22.452x gelesen 104x abonniert Ausgabe 20/24 17.05.2024 THE WALKING SHIT Jetzt registrieren

Sherlock- in tiefer Verneigung 3

Eine ohrenbetäubende Explosion erschütterte die Bakerstreet. Sherlock bemerkte Johns entsetzten Gesichtsausdruck. „Keine Sorge, John, ich habe Mrs. Hudson heute freigegeben.“
„Was passiert hier gerade, Sherlock?“ Holmes zuckte mit den Schultern. Erste Sirenen näherten sich dem Tatort. Wie durch ein Wunder war niemand ums Leben gekommen. „Wollen Sie die lange, oder die kurze Version?“ Watson schüttelte verzweifelt den Kopf. „Nei-hen Sherlock, ich will, dass Sie es mir als Freund erklären!“
Sherlock hob seine linke Augebraue. „Wir beide sind ab jetzt auf der Flucht, und ich fürchte, dass auch mein Bruder in Schwierigkeiten steckt.“
„Um Mycroft würde ich mir keine Sorgen machen. Er hat uns doch erst in diese Lage gebracht.“
„Sie unterschätzen einen entscheidenden Punkt, John. Mycroft war da um mich zu warnen. Allein die statistische Wahrscheinlichkeit, dass Sie wirklich hinter dem Vorhang stehen könnten hielt ihn davon ab nachzusehen, und natürlich seine Eitelkeit. Die Explosion beweist die Nachhaltigkeit einer Kausalkette, in deren Fokus wir geraten sind. Wir sind jetzt offizielle Feinde des sozialen Friedens. Vermutlich werden wir in der Presse demnächst zu Terroristen erklärt.“
„Sie sagen das, als ob Sie sich darüber freuen würden.“, entgegnete Watson befremdlich. „Glauben Sie mir John, niemand ist im Augenblick wütender darüber als ich. Immerhin bin ich gerade obdachlos geworden, was in gewisser Weise auch auf Sie zutrifft, alter Freund.“
Ein schrecklicher Gedanke ging Watson durch den Kopf. „Wir müssen sofort zu Mary!“ Sherlock hielt ihn zurück. „Mary ist clever genug um sich selbst zu retten, John, und vermutlich macht sie sich im Augenblick mehr Sorgen darüber, dass Sie sich zu genau dieser Dummheit hinreißen lassen sie retten zu wollen...“
„Noch ein Wort, Sherlock, und ich schwöre, ich poliere Ihnen die Fresse!“
Kommunikationstechnik vibrierte in Johns Hosentasche. Hastig griff er nach seinem Smartphone und las die Nachricht. Nicht nach Hause kommen! Ich liebe dich!
„Ich nehme an das war Mary.“, kommentierte Sherlock selbstgefällig seine Beobachtung. John Watson schwieg. Um sie herum ertönten immer lauter werdend die Sirenen. „Ich wollte mal ein normales Leben.“, sagte er schließlich mit leiser Stimme. „Nein, wollten Sie nicht!“, widersprach Sherlock sofort.
„Ist das etwa ein Joint, den Sie da rauchen?“
„Hilft mir beim Nachdenken. Wollen Sie auch?“
„Bleiben Sie mir bloß vom Leib mit dem Zeug!“
„Ich wusste gar nicht, dass Sie so ein Ignorant sind.“
„Verschonen Sie mich mit Ihren Vorträgen! In Afganistan war ich praktisch dauerbreit.“ Sherlock war ehrlich überrascht. „Sie waren Arzt und haben wichtige Operationen vorgenommen.“ John lächelte bitter. „Ganz genau.“
„Ich bewundere Ihre Selbstdisziplin.“
„Davon könnten Sie sich gelegentlich eine Scheibe abschneiden, was mich zu der Frage führt: Worauf warten wir hier eigentlich, wenn wir doch angeblich demnächst für vogelfrei erklärt werden?“ Sherlock warf ihm einen belehrenden Blick zu. „Wir sollten hier und heute durch einen sehr aufwendigen Bombenanschlag ums Leben kommen, aber irgendetwas daran stimmt nicht, da man uns mehr als offensichtlich gewarnt hat. Sehen Sie die ganze Szenerie wie einen Ameisenhaufen. Jede von ihnen hat ihre Aufgabe. Ich aber warte auf den Ameisenjäger, eine Spinnenart, die Ameisen perfekt imitiert, um sie als Nahrungsquelle zu nutzen.“
„Geben Sie mir den verdammten Joint!“

Verhörzimmer 213

Mycroft Holmes blickte wie erstarrt in ein Gesicht, dass er seit Jahren für tot hielt. Bis vor noch wenigen Minuten hatte er das den Drogen zugeordnet, die man ihm verabreicht hatte. Doch jetzt war er stocknüchtern, und es war immer noch Moriarty der ihm grinsend gegenüber saß. „Das ist vollkommen unmöglich!“ Fast klang diese Bemerkung wie das Staunen eines kleinen Jungen. „Sie haben diesen Satz jetzt bereits zum siebenundvierzigsten Mal gesagt. Ich bin ja so gespannt ob wir heute noch die hundert erreichen.“
„Aber wie?...“
„Diese Frage stellen Sie mittlerweile auch schon zum zwölften Mal. Ich bin gespannt wie lange Ihr Geist braucht um die richtigen Fragen zu stellen. Nebenbei bemerkt: Sie als Testobjekt unserer neuesten Versuchsreihe interaktiver Drogen zu haben ist mehr als nur eine Ehre! Dank Ihrer Mithilfe an diesem Experiment haben unsere Ärzte revolutionäre Entdeckungen gemacht.“
„Ich kann und will nicht glauben, dass das Empire den größten Verbrecher aller Zeiten in seine Dienste stellt!“
„Oh, Sie werden wütend. Das kann ich Ihnen nicht verdenken, immerhin waren Sie es, der mir seinen lästigen Kampfhund auf den Hals gehetzt hat, aber ich verzeihe Ihnen. Mit Sherlock zu spielen hatte etwas erheiterndes, ja, ich möchte fast sagen, er hat mich bereichert. Da nimmt man auch gern mal den eigenen Tod in Kauf, wenn es sich als nachhaltig sinnvoll erweist.“
„Was wollen Sie?“, gab Mycroft sich erschöpft geschlagen. Moriarty lächelte. „Eigentlich haben Sie Ihren Zweck fürs erste erfüllt, Mycroft. …Nun ja, Queen Mum hält große Stücke auf Sie, aber angesichts neuer geostrategischer Überlegungen, muss auch sie sich eines Tages ihrer Sterblichkeit stellen.“
„Warum reden wir dann noch?“
„Weil Sie unterhaltsam sind, Mycroft! Ich liebe Dramen, und Sie sind ein Teil davon. Momentan sind Sie zwar relativ nutzlos, was mich zu der Überlegung bringt Sie für zehn Jahre einzufrieren, aber man kann ja nie wissen.“
„Sie sind ja wahnsinnig.“
„Das ist übrigens der Satz, den Sie mir heute am häufigsten um die Ohren gehauen haben. Ich schätze zwar Beharrlichkeit, aber sie sollte sich auch stets an ihren Ansprüchen messen.“
„Als Agent der Königin stehe ich nur der Königin zur Verfügung.“ Moriarty klatschte Beifall. Dann öffnete er die Tür. Mycrofts Mundwinkel verharrten in südlicher Richtung. Königin Elisabeth die Zweite betrat das Verhörzimmer. Sie bedachte Mycroft mit einem strengen Blick. „Wenn der Professor nicht gewesen wäre, hätten die Ausmaße Ihrer Dummheit mittlerweile internationalen Stellenwert. Bekommen Sie Ihren Bruder in den Griff!“
„Gott schütze die Königin!“
„Halten Sie die Klappe M. . Sehen Sie lieber zu, dass 007 in der Ukraine keine Scheiße baut. …Wars das jetzt? Ich will Baywatch sehen, mit diesem Ex Catcher. Nein, nicht die Serie, Hasselhoff ist ein Arsch, die mit dem Durchtrainierten, wie heißt der gleich noch? Nein, nicht Patrick Swayze, dass war doch der aus Dirty Harry, da war glaub ich noch die Thatcher an der Macht. Die hat allen Ernstes geglaubt, die könnte mich überleben, hahaa…“
„Majestät, es wäre vielleicht klüger jetzt den Raum zu verlassen.“, riet Moriarty vorsichtig. „Jetzt will mir mein eigener Enkelsohn auch noch den Mund verbieten?“
Mycroft stand vor Entsetzen der Mund offen.
Den Anderen auch.
Selbst Moriarty.
Später sollte ein Bild über dieses Ereignis im Internet kursieren, welches man allerdings staatstragend als Fake News diffamierte.

Ff

Demnächst: Ein alter Freund taucht auf. Chefinspektor Lestrade.
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Sherlock- in tiefer Verneigung 2

Mycroft saß in seiner Limousine und starrte nachdenklich aus dem Fenster. Er hatte nicht gelogen, als er seinen Bruder gewarnt hatte, dass die Anwesenheit von Doktor Watson seine kühnsten Phantasien übersteigen würde. Bei aller Loyalität. Watson war ein Risikofaktor geworden, und nicht mal Mycroft war optimistisch genug anzunehmen, dass seine Vorgesetzten den guten Doktor aus reiner Menschlichkeit verschonen würden. Was er allerdings nicht bemerkt hatte war, dass ausgerechnet sein Bruder Sherlock die Wanze an seinem Jackett mit einem gezielten Mikrowellenangriff so beschädigt hatte, dass sie praktisch keinerlei Signale mehr senden konnte. Niemand misstraut einer Violine. Eine Erfahrung die ihm erst noch bevorstand, denn noch war er der festen Überzeugung, dass seine Vorgesetzten jedes Wort der Unterhaltung mitgehört hatten.
Entsprechend eisig wurde er im Buckingham Palast empfangen, ohne zu wissen warum. Den Blicken nach zu urteilen die man ihm zuwarf, wurde er geradewegs auf ein Schafott geführt. Aber warum? Er hatte nichts falsch gemacht, es sei denn… Natürlich. Sherlock hatte irgendwie seine Wanze deaktiviert. Unwillkürlich fiel ihm die Violine ein. Und so wie er seine Vorgesetzten kannte, würden sie ihm aus rein anerzogenem Misstrauen sofort eine Mittäterschaft unterstellen, und in ein unterirdisches Verhörzimmer führen. Wie er es manchmal hasste recht zu haben.

Wenige Minuten später im Verhörzimmer.
Es war entwürdigend. Einfach nur entwürdigend. Nicht, dass Mycroft Verhörzellen fremd waren, aber wenn er je auf der anderen Seite des Tisches saß, dann ausschließlich im Ausland, als er noch Agent war. Von seinen eigenen Leuten verhört zu werden war aber einfach nur entwürdigend, auch wenn ihm die Gründe des Empires natürlich völlig klar waren. Umso mehr ärgerte er sich über seine eigene Dämlichkeit. Er hatte nicht nur den Doktor, sondern darüber hinaus auch seinen Bruder, und nicht zuletzt sich selbst in eine mehr als unangenehme Lage gebracht. Und dann noch dieses Warten.
Immerhin hatte er währenddessen Zeit sich geistig mit seinen künftigen Verhörern zu beschäftigen, die allerdings nicht lange andauerte. Das waren zwar alles kluge und clevere Leute, aber sie hatten ihre Ausbildung vor allem ihm zu verdanken, und natürlich kannte er sie auch persönlich. Goldfische eben. Wen also würde man schicken?
Die Antwort darauf sollte auf sich warten lassen.

Bakerstreet 221 b

John Watson wurde allmählich unruhig. Sherlock kaute bereits seit einer halben Stunde auf einem Bleistift herum, und kontrollierte alle zehn Sekunden seine Fortschritte. „Für so etwas gibt es Bleianspitzer!“, verschaffte John seinem Ärger schließlich lauthals Luft. Holmes hielt inne und warf dem Doktor einen erstaunten, und zugleich sehr verwirrten Blick zu. „John, Sie sind ein Genie!“ Kaum ausgesprochen sprang er auf, stürzte sich in seinen Mantel und eilte zur Tür. Dann warf er Watson diesen typischen Blick zu. Muss ich erst bitten, oder wollen wir tanzen? Watson spielte die Primadonna. „Ich komme nicht mit!“
„Wie bitte?“
„Ja nun tun Sie nicht so überrascht, ich komme nicht mit!“, erwiderte John Watson entschlossen.
„Was soll das denn jetzt? Da draußen wartet der größte Fall aller Zeiten auf uns, und Sie wollen lieber hier bleiben?“
„Ganz genau!“
„Gibt es auch einen Grund für Ihre kindhafte Sturheit?“
„Wie wäre es, wenn Sie mal in den Spiegel schauen.“, antwortete John schnippisch. Sherlock verdrehte die Augen. „Ich wüsste zwar nicht wie uns das voranbringen sollte, aber gut.“ Sherlock schaute in den Spiegel neben der Garderobe ohne etwas anderes als sich selbst dabei zu entdecken.
„So habe ich das nicht gemeint, und das wissen Sie genau!“, maulte John.
„Wie haben Sie es dann gemeint?“, spielte Sherlock den Unwissenden. John stöhnte. „Jedes Mal wenn ein großer Fall ansteht speisen Sie mich wie einen kleinen Jungen mit Brotkrumen ab, und ehe ich mich versehe stecken Sie in Schwierigkeiten und ich muss Ihnen den Arsch retten!“
„Guter Hinweis, Watson. Nehmen Sie den Revolver mit!“, antwortete Sherlock und wandte sich erneut der Tür zu.
„Haben Sie mir überhaupt zugehört?“, entfuhr es dem Doktor empört.
„Ich höre Ihnen immer zu, John, auch wenn es mir manchmal Schmerzen bereitet. Außerdem haben Sie doch Mycroft gehört. Sie einzuweihen hat ernsthafte Konsequenzen, und so wie ich das sehe sind Sie eingeweiht. Also hören Sie auf zu nörgeln und vertrauen Sie mir.“
Langsam erhob sich John aus seinem Sessel, ging in die Küche, öffnete eine Schublade und nahm den Revolver an sich. Dann begab er sich gemächlich zur Tür und sah seinen Chef mit großen Augen an. „Jetzt zufrieden?“


Verhörzimmer 213 im Keller des Buckingham Palastes.

Wie lange sein Kopf auf dem unbequemen Tisch des Verhörzimmers gelegen hatte, wusste Mycroft nicht. Er hatte jedes Gefühl für Zeit verloren, was daran lag, dass man ihn während seiner Schlafphase eine sehr interaktive Droge eingeflösst hatte. Das gehörte praktisch zur Standardvorgehensweise, wenn es um schwierige Gefangene ging. Außerdem war er nicht mehr allein im Zimmer.
„Wie lange habe ich geschlafen?“ Während er so tat, als würde er sich noch vollkommen im geistig komatösen Aufwachzyklus befinden, waren seine Sinne bereits hellwach. Die Antwort blieb aus. Mycrofts Augen blieben an einer Gestalt haften, die ihn an seine bösesten Kindheitsphantasien erinnerten. Eine Gestalt in einem schwarzen Umhang mit verborgenem Gesicht, welche schwarzen Atem spie. Zweifellos eine Suggestion durch die Droge. Mycroft versuchte angestrengt seinen Realitätssinn zu wahren. Er dachte an den Film: „Männer die auf Ziegen starren“. Ein probates Mittel um mit der Realität in Kontakt zu bleiben. Gleichzeitig meldete sich sein Gewissen, das ihn für die Mittäterschaft an den Leiden seines Geistes zur Verantwortung zog. Das Ganze verzog sich zu einer Dauerschleife, der Mycroft immer mehr zu folgen begann. „Haben Sie gewusst, dass Ihr Bruder ein Gerät in seinem Besitz hat, das es ihm ermöglicht ihre Wanze außer Gefecht zu setzen?“
Die Dauerschleife begann sich zu lösen. Sein wie auch immer gearteter Verhörmanager hatte einen entscheidenden Fehler begangen.
„Kann ich diese Frage so lange als irrelevant in den Kontext unserer Unterhaltung stellen, bis Sie diese bescheuerte Maske ablegen?“
Die Maske überlegte kurz.
„Das könnte schwierig werden.“
„Und warum?“
„Sie stehen unter Drogen, Sie könnten sonst wen erkennen.“
Mycroft hielt einen Augenblick inne. Die Verhörtechnik war ihm zwar nicht unvertraut, aber es gab nur wenige Schüler, die sie noch verwenden konnten, da die meisten von ihnen durch mysteriöse Unfälle ums Leben kamen.
„Versuchen Sie es einfach!“, munterte Mycroft ihn auf, um es im selben Augenblick zu bereuen. Die Maske lichtete sich und es kam etwas zum Vorschein, von dem selbst Mycroft Holmes geglaubt hätte, es würde ihm nie wieder begegnen.
„Moriarty…“
„Vertrauen Sie immer noch Ihren Drogen?“
„Sie sind tot!“
„Und Sie sind auf Droge! Ist das nicht herrlich?“

ff
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Sherlock- in tiefer Verneigung

Der Garten Erde 1


14.04.2018

In tiefer Verneigung vor einem der seit meiner Kindheit mein Leben prägt, wage ich mich in der Gewissheit glorreichen Scheiterns an meinen persönlichen Lieblingshelden. Sir Arthur Conan Doyle möge mir verzeihen…


Sherlock Holmes
Im Bann der Zeit


April 2018

Vorwort.

Im April 2018 erschien eine Affäre auf der Bildfläche der Weltöffentlichkeit, die derart penetrant verbreitet wurde, dass sich einem der Verdacht einer sorgfältig geplanten Inszenierung aufdrängte. Und das ausgerechnet in England!
Der Geburtstätte des wohl größten Detektivs aller Zeiten, der nie gelebt hatte.

Sherlock Holmes


Also warum den selbst in Hollywood wieder auferstandenen Jesus der Kriminalistik nicht auch auf folgende Rechnung aufmerksam machen?

Ist ja schließlich nur eine Geschichte…


Skripalaffaire- mutmaßlich
+
Chemiewaffeneinsatz- mutmaßlich
=
Bombenangriff in Syrien



Bakerstreet 221b- Vormittag, etwa 10 Uhr

Bakerstreet 221b- Vormittag, etwa 10 Uhr

Sherlock raste durch sein Zimmer, als wäre eine Horde stechwütiger Wespen hinter ihm her. Für ein ungeübtes Auge hätten seine Bewegungsabläufe darauf schließen lassen können, dass er sich in einem Zustand heller Aufregung befand. Weit gefehlt! Sherlock war langweilig. Und diese Langeweile artete gewöhnlich in Hektik aus. Er wartete auf etwas, das seinen rebellischen Geist beruhigte. Die Nachrichten waren schließlich voll davon, und es war nur eine Frage der Zeit, wann jemand an seine Tür klopfen würde.
Sein Zimmer war eine Mischung aus Büro, Wohn-, und häufig auch Schlafzimmer. Und obwohl das offensichtliche Durcheinander auf den ersten Blick an einen gelinde gesagt, sehr unordentlichen Menschen erinnerte, erfüllte selbst der sich teilweise Zentimeter dick auftürmende Staub –zumindest in Sherlocks Augen- einen wichtigen Zweck. Staub war für ihn Zeit in messbaren Dimensionen.
Auf dem Boden lagen überall Zeitungen verteilt, weitere elementare Faktoren seiner Definition was den Begriff Zeit betraf.
Auf seinem Schreibtisch drängten sich um die zwanzig Aschenbecher, gefüllt mit Zigarettenasche. Nur ein geübtes Auge war allerdings in der Lage die Unterschiede zwischen den Aschesorten zu erkennen. Mittendrin standen drei Laptops, zu denen sich Sherlock bei der Unterbrechung seiner Laufwege, immer wieder hingezogen fühlte. Seine Reaktion blieb dabei immer die gleiche. Er schlug mit der flachen Hand auf den Tisch, fluchte laut, und weckte damit seinen alten Freund John Watson, der völlig übermüdet in seinem Sessel saß, und längst den Ehrgeiz verloren hatte seinem alten Freund zu folgen.
Mühselig las er ihm die neueste Fallanfrage vor.
„Da hätten wir das weltweite Bienensterb… chrchrchr“


Fünf Minuten später

Erneut klatschte Sherlocks Hand auf den Schreibtisch.
„Langweilig! Dafür sind die Pharmakonzerne und andere Idioten verantwortlich“, krähte der schlaksige Kerl scheinbar sofort dazwischen, noch bevor Watson ausreden konnte. „Sie haben mich ja nicht mal zu Ende lesen lassen!“
Ein mitleidiger Blick traf den Doktor. „Sie waren da in einer Art Fünf- Minuten Schlaf.“
„Unmöglich!“, protestierte Watson sofort.
„Sie haben geschna-archt.“, erwiderte Sherlock mit einem süffisanten Grinsen.
„Ich schnarche nie, und vor allem habe ich nicht geschlafen!“
„Ich habe es mit meinem Smartphone aufgezeichnet, wollen Sie es sehen?“
„Nein, äh ja!“

„chrchrchr…“

„Sehen Sie wie Ihre Nasenflügel beben? Und dann noch dieses Geräusch. Mary bat mich…“
„Hören Sie endlich auf damit, und lassen Sie Mary aus dem Spiel!“, erwiderte Watson verärgert. Manchmal hatte er den Eindruck, dass seine Frau sich besser mit seinem mit seinem besten Freund verstand, als mit ihm.
Holmes wandte sich dem Fenster zu, während Watson das Video zu Ende ansah.
„Ich wusste gar nicht, dass ich so laut schnarche!“, staunte er.
„Sie wissen so einiges nicht, aber manchmal ist Unwissenheit auch ein Segen.“, entgegnete Sherlock kühl, während er angespannt das Treiben auf der Straße beobachtete. „Das haben Sie aus einem Film!“, behauptete John schroff, ohne sich allerdings daran zu erinnern woher er selbst den Satz kannte.
„Matrix“, antwortete Sherlock ohne sich umzudrehen.
„Sie speisen mich mit einem Filmzitat ab?“
„Der Film war doch gut.“
John schüttelte verzweifelt den Kopf. „Ja natürlich war der Film gut, …worauf wollte ich noch mal hinaus?“ Seit früh um fünf war er hier und wartete darauf das etwas passierte. Davor hatte er sich den Rest der Nacht mit einer Entbindung herumschlagen müssen die alles andere als einfach war, nur weil Sherlock... Ah ja, da war es wieder. Ein großer Fall. Vermutlich der Größte aller Zeiten.
„Ich brauche Sie, John.“, sagte Sherlock plötzlich aus heiterem Himmel. Nichts in seinem Gesicht, das sich endlich mal nicht dem Fenster zuwandte, hinterließ einen Zweifel an der Ernsthaftigkeit des Gesagten.
„Aber warum tun Sie dann das Bienensterben so ab? Wäre es nicht wichtig gerade jetzt den Pharmakonzernen, und den anderen Idioten auf den Leim zu rücken?“
„Alles kleine Fische!“, winkte Sherlock ab und sah wieder aus dem Fenster. Alles kleine Fische, wiederholte John den Satz vor seinem geistigen Auge. Allmählich machte er sich Sorgen. Moriarty hatte eine Lücke in seinem Leben geöffnet die nicht mal die kleinen Fische von der Pharmaindustrie und andere Idioten in der Lage waren zu schließen.
„Seit Moriarty tot ist, gibt es nichts mehr, dass Sie interessiert. Es scheint vielmehr, dass Sie nur darauf warten, dass ein noch größerer Gegner auftaucht, der Sie dann womöglich an Ihre Grenzen bringt. Ich mache mir Sorgen, Sherlock.“
„Na endlich!“
„Wie bitte?“
„Verstecken Sie sich hinter dem Vorhang, John!“
„Warum sollte ich mich hinter dem Vorhang verstecken?“
„Tun Sie was ich sage, John, und zwar schnell!“
„Wehe es ist nicht wichtig!“, erwiderte Watson und verzog sich hinter den Vorhang. Währenddessen griff Sherlock nach seiner Violine und wartete auf das Klopfen an der Tür.
Knock knock
„Komm rein, Mycroft.“
Die Tür öffnete sich und Mycroft Holmes, Sonderbeauftragter des Geheimdienstes im Dienste der Königin betrat den Raum. „Dein Spiel ist einfach grauenhaft, Sherlock.“, sagte er, und setzte sich in den Sessel, auf dem bis eben noch der Doktor gesessen hatte. „Du bist nicht allein?“, stellte er mit einem Blick fest der am Vorhang haften bleibt.
„Natürlich bin ich allein. Was willst du?“
Mycroft tastete mit seinen Händen die Oberfläche des Sessels ab, während er weiterhin den verräterischen Vorhang betrachtete. „Ich könnte schwören, dass noch vor wenigen Augenblicken Doktor Watson auf diesem Sessel gesessen hat.“
„Wie kommst du denn auf diesen Blödsinn! John ist verheiratet, ich sehe ihn höchstens drei Mal im Jahr. Und wenn es dich beruhigt, Bruderherz. Ich habe bis vor wenigen Minuten auf dem Sessel gesessen.“
„Dann hast du mich also erwartet?“
„Natürlich habe ich das! Allerdings hätte ich nicht gedacht, dass du so lange brauchst.“ Mycroft reagierte mit einem spöttischen Lächeln. „Ich gebe zu es sind gewisse Dinge in den Focus gerückt, die mich dazu nötigten dich einzuweihen. Aber solltest du mich hinsichtlich der Anwesenheit John Watsons belogen haben, schwöre ich dir, wird das Konsequenzen haben, die deine kühnsten Phantasien übersteigen.“
„Wenn du mir nicht glaubst, sieh doch einfach hinter den Vorhang.“
Eine Art Psychoduell, ausgetragen mit Blicken lag minutenlang in der Luft, während John Watson hinter dem Vorhang Todesängste ausstand. Am liebsten wäre er sofort hervorgeprescht um dem Spuk ein Ende zu bereiten, doch etwas in ihm mahnt zur Ruhe.
„Nein“, antwortete Mycroft schließlich.
„Es geht also um die Skripalaffäre und den mutmaßlichen syrischen Bombenangriff auf die eigene Bevölkerung. Welche Rolle soll ich dabei spielen?“
Ein leichtes Stöhnen entwich dem korpulenten Mycroft. „Wir stecken in Schwierigkeiten, Sherlock. Wir haben uns mit Skripal international verzockt, und beim Draufsetzen mit Syrien, schlägt uns aus der Bevölkerung ein eisiger Wind entgegen. Niemand will uns mehr glauben, dass die Russen schuld sind, aber um zu beweisen, dass sie schuld sind müssten wir Dinge veröffentlichen, die wiederum beweisen, dass wir mit dem Schlammassel angefangen haben.“
„Ich wusste gar nicht, dass ihr so unter Druck steht.“
„Deinen Sarkasmus kannst du dir sparen, Sherlock, hier stehen all unsere Werte auf dem Spiel!“
„Werte? Was denn für Werte? Etwa die, dass ich mir übers Internet lieber einen runterhole als mit einer Frau zusammen zu sein, weil dieses System mich zu einer Hure gemacht hat, der ich nur Dank meiner Intelligenz entfliehen kann? Du hast doch selbst gesagt, du fühlst dich wie von Goldfischen umgeben. Wie kann man mit derartiger Intelligenz ausgestattet einem System folgen, dass man selbst zutiefst verachtet?“
„Bequemlichkeit.“
„Wir beide sind so grundverschieden! Und jetzt verlangst du aus Bequemlichkeit von mir, Beweise gegen Russland zu finden um das internationale Ansehen des Empires in der Weltöffentlichkeit zu stärken?“ Mycroft musterte seinen Bruder einen kurzen Augenblick.
„Ich glaube es wird Zeit, dass ich den Platz räume, damit der gute John sich endlich wieder auf seinem Sessel niederlassen kann.“
„Du hast es gewusst?“
„Ich habe es in dem Augenblick gewusst, als du mich aufgefordert hast den Vorhang zu untersuchen. Bin schon gespannt darauf, was der gute alte Doktor von all dem hält.“
Hinter dem Vorhang kam ein wütendes Gesicht zum Vorschein, das zu allem Überfluss sofort zu reden begann. „Was ich davon halte?“, wiederholte er zornig, um gleich darauf zum nächsten Schlag auszuholen. Ein nicht selbstverständliches Staunen stand den Holmes Brüdern im Gesicht, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. „Ihr seid empathielose Arschlöcher, aber wenigstens besitzt einer von euch den Anstand dieses Talent nicht dafür einzusetzen um sich im Bett der Macht mit Bequemlichkeit zu umgeben.“ Watson machte absichtlich eine Pause. Und während Sherlocks Blick tatsächlich beschämt Kontakt zum Boden suchte, rollte Mycroft nur mit den Augen. „Sie haben ja keine Ahnung, worum es wirklich geht, John…“ Auf eine solche Antwort hatte John nur gewartet.
„Natürlich nicht! Ich habe nur in einen Krieg mitgekämpft, den Leute wie Sie, bei allem nötigen Respekt, angeordnet haben! Haben Sie je jemandem beim Sterben zusehen müssen? Sie waren nie dabei. Für Sie sind Tod und Elend nur Teil von Statistiken, die man gebraucht um destruktive Weltbilder zu erschaffen. Wie Sie als Mensch vor sich selbst bestehen wollen ist mir mittlerweile ein Rätsel. Sie kommen sich immer so überlegen vor in Ihren Auswertungen um Massenpsychologie, und wie man sie anwenden kann, und unterschätzen dabei immer den menschlichen Faktor!“
Stille.

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Was wär wenn?

Die folgende Frage soll all jene herausfordern, die sich dazu berufen fühlen der Herausforderung zu folgen.

Und schon kommt die folgende Frage.

Folgende Frage:
Was wäre, wenn alle Flüchtlinge Frauen wären?

Diese Frage stellte mir vor kurzem ein sehr geschätzter Freund. Ich hatte keine Idee, aber allein die Vorstellung weitete mein Gesichtsfeld.
Bin ich jetzt sexistisch, oder gar rechtsradikal? Mir wird immer unwohler dabei eigenen Gedanken zu folgen.

Prost! :P
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Liga 6666

Mein Verein, den ich aus rein geburtstäglicher Verbundenheit so nenne, findet sich in Liga 6666 momentan auf Platz eins ein. So etwas schreit geradezu nach einem weltverschwörerischen Artikel.

Kampfthesen:

These 1: Die NATO ist ein Friedensbündnis.
These 2: Die deutsche Mehrheit wählt was sie will, und bekommt trotzdem was sie nicht gewählt hat.
These 3: Chemtrails sind schon deswegen eine Verschwörungstheorie, weil sich kein Mensch vorstellen kann, dass man mit Flugzeugen Wolken erschaffen kann.
These 4: Armstrong war nie auf dem Mond, das haben Captain Picard und Aldi Dopingkommissionen bewiesen.
These 5: Die Pyramiden sind ein hysterischer Zufall.
These 6: „Niemand hat die Absicht den Leuten einen Chip unter die Haut zu pflanzen.“
These 7: Göte hieß mit Vornamen Fuck Ju.

Und nun zum Artikel!

chrrchrrrchrrr…

PS: Und immer schön dem Glatteis folgen. :P
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Scheiß drauf!

Ode an die Scheiße

Teil 1

Als Feindbild verschrien, von den Straßen verbannt
wird Scheiße vernichtend als Schimpfwort genannt

Dem Kind schon wird gründlich anerzogen
Dass, wer Scheiße sagt, ist unerzogen
Weshalb Pädagogen sich Mühe geben
Den Scheibenkleister stetig neu zu beleben

Und der klingt ja auch nett, doch der drückt nichts aus
Denn manchmal muss SCHEISSE eben einfach raus!
Auf das der Anus zur Verfügung steht
Eh uns das Zeug über die Lippen geht.

Das war jetzt sehr bildhaft, und ich ahne schon
Jeder Leser denkt an eine bestimmte Person.

…ich lasse Sie mit diesem Gedanken kurz allein…

Teil 2

Das Leiden der Regenwürmer

Seit einiger Zeit waren die Hunde nicht mehr bereit ihren Kot auf den Straßen zu hinterlassen. Diese ökologische Katastrophe blieb jahrelang unbemerkt. Erst als den Anglern allmählich die Regenwürmer ausgingen wurde Alarm geschlagen. Allerdings waren da schon ganze Kastanienbaumregionen faktisch ausgestorben, was man allerdings den Dieselfahrzeugbesitzern anlastete. Wer hört schon auf Angler!

Teil 3

Resteverwertung

Scheiße ist schön. Sie bereichert unser Leben sowohl als Empfindung, als auch Erlebnis. Und natürlich sind Verstopfungen immer auch Herausforderungen. Das soll keineswegs schön geredet werden!
Aber was wäre die Welt ohne Scheiße?
Sie ist das Gold der Natur. Und es kennt ja wohl jeder den Spruch mit dem aus Scheiße Gold machen. Gelänge es uns also, bei heutigem Zeitgeist, Pflanzen, Würmer und Insekten zu zahlungsfähigen Kunden unserer Produkte zu machen, wir würden sie alle unter Naturschutz stellen. Wir müssen sie nur von unserem kapitalistischen Weltbild überzeugen, dass wir alle vier Jahre wählen. Gut möglich, dass danach Dinge wachsen die uns fremd vorkommen, weil sich gewisse Pilzsporen, aber lassen wir das.
Und außerdem. Es gibt in dieser Welt eine Wahrheit, der man einfach nicht entfliehen kann. Scheiße bleibt uns ein Leben lang treu, aber wenn man sie als Lebensspender/Innen begreift, gewöhnt man sich trotzdem nicht an den Geruch.
Oder doch?

Wenn du willst, dass was wächst,
Scheiß drauf!
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