Ein Traum wird wahr
Heute.
Gegen 15:30 Uhr erwacht Schorsch Chancentod mit
schwerem, dröhnendem Kopf, ganz als hätte er mit Ohr und Schläfe auf
etwas Metallenem gelegen. Auch sein Rücken schmerzt, ganz als hätte er einen schweren Gegenstand immer wieder in die Höhe
gestemmt. Und die Augen brennen, als hätte er etwas gesehen, das so
unglaublich ist, dass man sich die Pupillen reibt, wieder hinschaut und den
Blick nicht mehr abwenden kann. Ein Summen in den Ohren, als wäre er
inmitten tosenden Lärms gestanden.
Nicht die Art von Morgen, an der es sich für irgendetwas aufzustehen zu lohnen
scheint. Aber da ist noch etwas. Etwas,
das alle körperlichen Gebrechen überstrahlt.
Ja: Er hat einen wunderschönen Traum
gehabt.
Er saß in seiner Loge in der Alpirsbacher
Staatsoper, wie stets bei Heimspielen, und beobachtete das Treiben auf dem
Rasen. Es war ein Finalspiel, sein wichtigster Wettkampf seit jenem Rennen vor
Jahrzehnten, als er als erster die Eizelle erreicht hatte, weil er durch Zufall
eine Abkürzung gefunden hatte; die Erinnerung an diesen frühen Triumph ließ ihn
auch dieses Mal siegesgewiss lächeln, während er sein Bier umklammerte wie einen
Masten im Sturm.
Die Bierbauchberserker mussten gewinnen, den Tabellenführer zu Gast am letzten
Spieltag, bei einem Punkt Rückstand… und es stand 1:0. Doch die Gegner zauberten
im Strafraum. Ein Kaninchen holten sie aus dem Hut, dann zwei Kaninchen,
schließlich eine Schwalbe, die davonflog, doch sogleich abstürzte. Der
Schiedsrichter griff zum Maßband: 11 Meter!
Plötzlich stand Schorsch im Tor, während ein entschlossen wirkender Spieler zum
Strafstoß anlief. Verzweifelt drückte Schorsch irgendwelche Tasten auf dem
Controller, nein, er konnte sich nicht bewegen. Der Ball raste mit dreifacher
Ballgeschwindigkeit auf ihn zu, Schorsch versuchte noch anhand zweier Messpunkte
die Bewegungsrichtung zu berechnen, da wuchs auf einmal sein linker Arm in die
Länge. Wie eine Teleskopstange fuhr der Arm sich aus und stieß auf den Ball, der
daraufhin zu einem Kaninchen wurde und links am Pfosten vorbei ins Seitenaus
hoppelte.
Dann erschienen weitere Bälle, die in Netzen zappelten, und gutmütige Fischer
zogen sie heraus, schlugen sie tot und entschuppten sie. Dann wurden sie von
einer Woge tosenden Jubels überschwemmt. Schorsch bekam eine Hang-Trommel
geschenkt und musste sie immer wieder nach oben recken, weil alle nach ihr
greifen wollten. Schließlich gab es einen Verkehrsstau, in dem alle hupten und
wild herumbrüllten, die Hang-Trommel wurde dabei plattgefahren, aber alle waren
sehr fröhlich und reichten die platte Metallscheibe herum, manche küssten sie
sogar.
Und Schorsch fuhr in einem offenen Wagen und winkte majestätisch in die
jubilierenden Massen.
Schorsch setzt sich ächzend auf. Was liegt da auf seinem Kopfkissen? Eine
Metallscheibe.
"Sieht aus wie eine Meisterschale", denkt er schläfrig.
"Verrückt! Wo war ich nur gestern Abend?"
P.S.: Wir danken dem Verein Mark Altstadt für einen spannenden Wettkampf über
die gesamte Saison.
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Verfasst am : 01.11.2014 22:00
Kommentare: 9
Wieder ein Titel für die Bierbauchberserker
Wenn der Titel eines Artikels einen Titel erwähnt, dann kann man erwarten, dass
der Artikel unter dem Titel von Artikeln handelt.
Zum Beispiel Hygieneartikel, die gerade bei EDEKA Krawuttke im Angebot sind.
Zum Beispiel das vokalisierende Shampoo von .i.ea, das Konsonanten schon an der
Wurzel bekämpft.
Ei. .u..e..a.e. ..o.u..! I.. .a...e .i. .e... .e.e. .a. .ie .aa.e! U.. e. .e..e.
i..e. .e.i.e.!
Oder zum Beispiel der unbestimmte Artikel, Mehrzahl:
Schon verrückt, was es alles nicht gibt, gell?
Was es auch nicht gibt ist ein Artikel über Artikel. Es gibt Artikel über
Partikel, es gibt Artikel über Karnickel, es gibt Artikel über Haarwickel, es
gibt Artikel über Fußball (wozu?), aber ein Artikel über Artikel, das wäre doch
schon sehr artikulär.
Nein, dieser Artikel handelt, wie der Titel schon sagt, von einem Titel.
Die Auszeichnung "Jüngster Spieler in der Torschützenliste" geht an
Guido Stark, gerade mal 30 Jahre alt, Bierbauchberserker.
Die Welt schaut voll Neid und Anerkennung auf das virtuelle Alpirsbach. Der
Wimpel für diesen Erfolg ist von so monumentaler Schönheit, dass er graphisch
noch nicht implementiert werden konnte. Er ist vielleicht überhaupt nur als
metaphysische Idee begreifbar.
Dieser Artikel ist reduziert. Neue Verpackung! Weniger Inhalt!
Wer gerne länger kaut, der kann in dem Shampoo-Satz oben die Konsonanten
einsetzen, die hier zur Verfügung gestellt werden:
bccddddddggHhhjjkmnnnnnnPrrrrrrrrsssTtttwwwz
Die Kmmntrfnktn ist dafür wie geschaffen.
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Verfasst am : 20.05.2014 22:31
Kommentare: 6
1:0
Spagackenkaak City, Hotel Gerlinde, die
Managersuite mit Blick auf den Platz der Allwissenden Spielberechnung (der vor
der Revolution Platz des Allwissenden Managers hieß).
Schorsch Chancentod, der im Ohrensessel
mit trockener Kehle eingenickt war, wird von einem zaghaften Klopfen geweckt.
Ist es endlich der Lakai, der die Getränke
bringt?
Die Stimme klingt fiepend, und zugleich irgendwie
dumpf: "Der Herr haben zu Trinken verlangt?"
"Jawohw. Gommeng Ngie reing." (Die Zunge scheint am Gaumen
festgetrocket zu sein.)
Herein kommt eine kleine, bärenartige Gestalt mit
Melonenkopf. Ungewöhnlich für einen Lakaien, aber jetzt ist nicht die
Zeit, nach äußerlichen Details zu fragen.
"Chlrrrackk! [Zunge und Gaumen haben sich voneinander gelöst.] Na endlich.
Was gibt es zu trinken?"
"Ich hab nur Honick."
"Na gut. Dann gib mir halt Honick."
Der Melonenkopf wackelt unschlüssig hin und her. "Oh nein, das hab ich
falsch gesagt. Ich meine, ich WILL nur Honick."
"Wie kann so ein Melonenbär überhaupt sprechen? Bist du etwa schon wieder
so eine Sinnestäuschung, hervorgerufen durch die antiklimaktische
Tropikalisierung des…"
"mmmgghhllmpf!"
"Also. Kannst du jetzt sprechen oder nicht?"
"Honick."
An diesem Punkt beginnt Chancentods Gehirn mit einer Art Aktivität, wie man sie üblicherweise
aus den Gehirnen von Dr. Evil, Gargamel und Kaiser Nero kennt.
"Also gut", spricht Chancentods Gehirn, wobei es den regulären Mund benutzt. "Ich gebe dir
Honick. Du musst nur eine Kleinigkeit für mich erledigen."
"Honick!"
"Jahaa." Chancentod holt ein kleines Flakon hervor. Auf dem Etikett steht "Fieses
Gegentor", aber zum Glück kann der Huddybär, denn niemand anderes
verbirgt sich natürlich unter der Melone, nicht lesen. Das spagackenkaakische
Bildungssystem... aber das ist ein anderes Thema.
"Aber", fiept es dumpf, "ich hap gedacht, du hast nicht genuk
Trinken mit gebracht?"
"Haha, ja. Das hier ist ja kein Getränk. Sehr viel Grips steckt da nicht in
deiner Melone, oder?"
"Mein Kopf ist sehr klein und flauschig."
"Gut, gut. Umso besser. Also, das Fläschchen hier nimmst du mit nach Hause,
und heute mittag schenkst du es dem Honkyschwonky ein. Verstanden?"
"Aber…"
"Der Honkyschwonky wird sich dann sehr freuen und dich mit sehr viel Honick
belohnen."
"Honick!"
"Jahaa."
Und so wurde dem Honkyschwonky von den Bierbauchberserkern ein fieses Gegentor
eingeschenkt.
Das ist Fakt.
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Verfasst am : 29.03.2014 18:19
Kommentare: 5
Träume ich oder träumte ich?
Wenn ein Bierbauchberserker nach Spagackenkaak reist, sollte er stets ausreichend Getränke mitführen. Denn dass in
Spagackenkaak ein tropisch-kontinentales
Tundrawüstenklima herrscht, ist ebenso bekannt wie dass ein ebensolches
Klima entweder Sinnestäuchungen hervorruft oder von ebensolchen hervorgerufen
wird.
Warum überhaupt ein Bierbauchberserker nach Spagackenkaak reist, ist eine Frage,
auf die man keine vernünftige Antwort
erwarten sollte, aus dem bekannten Grund, dass Sinnestäuschungen in den kontinentalspagackischen
Tropentundren ebenso wüst sein können wie ebensolche klimatisch
hervorgerufen werden, oder umgekehrt.
Das ist Fakt. Ab hier beginnt das Reich
der Legenden.
13 Uhr und ein bisschen:
Mühsäm qüälen sich die schwer bewäffneten Berserker dürch die tröpöspäckischen
Tündräsümpfe, immer wieder hinterrücks
ättäckiert vön den täpferen Ländesligä-Germänen äüs GermänyII. Ein Türnierspiel, ein schwerer Kämpf,
ein zähes 1:0 per Sträfstöß. Der
Flügelkömmändänt Kräl wird gär sö heftig niedergestreckt, däss däs Blüt weithin
spritzt ünd überäll hässliche Tüpfel
hinterlässt, und er nür nöch rüft: Ääääh, ich bin
gesünd!
Dddaannnn gggiinnnnngggg aallllleeessss gggaaannnnzzzzz lllaannnggsssaaammmm.
Was danach geschah, weiß ich nicht mehr. Mir scheint, dass die Sonne schien.
Menschen liefen herum. Autos fuhren. Jemand redete. Es war Zeit, und dann eine
andere Zeit. Et cetera.
Später im Hotel Gerlinde, Managersuite:
Eine Wanduhr an der Wand, eine Tischlampe auf dem Tisch, ein Teppichboden auf
dem Boden. Schorsch Chancentod, in einem
Ohrensessel sitzend, managend. Ein Lakai
bringt Dokumente, verschwindet und wird nie wieder auftauchen, geschweige
denn jemals ein Wort sprechen oder auch nur einen Namen haben. Ist ja nur ein
Lakai. Chancentod sichtet die Dokumente.
Die Kaderliste: Herr Kral ist topfit.
Die Turniertabelle: 1. Bierbauchberserker, 6:0
Tore, 3 Punkte.
Das ist Fakt.
Chancentod reibt sich die Stirn, grübelt, ob hier eine Sinnestäschung
hervorgerufen wurde, oder ob eine Sinnestäuschung etwas hervorgerufen hat. Etwas, das möglicherweise eine Sinnestaüschung
ist. Und warum nur hat er nicht
ausreichend Getränke mitgeführt? Er wird welche bestellen müssen.
Ungeduldig klingelt er nach dem Lakaien...
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Verfasst am : 29.03.2014 00:56
Kommentare: 2
Weniger als die Summe der Teile
Die erste Meisterschale ist komplett!
Die halbe Auswärts-Schale
Vor einiger Zeit, es wurde darüber berichtet, erlangten die Bierbauchberserker
Ruhm und eine halbe Meisterschale durch
den Gewinn der Auswärtsmeisterschaft. Da
aber diese halbe Schale stets auswärts war, geriet sie sozusagen in halbe
Vergessenheit; etwa so wie wenn deine Katze ein paar Wochen nicht nach Hause
kommt und du vergisst, dass du eine Katze
hattest, stellst Kakteen auf den Kletterbaum und hältst die Katzenklappe
für den Paketboteneingang – nur, warum schmecken die Cornflakes so salzig?
So etwa.
Und jetzt das: Die Bierbauchberserker sind
Heim-Meister*
"Da ist das andere, noch fehlende Teil von dem
nun endlich vollständigen, äh... Ding", brüllte sinngemäß und in
einem Atemzug der Kapitän Perlinger, natürlich in
Zimmerlautstärke, der Nachbarn wegen, und reckte die
Heim-Meisterschafts-halbe-Schale vorsichtig Richtung Zimmerdecke. Auch die Fans
zuhause jubelten angemessen auf ihren
Sofas, zumeist mit der linken Hand, während die Rechte in einer Chipstüte
wühlte. Diese wurde später zeremoniell in den Gelben Sack entsorgt, wie es sich
gehört in einem guten Heim.
Die außerordentliche Heimstärke des jungen Berserkerteams zeigte sich schon, als
es beim Heldentod-Turnier, nach dem Tod der
Helden und entgegen der vorgesehenen Dramaturgie, das Endspiel gewann.
(Wir entschuldigen uns beim Gegner alkschuppe für diesen unhöflichen Faux-Pas.)
In der Heimtabelle der Liga stehen die Bierbauchberserker am Ende mit exakt 0 Toren Vorsprung vor dem SV Wiesentau
auf Platz 1.
Und wie kriegt man das Ding jetzt
zusammen?
Nachdem der Meisterschalen-Bausatz nun also komplett ist, wurde der Hufschmied Hartmut Hämmerle beauftragt, dass
Ding zusammenzubasteln. Eine schwierige Aufgabe sei es gewesen, meint Hämmerle,
doch es sei ihm gelungen, ein Teil zu schmieden
"auf das jedes Pferd sicher stolz wäre".
Stolz ist auch Schorsch Chancentod auf die
erste Trophäe in seinem Schrank: "Auf den ersten Blick habe ich das ja
nicht unbedingt als Schale erkannt. Die geschwungene Form erinnert doch eher an
ein Hufeisen. Durchgucken kann man auch. Das goldene Bällchen in der Mitte hat
er aber ganz gut zusammengekriegt. Ist halt selbergebastelt, aber insgesamt
nicht schlecht."
Worte, aus denen Euphorie und Triumphgefühl
sprechen!
*Die Vizemeisterschaft in der Gesamtwertung und der
Torschützenkönig sind dabei nur eine Randnotiz. Wir notieren sie am unteren
Rand.
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Verfasst am : 08.01.2014 21:17
Kommentare: 9
6/8 oder: Wie einmal Puyol der Pudel die Turnieranmeldungen auffraß
++++ TURNIER ++++ Akt V, Letzte Szene ++++ 22.11. -
25.11. ++++ Passwort "Heldentod" ++++
Natürlich wollte halb FCup-Land unbedingt das
kolossale Spektakel miterleben, in welchem drei alternde
Bierbauchberserker in heldenmütigem Kampfe den
Fußballschuhlöffel abgeben werden. Vielleicht sogar ganz FCup-Land. Von
überallher erreichte das kleine Fürstentum der Bierbauchberserker die
Anmeldungskorrespondenz, das Kennwort Heldentod war von den fähigsten Googlatoren in die jeweiligen
Landessprachen übersetzt worden (z.B. auf Nichtraucherisch
"Marlboro", auf Spagackisch "ey kacke") auch in die
Suchsdorfischen Hieroglyphen, und in Ackerische
Furchenschrift.
Ja, so viele Zuschriften trafen ein, dass die Brieftauben sich bis fast zur
Autobahn stauten. (Die Straße hat jetzt einen neuen Mittelstreifen.)
An diesem Tag sollte Morsch Massentod den Pudel
Gassi führen. Und zwar mag Morsch aber keine Briefe; Gassi gehen mag er
auch nicht. Puyol der Pudel hingegen mag
Tauben. Und so nahm das Unheil seinen Lauf.
Taubenfedern in der Stratosphäre behindern noch immer den Flugverkehr. Im Lokal "Zum Strotzenden Bierbauch" gibt es
seit einer Woche "Hühnerfrikassee" als Tagesgericht. Nur fünf
Turnieranmeldungen konnten noch von speisenden Gästen am Geschmack identifiziert werden: Die TSG
Torpedo Tuborg, Antigua Barracuda, der SV Suchsdorf, FC 98 und der 1. FC Acker
sind dabei.
Aber zwei Plätze sind noch frei.
Also, liebe Kinder, seid schön brav,
klickt auf das Turnier "Akt V, Letzte Szene" und schreibt in
Schönschrift das schöne Wort "Heldentod". Dann kommt auch bald der Nikolaus. Außerdem müssen wir den unartigen
Puyol sonst einschläfern. Und dann gibt es im Strotzenden Bierbauch
"Gulaschsuppe".
P.S.: Für den neuntausendneunhundertneunundneunzigsten Leser ist ein Teller
Hühnerfrikassee reserviert. Aber wahrscheinlich will ja eh jeder der
Zehntausendste sein.
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Verfasst am : 19.11.2013 23:11
Kommentare: 11