den sicher geglaubten Aufstieg noch zu verspielen. Zwei Spieltage vor Schluss befand man sich mit 4 Punkte Vorsprung klar auf Kurs Zweite Liga. Die verbleibenden zwei Gegner aus dem unteren Tabellenmittelfeld sollten doch keinen Stolperstein mehr darstellen. Dachte man. Aber man verlor beide Spiele. In beiden Spielen geführt. Und in beiden Spielen der unerklärliche Einbruch nach Minute 70. Gegen Gegner, für die es um nichts mehr ging. Und dann kommt der Wallace aus Belize und will mehr Kohle. Und das ohne Meisterschaft, Champions League oder Pokal - nein Dante.

Dann soll halt wer anders die Post nach Oslo fahren.
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Rob White & die sonnenbrandgebräunten Buben

Wir schreiben den 19.08. Eine ernüchternde Saison geht zu Ende. Platz 14, die wenigsten geschossenen Tore der Liga - eine grauere Maus gabs seit dem VFL Wolfsburg Mitte der 2000er mit Stars wie Diego Klimowicz, Pablo Thiam, Cedric Makiadi und dem großen Mike Hanke nicht mehr. Um bischen Farbe zu bekommen, ordnete Manager Matinus kurzentschlossen eine Abschlussfeier bzw. Teambuildingmaßnahme der besonderen Art an: Helferdienste beim jährlich größten Open-Air-Festival des Jahres in der Stadt, die niemals schläft.

Nachdem sich der hochveranlagte Nachwuchsstar Tobi Topstar und weitere junge Talente wegen angeblichen Verletzungen "serioso" bei der ultima partita della stagione krank ins ospitaletto abgemeldet hatten, wurde das Gesicht des Managers aschfahl und tiefe Furchen zeichneten seine Stirn. Er hatte dem Festivalleiter ehrliche Arbeit angekündigt und jetzt stand er quasi blank da. Kurzentschlossen entschied er seinen Stolz hinunterzuschlucken und griff zum Hörer. Nachdem er die "0" gewählt hatte, meldete sich wie erwartet der Oberbackfisch. Jener Oberbackfisch, der unserem grande Club immer noch ein Stadion wegen fahrlässiger Fackelei schuldet. Nach einem kurzen Austausch beschlossen beide das Kriegsbeil zu begraben und stattdessen den Klappstuhl fürs Festival auszugraben - piu bella cosa.

Und so konnte es beginnen. Unmengen Äppler, Weinschorlen und auch Bier wurden professionell gezappt. Zwischendurch auch auf expliziten Kundenwunsch hin saure Radler (Bier mit Wasser; wer trinkt sowas?) und alkoholfreie Radler (ohne die Augen zu verdrehen wurde ein handelsübliches Radler ausgeschenkt, ist doch quasi alkoholfrei). Nachdem Matinus beinahe die eigene Hydration vernachlässigt hatte auf Grund der betörenden Kundschaft griff schließlich der Oberbackfisch mit einem Machtwort durch: "Du ahle Romantiker mächst hier scheene Aage un lässt mich allaans zappe. Sieh ma zu, dass de zusiehst." Zur Rekalibrierung verschwanden die beiden Manager sofort Backstage und erfrischten sich mit Schoppen und allerlei Leckereien aus der kreativen veganen Küche. Danke an der Stelle nochmal an unseren Caterer Tullio Modeste.

Sodann waren die ragazzi bereit fürs Highlight des Abends: Zum Saisonabschluss hatte sich Matinus etwas Besonderes einfallen lassen und als schließlich das Signal der Brennerautobahn (aannen brennen) ertönte, war selbst der abgebrühte Backfisch aus'm Häuschen: "Des sin doch de Robbert un die vun de Sun verbrennte Bube! Die hab ich zuletzt auf der Costa Concordia 2012 vor Sardinien gehört, als mir havariert sind. Ich dacht die wär'n abgesoffe, ich werd narrisch".

Die nächsten 45 Minuten - il tempo volo. Mit nassem Auge und Schritt dachte Matinus an seine großen Italienreisen der 2010er Jahre zurück. Damals, als man einen Espresso in der Kaffeebar noch für unter einem Euro erstand und sich dachte: "Was kostet Amore?". Lächelend kippte er den Spumante hinunter und dachte an seine baci mit der bella Giulia in Maranello zurück. Schnief.

Plötzlich reißt ihn ein sich auftuender Schlagerstrudel aus allen Gedanken - wo war er auf einmal gelandet? Ein Blick nach links: Auch der Oberbackfisch gestikuliert im Stile eines feurigen Italieners mit einer bella ragazza. Wir müssen raus hier, so schön kann das Leben nicht sein. Der Zauber verfliegt schließlich als die Managerkollegen Schnaps di mela mit Team Scheisse ballern. Beschwingt treten beide im Morgengrauen den Heimmarsch an, überqueren mit Lichte der ersten Sonnenstrahlen die Ponte di Rialto am weißen Haus (La Residenzia Guido) und fallen nach einem letzten Gipfelsturm geduscht in die heimischen Betten am Vereinsheim. Was ein Tag.

Gute Besserung an alle Verletzten & bis zum nächsten Mal. Ciao!
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Besuchstag im Presseraum

Leicht irritiert kratzte sich Matinus an seinem auf 6 Millimeter kurz geschorenem Hinterkopf. Die raffinierte Frage ("Was war ihr persönliches Highlight der letzten Wochen?") der Lokalreporterin aus der drittletzten Reihe hatte selbst einen so erfahrenen Manager wie ihn kurz ins Grübeln gebracht.
Was war eigentlich die letzten Wochen passiert, und wie sollte man das in eine sinnvolle Reihenfolge bringen?
Er ging kurz in sich - alte Zeiten kamen wieder hoch bildlich - und entschied sich, sofort in medias res zu gehen.
"Auf der aanen Seite isses sicherlich unser Aufstiesch als Meister in die 3. Liga, in den bezahlten Fussball. Des gibt uns ganz annere Possibilitäten. Zudem ham mer noch den Torjägerpokal souverän wie Lücke Füllkrug abgeräumt. Auf der anneren Seite hab ich natürlich letzte Woche aufm Blütenfest, auf der quasi Meisterfeier, mit ausgewählten Kameraden ordentlich einen gemacht."
Nun die Rückfrage aus der zweiten Reihe, dritter Platz von linksaußen: "Excusez mon, Monsieur Matinus. Je ne parle pas Hessisch. Anglais? Hochdeutsch?"
Glücklicherweise taucht in diesem Moment Gastrobetreiber Robin Townes mit einem Bembel auf, und schüttet dem völlig fassungslosen Matinus erst einmal nach. Dieser dankt es ihm per prompter Inhallation - beruhigt sich - und fährt in betont sachlichem Ton fort: "Ich bedanke mich für die Frage, möchte an dieser Stelle aber lieber ein weiteres Statement setzen: Es gibt zwei Arten von Menschen. Die eine können die Finger nicht vom Obst lassen und gurken an Feiertagen zur Ernte nach Rüsselsheim. Und dann gibt es die normal kalibrierten, die gemeinsam mit den Nachwuchstalenten an Feiertagen eine Extraschicht einlegen um die Form zu halten. Und mehr gibt's heute nicht zu sagen. Ich habe fertig wie Olivier Brazzo."

Lesen Sie morgen exklusiv in "Le Monde": "Une conférence de presse exceptionell et extraordinaire"
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Mit brennender Sorge

Mit der selben Besorgnis, mit der einst seine Heiligkeit Papst Pius XI vor ca. 85 Jahre auf die Geschehnisse in Deutschland blickte, betrachtete Manager Matinus die aktuellen Auswüchse in seinem Verein und in der heilen Fussballcupwelt.

Offensivstar Frommelt - immer verletzt oder im Streik, reichte seinen Wechselwunsch schon zur Winterpause ein.
Torwart Mitter - gelegentlich Weltklasse, oft aber nur als talentierter Bananenpflücker zu gebrauchen.
Mittelfeldmotor Rolff - gegen kleinere Teams omnipräsent, in den wirklich wichtigen Duellen aber unsichtbar wie Kimmich und Goretzka.
Buchmacher Takabe - großartige Selbstpräsentation, vermeintliche "Banko" Tipps gehen aber schnell nach hinten los.

Ergebnis: Wieder einmal die beste Offensive der Liga, erneut Platz 4 und damit "Klassenerhalt". Erneut am Aufstieg vorbeigeschrammt. Matinus beschleicht das Gefühl, von seiner hochbezahlten Truppe einmal mehr verraten worden sein. Und dabei meinte er es doch gut stets mit seinen Buben:
Shoppingausflüge auf die Zeil in überteuerte Retro Pop-Up Stores nach Niederlagen - ja macht doch, wenns euch nicht stört.
Starfriseure zu Auswärtsspielen ins Teamhotel einfliegen - ei klar, meine Glatze darf er auch polieren

Es ist an der Zeit die Daumenschrauben anzuziehen. Im Trainingslager am Herforder Stadtrand erleben wir derzeit einen fokussierten Manager Matinus: Drei neue Spieler hat er verpflichtet und zwei Jahrhunderttalente aus der eigenen Jugend hochgezogen, um den Konkurrenzkampf zu beleben. Und bei jeder Trainingseinheit wird bis zum Erbrechen trainiert - Quälix Magath wäre stolz.
Damit der Traum Wirklichkeit wird: Raus aus Liga Vier - Karben und Weizenbier.

Aber das Sportliche gerät derzeit zur Nebensache. Der Oberbackfisch, dem man in der letzten Episode der Vereinszeitung noch an den Kragen wollte, ist schwer erkrankt und kämpft nicht nur gegen eine heimtückische Krankheit, sondern auch gegen innere Dämonen an. Wir senden an dieser Stelle unsere Genesungswünsche und beobachten das Geschehen weiterhin vom Seitenrand mit brennender Sorge. Wir können aber bei dieser Gelegenheit beruhigen: Pater Anselm ist für die letzte Ölung und eine smoothe Transition ins Jenseits bereits engagiert worden - allein das sollte dem Immunsystem des Oberbackfischs Anreiz genug sein, schnell wieder auf die Beine zu kommen.
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Traurige Szenen für den Kärber Fussball

Als der Manager der Prokickers (ehemals Klotzkickers) verspätet in der Präsidentenloge eintraf, war es bereits zu spät. Er bemühte sich noch redlich Manager Matinus zu stoppen, aber der war bereits außer Kontrolle. Auch die mitgebrachten Blaubeeren und der Magerquark konnten Matinus nicht besänftigen. Ganz im Gegenteil brachte ihn das nur noch mehr in Fahrt. Wutentbrannt stieß Matinus den Manager der Prokickers zu Seite, bahnte sich seinen Weg an die Balkonbrüstung und beschimpfte den chinesischen Rechtsaussen Zhu-lan Hu des ASC Asean Karben auf eine Art und Weise, die wir an dieser Stelle nicht zitieren können. Schließlich ist es nicht auszuschließen, dass Kinder und "Gender Studies" Studierende einen Blick in diese Zeitung werfen. Nur so viel sei gesagt: Donald Trump wäre, wäre er trotz Stadionverbot vor Ort gewesen, vor Neid erblasst ob der kreativen Wortwahl des Managers. Und selbst der bekannte vorbestrafte Würstchenfabrikant und alte Grantler Uli H. wäre aus Respekt rot angelaufen.

Doch was war eigentlich passiert?
Nachdem der Oberbackfisch beim Freundschaftsspiel vergangene Woche seine Supporter heißer als Frittenfett gemacht hatte, sodass diese in der 88. Minute sich quasi selbst entzündeten und den kompletten Gästeblock abfackelten, war der Ruhepuls von Manager Matinus sowieso schon bei 179.
Dass beim vor dem Spiel angesetzten Versöhnungsgipfel der Oberbackfisch unter Verweis auf das unzureichende Sicherheitskonzept allen Entschädigungsforderungen einen Riegel vorgeschoben hatte, katapultierte die Laune von Matinus in den Abgrund.

Als dann in der 8. Minute des heutigen Freundschaftsspiel der eingangs erwähnte Spieler der ASC Asean Karben rüde und vollkommen übermotiviert den Lieblingszehner des Präsidenten, den nordirischen Fussballgott Farrell, tief in der eigenen Hälfte hüfthoch abgrätschte, war das Fass übervoll.

Ergebnis: Gelbe Karte, minus 45 Fitnesspunkte und damit 4-5 Wochen Pause. Und das mitten im Aufstiegskampf.

Manager Matinus drehte vollkommen ab, ließ den gesamten Gästeblock evakuieren und schickte alle Gästefans, Gästespieler und den Managers des Gastvereins über die B3 zurück in das Loch, aus dem sie gekrochen waren - nämlich nach Bad Vilbel.

Anschließend rekalibrierte er sich erfolgreich durch die Inhalation eines Schobben der Marke Wetterauer Gold.
Was eine Aufregung, und das schon nachmittags um vier und damit vor dem Pflichtspiel um 18 Uhr.
Im Hinauslaufen wies er seinen libanesischen Caterer an, drei frische nachzulegen für das Abendspiel und verschwand wieder im Büro.
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