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Zweite Liga, 34. Spieltag Verfasst am : 16.12.2020 03:44

Eine Rückkehr auf Zeit

(LKB) Zum insgesamt fünften Mal ist der frühere Meister SASC SOFIA Hamburg 07 gestern in die erste Bundesliga aufgestiegen. Die Freude nach dem äußerst souveränen zweiten Platz ist zwar groß, bei den Verantwortlichen macht man sich aber keine Illusionen über die nächste Spielzeit. "Alles andere als der sang- und klanglose Abstieg wäre ein mittleres Fussballwunder", sagt Manager Gianpaolo Brunetti. "Die hat es zwar immer mal wieder gegeben, aber man sollte sich nicht darauf verlassen."
Der Pessimismus Brunettis ist verständlich, nicht weniger als vier Stammspieler haben nach dem 4:1 gegen den 2. FC Finowfurt die Fussballschuhe an den Nagel gehängt. Dabei handelt es sich um Abwehrchef und Kapitän Roman Schäfer, sowie die drei Mittelfeldspieler Andy Beinlich, Mike Jentzsch und Christoph Mayrhofer. Letzterer hat zuletzt in vorderster Front gespielt und immerhin zwölf Ligatore sowie satte 35 Treffer in Freundschaftsspielen erzielt. Noch torgefährlicher waren die dahinter agierenden Beinlich (13/36) und Jentzsch (22/49, beides Topwert des Teams) und auch Schäfer (9/9) hat sich immer gerne vorne eingeschaltet. Das bedeutet, dass diese vier Spieler 56 von 116 Toren in der Liga erzielt haben und um eine Liga höher zu bestehen, muss Trainer Gianpaolo Brunetti dringend Lösungen finden, diesen Qualitätsverlust aufzufangen. Er ist dabei zuversichtlicher als sein Chef: "Natürlich verlieren wir tolle Jungs, die auch Anführer waren mit viel Erfahrung, aber noch haben wir einige solcher Kerle auf dem Platz. Unser neuer Spielmacher Rico Mutzel (25, d. Red.) und Torwart Sebastian Röder (20, d. Red.) fallen da etwas raus, aber die anderen sind gestandene Profis im besten Alter, alle über 30."
Dahinter allerdings stehen dem Trainer beinahe ausschließlich unerfahrene Spieler zur Verfügung, mit dem 25-jährigen Marius Möhlmann als Anführer und Ausnahme. Weil Manager Brunetti offenbar nicht für Ersatz gesorgt hat, sind sowieso nur noch 21 Spieler im Kader. Bei Verletzungen könnte es schnell eng werden.

Der Aufstieg war wie schon angedeutet sehr souverän. Starke 79 Punkte bedeuteten zwar 86 Zähler Rückstand auf den FC Stefanshausen, aber auch elf Zähler Vorsprung auf den FC Stehauf-Freibier, mit dem es in der nächsten Saison ein Wiedersehen geben wird. Die geschossenen 116 Tore wurden nur von Stefanshausen (123) überboten, bei den Gegentoren wiesen beide Teams den Bestwert von 39 auf. Über die Saison feierte der SASC 25 Siege, teilte viermal die Punkte und musste fünf Niederlagen einstecken. In fünf Spielen (zweimal 0:1, dreimal 0:0) gelang kein eigenes Tor, zwölfmal dagegen fünf und mehr. Beim 8:2 beim TSV Heusenstamm schoss der SASC nicht nur die meisten Tore, sondern schaffte auch den höchsten Sieg der Saison. Die meisten Tore fielen dagegen beim 7:5 bei den Funky Kickers. Die Leistungen auf fremden Plätzen (44 Punkte, 66:22 Tore, 14 Siege, 2 Remis) waren besser als im eigenen Stadion (35, 50:17, 2 Remis, 4 Niederlagen).
In der neuen Saison warten also stärkere Mannschaften auf ein geschwächtes Team des SASC. Manager Brunetti hat den Klassenerhalt offenbar bereits abgeschrieben und hat eine andere Herangehensweise: "Erste Liga, das ist die große Bühne. Wir treffen auf die stärksten Mannschaften und können vielleicht der entscheidende Stolperstein im Kampf um die Meisterschaft sein. Ein Punkt gegen die Kamener Kicker etwa würde mir die Saison retten, unabhängig von allem anderen."
Ungewohnte Töne von einem Verantwortlichen im Business Profifussball. Während Trainer Brunetti als Ziel "Ganz klar Klassenerhalt, wir werden alles dafür geben" ausgibt, freut auch er sich auf einen Gegner besonders: "Dass wir mit dem Baltic Buccaneers FC in einer Liga sind, ist große Klasse. Ich kann es kaum erwarten, in das Piratennest zu fahren und es vielleicht sogar zu entern. Wenn dann der ein oder andere dieser ungewaschenen Seeräuber kielgeholt wird, gibt es eine Extraration Schnaps für meine Jungs. Ich hoffe bloß, dass die beim Gegenbesuch brav sind."
Ein Blick auf den Spielplan zeigt, dass die Baltic Buccaneer bereits am vierten Spieltag beim SASC anlegt.

Sollte am Ende der sofortige Wiederabstieg stehen, wäre das der dritte Ligawechsel in Folge. Steckt Brunettis Mannschaft bereits im Fahrstuhl? "Schon möglich, aber da der Fahrstuhl jetzt gerade nach oben fuhr, kann ich damit leben", meint der Manager. "Wir nehmen dieses Bonusjahr in der Erstklassigkeit gerne an, aber rühren deshalb nicht unser Festgeldkonto an." Ob das irgendwann geschehen wird? "Wir werden sehen."

Anmerkung d. Red.: Es hat schon seine Gründe, dass man die Überschrift zuletzt schreiben sollte, dann passte sie vielleicht besser zum Text. Dass die beiden Brunettis derart uneins in ihren Ansprüchen und Aussagen sind, deutet natürlich auch auf schlechte Planung des Redakteurs hin, aber wir verkaufen das als Ergebnis einer aufwändigen Recherche...

geschrieben von Gianpaolo Brunetti

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