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Gründungsfest trotz Zwischenfall ein volller Erfolg Verfasst am : 31.05.2015 11:27

Berlin. Wir haben viel zu berichten von der Gründungszeremonie am Brandenburger Tor: der Bushido-Wowereit-Zwischenfall, die unglaubliche Geschichte des Roberto Caravaggio und die Gründung der Ultragruppierung "BULLTRAS BERLIN". Es scheint, als hätten die Berliner ihren neuen, alten Traditionsverein mehr als angenommen. Das Freundschaftsspiel in Leipzig haben sie leider 5:0 verloren, aber das Spiel um die Herzen der Berliner scheint gewonnen.

Bushido und Wowereit haben sich wieder nicht gut verstanden
Es war eigentlich zu erwarten. Hätte man es vermeiden können? Sicherlich, aber es kam, wie es kommen musste. Bushido schoss wieder auf Klaus Wowereit - nicht mit einer Schusswaffe, sondern mit Worten: "Berlin hat einen Hurensohn weniger" hieß es aus seinem Mund. Gemeint war der ebenfalls anwesende Bürgermeister Berlins, Klaus Wowereit, der dieses Jahr sein Amt niederlegen wird. Es steht nicht gut um die beiden – schon seit einiger Zeit. Klaus Wowereit ließ sich das nicht gefallen und forderte die sofortige Entschuldigung oder das Verlassen des Festivals. Bushido entschuldigte sich trotz mehrfacher Ermahnungen nicht und es kam zu weiteren Wortgefechten. Bushido verließ das Festival mit den Worten: "Ich habe nichts mit so einem Bastard unter einem Dach verloren." Dumm nur, dass das Festival völlig unbedacht war – in doppelter Hinsicht: unter freiem Himmel und wortwörtlich "unbedacht", denn man hätte sich denken können, dass so ein Eklat dabei rauskommt, wenn man Bushido und Wowereit „unter ein Dach bringt“. Ein Ermittlungsverfahren wurde bereits eingeleitet. Obwohl dieser kleine Zwischenfall die Gründungszeremonie beschattete, überwog jedoch die Geschichte Caravaggios und trug dazu bei, dass dieses Fest lange nicht mehr zu vergessen sein wird - genau wie die Berlin Bulls 1895.

Roberto Caravaggio und seine "BULLTRAS"
Er wurde geboren, als der "Berliner Ballverein" 1926 seine größten Erfolge feierte: Roberto Caravaggio, Sohn italienischer Einwanderer, ging als Kind mit seinem Vater oft zu den Spielen des Vorläufervereins der "Berlin Bulls 1895". Und er erlebte den Untergang dieses Vereins, die Reinkarnation und den finanziellen Tod mit. Im Herbst 1938 hörte er seinen Vater fluchen wie noch nie in seinem Leben, er verfluchte die Deutschen, die Nazis und den Rassismus, welcher sich auch in seinem Heimatland ausbreitete wie die Pest. Alberto Caravaggio hieß sein Vater und er war während des 1. Weltkriegs im Jahre 1915 über das Meer nach Deutschland geflüchtet, zu dieser Zeit sah die Welt und auch Deutschland düster aus - wenn etwas Farbe brachte, dann die Explosionen und Feuer. Und der Fußball. Der Fußball verband Menschen aller Nationen zusammen und ließ sie verschmelzen. Das beeindruckte Alberto, der erst an der Nordsee gelandet war und sich dort bis zum Ende des 1. Weltkrieges aufhielt, bevor er nach Berlin zog. Im Jahre 1917 entdeckte er dann den "Berliner Ballverein", zu dessen treuesten Fans er sich entwickelte. 5 Jahre später entdeckte er über diesen Verein auch seine große Liebe: Marlene Dietrich war damals im Stadion neben dem Sitzplat von Caravaggio und es kam 1923 zur Hochzeit. Drei Jahre später folgte dann Roberto. Bereits als Baby nahm sein Vater ihn mit zu Fußballspielen des "Berliner Ballvereins". Dieser erlebte sowohl die "goldene Zeit" des Vereins als auch ihren Untergang. Ihre Neugründung und ihr erneutes Versagen. Und am 29.05.2015 erreichte ihn als 89-Jähriger eine unerwartete Nachricht: Der Berliner Ballverein ist in Form der "Berlin Bulls 1895" zurück. Er hörte die Nachricht im Radio, als das Gründungsfest erwähnt wurde, zu dem der Bürgermeister und alle Berliner Bürger eingeladen seien. Er traf dort ein und traf -entgegen seiner Erwartung- mehr junge Menschen als alte Berliner, die sich an ihren Verein erinnerten und gekommen waren. Zusammen mit 1000 jungen Menschen aus allen Ecken Berlins gründete er dann noch während des Festivals die Ultragruppierung "BULLTRAS BERLIN". Der Name kam dann aber doch von den jungen Menschen, die aber Caravaggio als Präsident wählten.

Warum dieses Fest so wichtig war
Am Brandenburger Tor trafen sich Zehntausende an diesem Samstagabend, Begeisterte des Fußballs, Rap-Fans und leidenschaftliche Berliner kamen zusammen, um Berlin's neue Bullen zu zelebrieren. Auch der Bushido-Wowereit-Konflikt zum Anfang des Festes störte die rund 50.000 Mann am Brandenburger Tor nicht, auch die Bushido-Fans nahmen es mit Humor und blieben auch nach dem Zwischenfall auf dem Festgelände. Was so viele verschiedene Menschen auf dem Brandenburger Platz zusammenhielt, hat gezeigt, dass Berlin ab sofort einen dauerhaften Fußballverein dazugewonnen hat. Die fabelhafte Geschichte des fast 90-jährigen Caravaggio, dem neuen Präsidenten der neuen Fangruppierung "BULLTRAS" hat alle 50.000 Anwesenden fasziniert und rund 3000 Menschen zu Fans der "Berlin Bulls 1895" und zu Ultras gemacht. Mit dieser Basis wird dieser Verein nicht mehr so schnell verschwinden aus den Schlagzeilen und schon gar nicht aus dem Fußballleben.

geschrieben von Bruce G. Stone

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