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Kein Titel Verfasst am : 06.11.2017 18:13

Tag "24"

Das Schreiben an sich ist keine Kunst. Gleichwohl ist es die Zunft der Schreiberlinge, die die Kunst beherrschen durch durchdachte Stilmittel das Interesse ihrer Leser zu wecken. Einen dieser Schreiberlinge kennen zu lernen ist ein rares Ereignis und zugleich eine wahre Erfüllung. Es ermöglicht einem die Gedankengänge des Autors eines mit Witz und Klugheit formulierten Textes nachzuvollziehen und dem nachzueifern.

Hierbei geht es aber weniger um die komödiantischen Fragen des Lebens, etwa warum in dem Wort "sterben" bereits das Verb "erben" steckt oder warum ein Kühlschrank ein Licht hat, das Gefrierfach jedoch nicht. Vielmehr geht es darum die tatsächlichen Begebenheiten über die berichtet werden sollen in einen humoristischen Kontext zu setzen, um selbst dem uninteressiertesten Leser ein Schmunzeln ins Gesicht zu zaubern. Dieser Kunst eifere ich nach und habe in einem Kollegen mein Idol gefunden.

Dieses Idol hat meine wohl eher als amateurhaft einzustufende Kunst der Satzformulierung nicht nur in einer persönlichen Erwähnung in seinem Artikel, sondern auch in einer persönlich an mich gerichteten Nachricht gewürdigt und als professionell formuliert. Dies war mir nicht nur eine Ehre, sondern Ansporn zugleich meinem Ziel gerecht zu werden es ihm zwar nicht gleich zu tun, es jedoch zumindest zu versuchen.

Und so berichte ich heute nicht über die Tatsache, dass es vielleicht doch irgendwann einen koreanischen Verkehrsminister mit dem Namen Um Lei Tung geben könnte, sondern darüber - und hier komme ich zur realen Begebenheit - dass übermorgen meine zweite Saison beginnt, nachdem ich zuvor in die Landesliga aufgestiegen bin. Allein diese Aussage hinkt etwas, da es ja die Mannschaft war, die ich aufgestellt habe, die dank der Spielberechnung am Ende der Kreisliga-Spielzeit auf dem vierten Platz stand. Wie auch immer, das Ergebnis stimmt: Der Verein spielt nun Landesliga. Man könnte das alles viel schlanker formulieren und all das vorhergeschobene tut bzgl. des soeben genannten Themas nicht zur Sache, gleichwohl ist eine Nachricht, wie der Beginn der Saison in zwei Tagen für den Otto-Normal-Leser der berühmte Sack Reis in China. Viel mehr interessiert wohl, wer dieses ominöse Idol sein soll. Aber ich wollte doch von der Landesliga erzählen.

Meine Mutter war es, die mich immer wieder mahnte, dass ich den so genannten roten Faden nicht verlieren darf und selbst wenn ich mehrere Geschichten gleichzeitig erzähle am Ende alle Fragen beantworten worden sein müssen. Die Betonung lege ich hier allerdings auf "am Ende." Ich hoffe damit sind, wie mein ehemaliger Religionslehrer Herr Franz-Josef Jene, der sich aus unbekannten Gründen das Leben nahm, alle Klarheiten beseitigt. Ich rechne ihm bis heute hoch an, dass er es bis zum Ende seines Lebens nie geschafft hat, sich meinen Namen zu merken, wohl aber, dass ich in meiner ersten Unterrichtsstunde mit ihm einen dunkelblauen Pullover mit der Aufschrift "55" trug und er mich seitdem "55" nannte. So war ich ein Bekannter für ihn, was mir deutlich mehr bedeutete, als irgendein "Marc", von denen es in meiner Klasse mehrere gab. Aber zurück zur Landesliga.

Wir, also ich, in der Hoffnung, dass die Spieler meines Vereins in Kooperation mit einer gnädigen Spielberechnung es auch wollen, möchten auch in der Landesliga oben mitspielen und nach Möglichkeit aufsteigen. Dazu haben wir uns punktuell verstärkt und weitere Spieler verpflichtet. Dies zu schreiben ist notwendig, um zum einen gewissen Inhalt in diesen Text zu bringen, zum anderen aber auch um sicher zu stellen, dass tatsächlich sich keiner dafür interessiert und trotzdem weiter liest, um zu erfahren, warum dieser Text eigentlich entsteht. Und wie eigentlich? Habe ich mich da hingesetzt und stundenlang gegrübelt, wie ich meinem Idol imponieren könnte? Nein. Richtig ist, dass ich mich hingesetzt habe, allerdings nicht zum nachdenken. An meinem Computer zu tippen fällt mir persönlich im sitzen einfach viel leichter, als im Stehen. Ich weiß nicht wie weit dieses Phänomen des Eifers nach Komfort verbreitet ist, aber auch dies ist eine der Fragen aller Fragen, die daraus resultiert, dass sich Fragen häufen und das Problem ist, dass die falschen Frager die falschen Fragen stellen und die, die sich etwas Fragen sollten überhaupt keine Fragen stellen und selbst die Antwort nicht kennen. Ebenso wenig, wie die Leser bisher wer denn nun verdammt noch mal das Idol ist. Dieses, soviel darf verraten werden, spielt nicht in der Landesliga.

Und selbst wenn er es täte, so spielt er in der Kunst des Schreibens in der Bundesliga, ist nach meiner Auffassung Rekordmeister und Rekord-Schampus-League Sieger - die Krone der Schöpfung gleichermaßen, obwohl auch dieses Bild hinkt, wie ich finde. Die Krone befindet sich auf dem Kopf und das was zu Papier gebracht wird entsteht im Kopf. Ist er also der Kopf der Schöpfung? Die Schöpfung ist aber der Anfang von allen, aus dem das heutige entstanden ist. Jeder entwickelt sich über die Zeit weiter. Ist er also vielleicht der Kopf der vollendeten Entwicklung der Schöpfung? Davon ausgehend, dass nun der eine oder andere Kopf beginnt zu rauchen - was ich mir bildlich auch nicht vorstellen kann, denn wo soll ein Kopf seine Zigarette hineinstecken? Ein Kopf hat ja auch keine Hände um sie sich anzuzünden - aber wie wäre es da mit einer weiteren simplen Frage des Alltags? Sind die Abstände zwischen den weißen Streifen auf der Autobahn bundesweit gleichbleibend groß? Und wenn ja, wer hat das nachgemessen? Vielleicht passend dazu: Wenn meine Mutter mir schon tausend Mal sagte, ich soll mein Zimmer aufräumen, wer hat das bei ihr gezählt? Ich nicht.

Aber was erzähle ich da eigentlich? Meinem Idol gerecht werde ich nie. Ich kann versuchen einfach darauf los zu schreiben und Sprüche, die ich mal gehört habe zu Papier zu bringen oder vielmehr sie in meinen Tasten zu hauen, damit sie in meiner Vereinszeitung veröffentlicht werden können. Die einzige Genugtuung, die mir bleibt ist die, zu wissen, dass mein Idol diese abonniert hat und von der Veröffentlichung dieses Textes, für den mir wahrlich kein Titel einfallen will, definitiv erfahren wird. Er weiß, dass er gemeint ist und das ist die Hauptsache. Nur er wird auch verstehen, warum dieser Text immerhin eine Überschrift hat, auf die ich im gesamten Text keinen Bezug finde, womit ich bewusst der Mahnung meiner Mutter widerspreche, wenngleich ich meine Absicht dahinter ja hier beschreibe. Verstoße ich damit tatsächlich gegen ihre mahnenden Worte? Es bleiben wieder Fragen über Fragen, womit ich Herrn Jene widerspreche. Ich verzweifele.

Vielleicht wird mein Idol selbst es sein, der eines schönen Tages in einem seiner extravagant guten Texte auflösen wird, dass er der wohl umworbene Maître der Schreiberzunft ist. Allein der Erwähnung seines Namens sehe ich mich nicht als würdig an.

geschrieben von Marc Plaetrich

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4.89/9

Kommentare

Charian schrieb am 08.11.2017 13:46 Uhr

Lordi? Wo nimmt der Koch auf einaml die Finnen her?

Cooker schrieb am 08.11.2017 06:14 Uhr

42 --> 24 !!!

Idol ---> Lodi !!!

Das erklärt doch alles.

Marc Plaetrich schrieb am 07.11.2017 21:31 Uhr

Läidies und Schäntelmänns,

The Fortsetzung is publitscht!

Tommy Oliver schrieb am 07.11.2017 21:13 Uhr

Billy Idol hilft also gegen Mundgeruch. Putzt der dir die Zähne, ggB? Und Freddy Mercury wäscht deine Gammel-Socken oder wie jetzt?

ganzgeradeBanane schrieb am 07.11.2017 15:26 Uhr

Ja. Ja. Idol hatte ich früher auch Mal. Hat gegen Mundgeruch super geholfen. Seit ich in einer Höhle im Wald lebe interessiert das keine Sau mehr. Die Wildschweine sind kurz nach meiner Ankunft alle in die Stadt gezogen.

Charian schrieb am 07.11.2017 12:00 Uhr

Entgegen aller Wahrhinweise, Androhungen, finaler Rettungsschüsse ... ich hab Dich adoptiert.

Cooker schrieb am 07.11.2017 11:49 Uhr

Und dass "Schreiben an sich keine Kunst" ist ... wow, das ist tiefsinnig! Wenn es um das pure Aneinanderreihen von Buchstaben geht, wenn es um die Handlung an sich geht, ... okay, stimme zu.

Cooker schrieb am 07.11.2017 10:54 Uhr

10:54 Uhr - 100%ige Abo-Steigerung - zu Recht!

Marc Plaetrich schrieb am 07.11.2017 09:05 Uhr

An Tommy und den Cooker

Danke für Eure Kommentare! Ich bin sehr gerührt und freue mich, dass der Artikel so gefällt.
Danke Cooker für deinen Werbe-Post: Vielleicht bring es etwas...

Danke an Tommy, in der Hoffnung, dass er Tag 24 tatsächlich richtig verstanden hat und er weiß, dass er als Idol gemeint ist.

Cooker schrieb am 06.11.2017 22:07 Uhr

So. Da isser: Master Fifftifeif!
In Cooktown stehen sie auf Absätze, darauf längere Abschnitte zu unterteilen, Schriftgrößen zu ändern, Farbe in das Ganze zu bringen, Textstellen zu verdicken und den ganzen Kladderadatsch.
Hier jedoch drängt sich mal eben beim Lesen deines Postulats, Marc, das Verlangen auf, du mögest komplett alles in einem Block raushauen. Denn - okay, du sitzt ja, ne! :-) - mir drängt sich doch vehement die Schreibe des Altmeisters Kafka auf.

Gut. Ist ja wahrscheinlich so, dass dir dies nicht viele Leser bringen wird, aber verflucht noch eins ... in Cooktown sind soeben die Moet-Korken in die Luft geflogen.

Und mal ganz ehrlich, wenn dir das nicht mindestens mal ein Serien-Freundschaftsspiel bei Onkel Tom bringt, dann müsste er gerade sturzbesoffen im Schlamm mit seinem Quietscheentchen Reise über den Ozean spielen.

Aus Cooktown auf jeden... 5* und - Alter - weiter so!

Tommy Oliver schrieb am 06.11.2017 19:48 Uhr

Boah, was für ein problembehafteter Artikel!

Erstmal hat sich in der Überschrift ein Zahlendreher eingeschlichen. 42, nicht 24, ist die Antwort auf die Frage nach dem Leben, dem Universum und allem.

Somit bedeutet die 42 auch, dass Leute, die solche Artikel (mit Metakommunikation und Kram) kein Idol haben, sondern ihren eigenen Weg gehen. Damit sind sie per Definition ihre eigenen Idole.

Also kann ich nur sagen: Eigenlob stinkt! "Mein Idol ist sooooo doll toll (und mein Idol bin offensichtlich ich)." Schon klar!

Und dann der größte Bock: Dein Idol spielt nicht in der Landesliga, du spielst aber in der Landesliga. Da nur du selbst dein Idol sein kannst, bedeutet das Multiaccounting.

Aber keine Sorge, ich melde das mal eben, damit du und dein Idol keinen Aufwand ha(b)t.

In diesem Sinne: Frohe Weihnachten!