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Die dritte Gründung Verfasst am : 29.05.2015 17:41

Berlin. Alle alten Berliner Bären sollten die Lauscher weit aufsperren: Der Berliner Traditionsverein "Berliner Ballverein", der von 1895 bis in die späten 30er Jahre mit sportlichen Erfolgen alle Berliner stolz gemacht hat, ist zurück. "Wie zurück?", höre ich einige sagen, staunen, ja schon euphorisch werden. Ja! Du hast dich nicht verhört. Nach zwei Schließungen (erste durch NS-Regime, zweite durch Finanzprobleme) steht die dritte Gründung an. Der "Berliner Ballverein" ist zurück als "Berlin Bulls 1895". Das nehmen wir uns mal als Anlaß für einen Streifzug durch die Historie dieses einzigarten Fußballvereins aus Berlin.

Von der Gründung, Nazis und der Neugründung
Am 26. Mai 1895 wurde zum ersten Mal in der Weltgeschichte eine Kinoaufführung in Berlin durchgeführt. Bei dieser trafen sich der britische Wissenschaftler Dr. Robert Eamer und der deutsche Fußballer Clemens Rheinland. Clemens Rheinland lud den leicht verrückten Wissenschaftler Dr. Eamer zu seinem Fußballspiel ein, dieser hatte zwar zuvor vom Fußball gehört, war jedoch niemals zu einem Fußballspiel gegangen. Er nahm die Einladung an und fuhr mit Rheinland nach Düsseldorf, um sich am 28. Mai 1895 das Freundschaftsspiel der damals neugegründeten Fortuna Düsseldorf 1895 gegen die Kölner Knaben anzusehen. Die Fortuna gewann damals 3:1, alle drei Tore schoss Rheinland und Dr. Eamer war angesteckt von der Leidenschaft für den Fußball. Nach dem Spiel sprach Dr. Eamer mit Clemens Rheinland über seine neu gewonnene Leidenschaft und sein Vorhaben, in Berlin einen Fußballverein zu gründen. Rheinland war begeistert von dieser Idee und motivierte Eamer zu seinem Vorhaben. Zusammen fuhren sie nach Berlin und gründeten dort am 29. Mai 1895 den "Berliner Ballverein", den ersten Fußballverein Berlins. Der Verein war bis in die späten 30er Jahre einer der erfolgreichsten Vereine Deutschlands und hatte eine Fanbasis von 50.000 Fans. Man war kurz davor, die größten Transfers der Fußballgeschichte über die Bühne zu bringen und damit zum größten deutschen Fußballverein aufzusteigen. Als die Nationalsozialisten aber an die Macht kamen, wurde das ganze Vermögen des Vereins und Dr. Eamers beschlagnahmt, denn Eamers war ein Jude. Dr. Eamers kam in das Konzentrationslager in Ausschwitz (gestorben am 3. September) und der Verein wurde geschlossen, weil es "als ein Treffpunkt für jüdische Funktionäre eine Gefahr für die deutsche Einheit darstellt." (Richterlicher Beschluss der Berliner Justiz, 3. September 1939), obwohl der einzige Jude im Verein Eamers war. Man erinnert sich heute noch düster an den 3. September unter den Fans. Erst im Jahre 1975 gründeten der Sohn von Rheinland und seine Freunde den Verein neu, als Gründungsdatum wurde der 3. September gewählt, eine Mahnung an vergangene Tage und ein Denkmal für Dr. Eamer. Dieser Verein schaffte es aber nicht mehr an die alten Erfolge anzuknüpfen und man kam nicht über die Kreisliga hinaus und musste wegen finanzieller Schwierigkeiten 1982 die Tätigkeiten einstellen.

Die dritte Gründung
Der Sohn von Rheinland, Mark Rheinland, flüchtete von der DDR über die Österreich in die Vereinigten Staaten, wo er 1985 Emma Stone heiratete. Mit ihr bekam er noch im selben Jahr seinen Sohn Bruce G. Stone. Zu dem 100-Jahres-Jubiläum des "Berliner Ballvereins" veranstaltete die Stadt Berlin eine Messe, um dem Mord an Dr. Eamers zu gedenken und um ein Stück Berliner Geschichte zu rekapitulieren, zu dem auch Mark Rheinland und sein Sohn Bruce Stone gingen. Bruce Stone war so beeindruckt von Berlin und der Messe, dass dieses Erlebnis seine Kindheit prägte. Einige Jahre später erzählte ihm der Vater die Geschichte seines Großvaters und Stone war sichtlich gerührt. Er spielte damals Baseball bei den Las Vegas Bulls, weil Fußball in den Staaten selten war. 2005 kam er zum Studium nach Berlin und ließ sich seitdem dort nieder. Er gründete noch während seines Studiums die "Stone Investments Group", mit der er erste Versuche im Bereich des Investmentbanking unternahm. Innerhalb von 10 Jahren wurde aus dem kleinen Ein-Mann-Betrieb eine große Mittelstandsfirma, die heute in Berlin zu den größten seiner Art zählt. Als erfolgreicher Unternehmer erfüllte er sich einen lang gehegten Kindheitstraum und gründete am 29.05.2015, exakt 120 Jahre nach der ersten Gründung, die "Berlin Bulls 1895", bei der Namensgebung beeinflusste ihn sein alter Baseballverein aus Vegas.


Na dann wünschen wir viel Glück und Erfolg. Hoffentlich wird es diesmal nicht mehr so kurz wie die letzten beiden Male!
Die Redaktion

geschrieben von Bruce G. Stone

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