Alex hatte Geburtstag
Erster Akt
Ein deutscher Agrarminister gibt im Europarat seine Stimme für Glyphosat ab.
Wow! Das ist großes Kino, zumal vorher absehbar war, dass ein großer Teil der
Bevölkerung sein Veto gegen eine solche Entscheidung verlautbaren würde. Seine
Begründung im öffentlichen Fernsehen auszustrahlen hatte schon etwas von
Notschlachtung an sich, und der anschließende Rüffel der Kanzlerin hatte den
Authentizitätswert der Aussage: „Du du, mach das nie wieder!“
Was also will man uns mit diesem dilettantisch vorgetragenen Volkstheater
sagen?
Is nun mal passiert, wir schämen uns, und ich entschuldige mich für die
Entgleisung meines Ministers, die nicht mit mir abgesprochen war, aber leider
können wir diesen Schritt nicht rückgängig machen?
Zweiter Akt
Mittlerweile sind wir bei Morddrohungen gegen den Minister angekommen. Sie
werden bereits subtil von den Medien gestreut und werfen eine neue
Sicherheitsdebatte in den Raum, die eine momentan nur geschäftsfähige Regierung
selbstverständlich nicht aufgreifen kann, da sie keine Beschlüsse fassen darf.
Und schon ist der kleine Mann, und auch die Frau, verängstigt darüber, dass es
keine Regierung gibt, oder wie es Volker Pispers mal treffend verpackte: „Ne
Scheißregierung ist besser als gar keine Regierung.“ (selbstredend vollkommen
aus dem Kontext gerissen)
Dritter Akt
Um den Ernst der Lage zu skizzieren geraten Nachrichten in den Focus der
Öffentlichkeit, die das Mitgefühl der Bevölkerung für die von fanatisierten
Lebensverweigerern angegriffenen Politikern sensibilisieren sollen. Immer
häufiger ist dabei auch Alkohol im Spiel.
Und andere unschöne Dinge.
Aber immer unter einem Mantra.
Der Schuldige steht bereits fest.
Und da wir zivilisiert, ehrenhaft und einfach WOW sind, konsumieren wir weiter,
laden uns Netflix runter, sehen und begreifen auch, aber…
Vierter Akt
Verstehen wir die Welt, oder leben wir nur darin?
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Verfasst am : 30.11.2017 00:40
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Ben – eine Ratte geht in die Öffentlichkeit
Neues aus Bens Schule
Mittwoch.
Früh um Neun aus dem Bett, ab ins Auto, in Wensickendorf von der Polizei wegen
Geschwindigkeitsübertretung gestoppt, in einer extra dafür eingerichteten 100
Meter 30- er Zone kurz vor einer Kreuzung mit Baustellenampel, die sich gefühlte
hundert Jahre einmal im Leben auf Grün bewegt, weil eine weitere Baustelle, etwa
fünf Kilometer weiter, die Möglichkeit verhindert eine Abkürzung zu nehmen… aber
lassen wir das.
Nach Zerreißen des Bußgeldbescheids, und seiner sofortigen Entlassung aus dem
Innenbereich meines Fahrzeugs, stellte ich mich demonstrativ auf die Kreuzung,
zeigte den hiesigen Beamten noch den berühmten Facebookdaumen, begleitet von dem
ungehörten Vorwurf: „Dieses Chaos habt ihr übrigens zu verantworten!“
Kurze Zeit fühlte ich mich wie ein unüberwindbarer Held, bis mir nach dem
vierten oder fünften Überholvorgang klar wurde, dass mir diese Bagage jetzt erst
recht auf den Senkel gehen würde. Ein wenig Trost fand ich in der Musik.
Außerdem lauerte schon die nächste, aber durchaus berechtigte 30 er Zone. Ich
fuhr etwa 28 und nervte damit augenscheinlich den hinter mir am Steuer eines BMW
sitzenden Jungfahrer. Sein Gesicht im Rückspiegel sprach Bände.
Irgendwann war er weg, und ich war in der Schule. Es war gerade Hofpause, und
das erste was mir entgegenlief war eine aufgebrachte Schar Kinder.
„Haben Sie schon von der Ratte gehört?“, brach es mir kollektiv aus
Sensationslüsternen Augen entgegen.
Noch völlig verkleistert von den Eindrücken meiner Reise aus dem fernen
Eberswalde in die immer hässlicher werdende Stadt Berlin, versuchte ich zunächst
richtig zu stellen, dass es sich lediglich um eine Maus handelte. Die Kinder
widersprachen sofort vehement und beschrieben die Ratte als schwarz, und das sie
einen geknickten Schwanz hätte, und sogar von ein paar Eltern und Lehrern
gesehen wurde. Urplötzlich hatte mich der Alltag eingeholt. Ben hatte also sein
Gefängnis überwunden und war irgendwie in den Eingangsbereich des Schultrakts
gelangt, von dem er jetzt Zugang zu nahezu allen Räumen der Schule hatte.
Die anschließende Augenzeugenbeweisaufnahme war erdrückend.
Und dann fehlte auch noch die Schulleitung.
Natürlich gab es keine bessere Ausrede mich vor der Dienstberatung zu drücken,
zumal unsere pfiffige Sekretärin Firma Schade informiert hatte, die bereits auf
dem Weg war. Und als neuer inoffizieller Rattenbeauftragter der Schule…
Aber lassen wir das.
Das Warten versüßte ich mir mit der Untersuchung der Tatorte. Das mit der
Reliefmasse verspachtelte Loch hatte Ben offensichtlich gezwungen einen anderen
Weg zu nehmen, den er dann auch fand. Doch keine Spur deutete darauf hin, wie er
die Mensa verlassen konnte.
Und während in der oberen Etage bei der Dienstberatung von überängstlichen
Pädagogen alle möglichen Schreckensszenarien heraufbeschworen wurden, von
panischen Eltern die womöglich RTL einladen, Versicherungsschutz, Strafbarkeit,
unterlassene Hilfeleistung… ich muss aufhören! Eine solche Debatte verdient
mindestens eine versteckte Kamera.
Weiter.
Diese Schule ist ein so lebensnaher Ort, und dann kam plötzlich der
personifizierte Hercule Poirot persönlich. Aber das wusste ich zu diesem
Zeitpunkt noch nicht, da er sich genau wie Hercule Poirot verhielt. Erstmal
abwarten, sammeln, analysieren, Strategie entwerfen.
Der neben ihm stehende gedrungene Rattenjäger der vergangenen Tage wirkte
regelrecht eingeschüchtert, obwohl der Mann so gut wie überhaupt nichts sagte,
weil er wie gebannt meinen Rechercheergebnissen lauschte, die er nur ein zwei
mal unterbrach, um konkreteres zu erfahren. Das nötigte mir Bewunderung ab, aber
ich stellte mir angesichts der neuen Wegemöglichkeiten für Ben schon die Frage
wie er es anstellen wollte eine Ratte zu fangen die mittlerweile im ganzen
Schulgebäude zu Hause war. Sein Lächeln darauf sagte mir, dass ich die Antwort
schon kannte, und er hatte Recht.
Aber das sollte ich erst am Donnerstag erfahren.
Fazit: Ben ist schneller als mein Schreiben. Bis übermorgen!
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Verfasst am : 23.11.2017 22:27
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5
Aus Ben wird eine Maus
Neues aus der Schule.
Dienstag, ein Name der seinen Namen verdient.
Der Hausmeister ist seit Montag krank. Das klingt harmlos, ist es aber nicht.
Denn seitdem er jedem Firmenangestellten der Schule verkündet hat, dass ich so
was wie sein Stellvertreter bin, quatscht mich Hinz und Kunz an, während die
Kinder nebenbei in meiner Werkstatt Räuber und Gendarm, mit echten Hämmern,
Raspeln und Sägen spielen. Als Gegenleistung zu diesem Privileg habe ich
immerhin fast alle Schlüssel in meinem Besitz.
Just in so einem Augenblick steht dieser gedrungene Kahlkopf, etwa mein Alter
vor mir, und will mit mir den Rattenbestand im Keller eruieren…
Vorgeschichte.
Ich hatte die Werkstatt wie üblich in der zweiten großen Pause geöffnet, die in
letzter Zeit auffällig stark von der 4c frequentiert wird. Die Rattenfallen
hatte ich wie üblich gut getarnt, oder was man eben so nennt. Bei Viertklässlern
genügt normalerweise die Anwesenheit eines Mülleimers, um sich aus dessen Nähe
fernzuhalten, weil mit eben solchen viel zu oft negative Erfahrungen verbunden
sind die häufig in dem Satz enden: „Bring doch mal den Müll runter!“ Als ob man
als erwachender Mensch nicht andere Dinge im Kopf hätte.
Heutzutage kann man als Kind ja froh sein, wenn man die Gute Nacht Geschichte
von seinen Eltern wenigstens als App erhält, während sie nebenbei ihr
Sexualleben bei „The Waking dead“ auffrischen.
Wie dem auch sei, ich hatte mich gründlich geirrt. Noch ehe ich mich an meinem
Kaffee verbrühen konnte, stürmte die 4c meine Werkstatt, in dem enthusiastischen
Bestreben Versteck zu spielen. Das erste was sie dabei entdeckten war die
Rattenfalle. Doch ich hatte Glück im Unglück. Johannes B. identifizierte die
vermeintliche Rattenfalle als Mausefalle. Dennoch war die Aufregung groß. Es war
fast so, als würden alle darauf warten, dass die niedliche, kleine Maus aus
ihrem Loch hervorkommt, auf das man sie gemeinschaftlich streicheln könnte.
Diesem Trend musste ich entschieden entgegen wirken.
„RUHE JETZT!“
Es dauerte einige Sekunden, und bedurfte auch mehrerer sich lautstark
steigernder Wiederholungen, bis die Kinder begriffen, dass die Lautstärke meiner
Brüllerei dem Zweck diente mich all ihrer Aufmerksamkeit, wenn auch nur für
kurze Zeit zu versichern.
„Ja, wir haben ein Mäuseproblem, aber vermutlich handelt es sich nur um ein
Einzelexemplar, wie mir Leute versicherten, deren Fallen ihr gerade entdeckt
habt.“
Die Stimmung danach war komisch. Die Kinder ließen wie von Geisterhand von dem
Versteck mit der vermeintlichen Mausefalle ab, und für ein paar Sekunden
herrschte betroffene Stille in der Werkstatt. Vermutlich dachten wir in dem
Moment alle dasselbe. Niemand wollte eine tote Ratte in der Falle sehen. Nur das
die Kinder nicht wussten, dass es eine Ratte war, und unwillkürlich kam mir der
Gedanke durch den Kopf.
Schade eigentlich.
Und Schade ist das richtige Wort. Denn bereits erwähnte
Schädlingsbekämpfungsfirma Schade ritt just in diesem Augenblick mit seinem
kahlköpfigen, in meinem Alter befindlichen Rattenjäger ein, und ich konnte ihn
nur mit Mühe davon abhalten, das Wort Ratte vor den Kindern in den Mund zu
nehmen. Vielleicht mache ich daraus mal einen Sonderdialog, denn mittlerweile
kann ich darüber lachen, wonach mir unmittelbar nach seinem Besuch nicht war, da
er mich mit Aufgaben betraute, die ich meinem Hausmeister vor kurzem noch
ausgeredet hatte. Das Loch der Ratte zu versiegeln. Ansonsten könne er nichts
tun, versicherte er mir, und ich hätte bis Mittwoch Zeit.
Zum Glück gibt es Jana K. und ihre schnell härtende Reliefmasse. Einen Tag hat
Bens Einbetonierung schon gehalten. Morgen kommt der Kahlkopf wieder. Irgendwas
sagt mir, dass er mich loben wird, und er seine Arbeit nun endlich adäquat
fortsetzen kann, nachdem der faule Hausmeister, der ihm diesen Dienst bisher
verweigerte krankheitsbedingt durch mich ersetzt wurde, weshalb ich sicher
nichts dagegen hätte, weitere Löcher mit diesem Wundermittel zu verputzen.
Ich bin so froh, dass ich nicht beim Finanzamt arbeite.
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Verfasst am : 22.11.2017 00:57
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schizo+=DUR?
Ben 2023- weil, mir ist gerade langweilig.
Dystopie.
Mittlerweile bin ich 52 Jahre alt. Ben hat nicht nur mein Leben versaut, sondern
darob noch dafür gesorgt, dass ich selbst dafür verantwortlich war, weswegen ich
mein arbeitsloses Hartz VI Empfangsgeld, das immer weniger wird, demütig wie
einen Almosen entgegen nehme.
Natürlich habe ich verstanden, dass sich die Mutter von Claire Chantal Becker,
Anfang des Jahres 2018, zu Recht darüber beschwerte, dass ihre Tochter von einer
ausgehungerten Ratte in meiner Werkstatt angegriffen wurde. Immerhin hatte ich
zugelassen, dass es soweit kommen konnte, wobei ich nie gedacht hätte, dass Ben
irgendwann tatsächlich ernst macht. Aber Ratten sind eben doch lebenslustiger
als wir. Während manch Mensch sich in umgekehrter Rolle vermutlich gern an den
Tod durch Selbstaufgabe gewöhnen würde, ticken Ratten da ein wenig anders.
So ein Blödsinn! Uruguay, Rubgy, 1972.
Utopie.
Wer hätte das gedacht. Mittlerweile lebe ich auf einem Bauernhof mit cirka 1400
Ratten, 12 Hennen, und einem überforderten Hahn, dem Ben, das Sprachrohr der
Rattenfraktion, mittlerweile nahe legt in den Ruhestand zu gehen, um den
künftigen Eibestand der Hennen nicht zu gefährden. Konkret bedeutet das zwar
immer noch, dass der Hahn in zwei Hälften am Hähnchengrill landet, aber welcher
Hahn hat noch vor gerade mal sechs Jahren ein solches Alter erreicht?
Damals hieß das noch Kükenschreddern, ein heute nahezu ausgestorbener Begriff.
Vielmehr dient er als mahnendes Element, und wurde vom Ministerium für positive
Rhetorik, in die Rubrik der geschützten Wortbegriffe einbalsamiert.
Ein Leben ohne Ben wäre für meinen Hof kaum noch vorstellbar. Zahllose Kadaver
von Wölfen, Füchsen, Mardern, und sogar Bären außerhalb des nicht umzäunten
Hofes, sprechen eine deutliche Sprache, denn der Hof expandiert mit jedem
Raubtier dem sich die Ratten widmen.
Ich brauche keinen Zaun.
Ich habe Ben.
Realität.
Firma Schade hat keine Kamera installiert. Ben wird vermutlich verhungern, und
irgendwann streng riechen. Ab dann kommen die Ameisen ins Spiel. Bei uns sind es
die schwarzen Wegeameisen. Noch wissen sie nichts von den argentinischen
Ameisen. Da bleibt für Ben nur die Flucht in die Utopie.
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Verfasst am : 16.11.2017 23:29
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Ben- eine Zwischenbilanz
Neues aus der Schule.
Uta ist eine liebenswerte Kollegin. Als ich ihr letzten Mittwoch erzählte, dass
ich eine Geschichte über Ben im Internet veröffentliche, musste sie besonders an
der Stelle mit der Integrationserzieherin und ihrem fehlenden Rattenschein
lachen. Danach erzählte ich ihr, dass einer meiner Kommentatoren (nicht auf
Facebook) die Geschichte mit der aktuellen Flüchtlingsdebatte unterschwellig in
Verbindung bringt, und sie lachte abermals. „Das ist doch ganz logisch“,
erklärte sie mir.
Ihre Worte hallen noch immer nach.
Daher habe ich mich entschlossen etwas klar zu stellen. Ben ist eine Ratte.
Ratten sind außergewöhnliche, und intelligente Tiere. In Großstädten sind sie
uns mindestens 3:1 überlegen, wobei ich diese Zahl für weit untertrieben halte.
Dennoch greifen sie uns nur in Ausnahmefällen an, obwohl schon eine einzige
genügen würde um manch menschlich Wesen in Panik zu versetzen. (Bei mir sind es
übrigens Kreuzspinnen) Viel eher steigt die Zahl der Kammerjäger immer mehr an.
Aber warum hausen Ratten so gern in der Nähe von Menschen? Ein Blick auf die
weggeworfenen Lebensmittel in den Müllkörben auf unserem Schulhof liefert die
Antwort. Wir werfen Dinge weg, die andere gern fressen. Wenn die wüssten, was
wir so täglich in uns reinschaufeln, aber das ist eine andere Geschichte, und
vielleicht wissen sie es ja auch. Schließlich haben Ratten, Krähen, Tauben,
Spatzen, Ameisen und andere Insekten eine wesentlich kürzere Lebensdauer. Und
schon sind wir beim Insektensterben in diesem Jahr. Wenn selbst der
Mainstreampresseclub über 75 % Insektensterben postuliert, und Amseln vom Himmel
fallen, dann gibt es auf das meist nur eine Antwort.
Der Klimawandel- und wir alle sind schuld!
Schuldkult als übergeordnetes Weltbild. Bis dahin bin ich überzeugt. Wir sind ja
immerhin die Krone der Schöpfung. Früher hieß das zwar mal Umweltschutz und CO2
war integraler Bestandteil des Ökosystems, aber was weiß ich schon. Der
Schwarmverstand der Grünen hat mich irgendwann auch mal davon überzeugt, es mit
einer Pazifistenpartei zu tun zu haben, bis ich lernte. „In Serbien ist gut
sterbien.“ Zitat: Stefan Sch., Straßensozialarbeiter bei einem Verein, der ihn
mittlerweile absägen will. Undank ist der Welt Lohn.
Was vermarktet wird kostet Geld.
Geld erweckt Misstrauen.
Misstrauen befreit die Lüge.
Lüge ist Tieren fremd, Täuschung allerdings nicht. Das wandelnde Blatt,
Stinkmorchel, die argentinische Ameise, u.s.w.
Bleibt die Frage. Belügen wir uns weil wir Menschen sind, oder ist die Lüge Teil
unserer Menschlichkeit? Und was, wenn das ansteckend ist?
Ps: Ich habe das Fenster nicht geöffnet, um Ben die Möglichkeit zu gestatten
raus zu kommen. Mein Hausmeister und letztlich ich selbst waren dagegen. Ich bin
ein Kontrollfreak, zumal ich ein Vogelhaus vor meinem Fenster aufgestellt habe,
und den Verdacht hege, dass Ben das offene Fenster nur nutzen würde um sich
Nahrung aus dem Vogelhaus zu besorgen, um vielleicht anschließend eine Familie
zu gründen.
Morgen kommt Firma Schade und stellt eine Kamera auf.
Die Schlinge um Ben wird enger, und ich erwische mich dabei wie ich seinen
selbst heraufbeschworenen Tod zu einer Randnotiz meines Lebens mache.
Ab morgen werde ich eine bessere Ratte!
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Verfasst am : 14.11.2017 23:32
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Ben IV- Das Ende einer Kinokarriere?
Neues aus der Schule.
Es ist noch nicht vorbei. Spätestens ab jetzt droht Ben die Verwahrlosung in
einer harmlosen Fernsehserie. Vielleicht werde ich sie, the walking Ben
nennen.
Montag, 13.11. 2017
Nur eine Frage beschäftigt mich, als ich gegen 11:30 Uhr das Schulgelände
betrete. Mit welcher Fresse begegnet mir mein Hausmeister. Tatsächlich ist er
der erste Mensch der mir im Schulgebäude begegnet. Selbstverständlich kein
Zufall, denn ich habe ihm das Erkennen meiner Gewohnheiten jahrelang
antrainiert.
Sein Gesicht spricht Bände. Während ich innerlich schmunzele, erkundige ich mich
äußerlich besorgt nach den aktuellen Befindlichkeiten der Firma Schade. Er
bringt mich auf den neuesten Stand. Eigentlich fehlt nur noch das Salutieren.
„Die Ratte war wohl in deiner Werkstatt, und benutzt den Zwischenraum zwischen
Werkstatt und Integrationsraum als Lager. Firma Schade ist überzeugt, dass es
ein Männchen ist, das keinen Weg mehr nach draußen findet. …Da hat wohl
irgendjemand von deinen Kollegen irgendwann mal die Tür zu lange aufgelassen.
…Jedenfalls wollen sie am Mittwoch eine Kamera aufstellen, und außerdem haben
sie an ihrem Ausgang eine zweite Falle aufgestellt.“
„Was ist mit dem Handtuch?“
„Welches Handtuch?“, fragt mein Hausmeister völlig zu Recht, und beantwortet mir
damit gleich eine Frage, die ich noch gar nicht gestellt habe.
„Na das, was sie in die Öffnung gesteckt haben um der Ratte den Weg zu
versperren?“ Mein Hausmeister sieht mich ungläubig an. „Ich bin doch da nicht
mit rein gegangen, ich bin doch nicht verrückt.“
Folgender Gedanke geht mir durch den Kopf, nachdem ich Bens letzten Tatort
untersucht habe. Meine unangetastete Boulette. Und tatsächlich entdecke ich neue
Spuren, nachdem ich den Hausmeister abgewimmelt habe. Staub ist ein besserer
Zeitmesser als jede Uhr.
…
„Sie wollen außerdem, dass wir eine Art Metallschutz an die Heizungsrohre
anbringen, damit die Ratte nicht in die Mensa flüchten kann.“, unterbricht der
doch nicht ganz abgewimmelte Hausmeister meine Gedanken. In diesem Moment
passiert alles auf einmal, und das mitten in meinem Kopf.
Ich merke, dass ich Ben nicht tot in einer Falle sehen will. Genauso wenig
möchte ich Bens Großfamilie in meiner Werkstatt haben, während Kinder lernen mit
Säge, Feile, Hammer und Nagel umzugehen. Aber ich kann seine permanente
Anwesenheit auch nicht ignorieren. Vor kurzem kam mir der Gedanke, einfach mal
das Fenster offen zu lassen, damit er entkommen kann. Doch was, wenn er anstatt
zu fliehen den Keller mit seinesgleichen fluten würde?
„Nein!“, antworte ich entschieden, und begründe. „Wir werden schließlich nicht
dafür bezahlt ein Problem zu beheben für dessen Lösung die Stadt eine Firma
bezahlt hat.“ Er stimmt mir zu. Als Beigabe erwähne ich noch: „Und stell dir nur
vor, du bist gerade am Arbeiten, und plötzlich springt dich dieses völlig
verhungerte Rattenvieh an.“ Das überzeugt meinen Hausmeister endgültig.
Ich komme wieder zu eigenen Gedanken. Immer mehr wird mir klar, dass ich von
einer Ratte besessen bin. Indem ich ihre Spuren verfolge mache ich mich zum
Instrument ihres Willens.
Momentan will Ben nur raus, und löst arrogant Fallen aus die von
offensichtlichen Dilettanten aufgestellt wurden, die seine Natur nicht
ansatzweise verstehen.
Daher. Fenster auf. Das Experiment beginnt.
Dienstag.
zum Artikel
Verfasst am : 13.11.2017 22:34
Kommentare: 4