Kindermund
Kurzanekdoten aus der Grundschule.
Heute- Schere im Kopf.
Erstklässler: „Das Mädchen da vorn sieht aus wie Coca Cola.“ (Erkenntnis
aufgrund der Hautfarbe)
Sämtliche Alarmglocken in mir begannen bereits mit den Überstunden, aber noch
viel schlimmer war, dass ich mir kaum das Lachen verkneifen konnte. Und obwohl
er rein sachlich absolut Recht hatte, waren meine ersten reflexartigen Gedanken,
denen ich zum Glück nicht folgte:
„Sag ihr das bloß nicht ins Gesicht!“
„So was darf man nicht sagen!“
„Pssssssscht!“
Und während ich all diese angelernten Antworten bereits wie Gewehrsalven auf der
Zunge trug, lachte mich der kleine Bub erwartungsvoll an. Wie hätte er auch
wissen können, dass seine Feststellung in der Welt der Erwachsenen eine
sofortige politische Debatte auslösen würde.
Ich brauchte fünf Minuten bis ich endlich eine halbwegs passende Antwort
gefunden hatte, die sowohl politisch korrekt, als auch kindverständlich
funktionierte. Seitdem denkt der Junge wenn er seine Haut betrachtet ständig an
Käse, weshalb er mich zwei Stunden später auch fragte: „Bin ich rot im
Gesicht?“
„Nein, ist eher grün.“
Der Junge lachte.
Noch mal Glück gehabt.
zum Artikel
Verfasst am : 24.01.2018 22:20
Kommentare: 5
Realsatire
Seit sechs Jahren arbeite ich an einer Schule deren Namensgeber das anhaftet.
Genau mein Humor!
https://direkteaktion.org/gescheiterte-entnazifizierung-in-der-ddr-rudolf-doerrier/
Wenn Link nicht funktioniert, einfach Rudolf Dörrier googeln. Dr. Harry Waibel
gibt Auskunft.
zum Artikel
Verfasst am : 05.01.2018 23:06
Kommentare: 9
Frohe Weihnachten
Der Grinch
Wir alle kennen ihn. Er ist die personifizierte Abkehr von Weihnachten, aber er
ist nicht nur das. Schon unmittelbar nach Weihnachten bereitet er das nächste
Weihnachten vor, um es von Jahr zu Jahr desaströser zu gestalten. Allein schafft
er das natürlich nicht, weshalb er eine Vielzahl von Angestellten auf seiner
Seite hat, die im folgenden Textbeitrag zu Wort kommen. Dabei geht es um nicht
weniger, als den Supergrinchhelfer des Jahres zu wählen. Diese Wahl ist weder
Personengebunden noch fair. Sie ist real, und kann sogar erweitert werden.
Los geht’s.
Donald Trump:
„Wenn es darum geht, dass sich die Leute immer mehr an die Gurgel gehen wollen,
hab ich eindeutig gewonnen. Keiner spaltet das Volk so gut wie ich!“
Angela Merkel: (wie üblich in Routeposition)
„Also jetze hör mal auf Dunald! Wenn einer den Titel verdient hat, dann ja wohl
ich! Ich spalte schon seit zwölf Jahren mein Volk, und du kommst hier an und
machst einen auf dicke Hose! So geht’s ja auch nicht!“
Recep Tayyip Erdogan:
„Ach Angela. Wenn du ein Kerl wärst, aber lassen wir das. Ich muss nur meine
Flüchtlingslager öffnen lassen, aber lassen wir auch das, denn seien wir mal
ganz ehrlich. Ein Fingerschnippen von mir reicht aus um meine türkischen
Landsleute in deinen Großstädten, aber lassen wir auch das…“
Claudia Roth:
„Redezeit!“
Recep Tayyip Erdogan:
„Ich bitte vielmals um Verzeihung, aber was ich eigentlich sagen wollte ist,
dass der Antrag von Frau Merkel, angesichts der weltweiten Herausforderungen,
eher von hündischer Ergebenheit und historischer Mittelmäßigkeit geprägt ist…
Claudia Roth:
„Ich verweise noch einmal ausdrücklich auf die Redezeit, sehr geehrter Herr
Kollege!“
Recep Tayyip Erdogan: (belustigt)
„Sehen Sie, das ist genau das was ich meine. (deutet auf Claudia Roth) Sie nennt
mich einen sehr geehrten Kollegen, aber ihre Körpersprache ist auf Krawall
gebürstet. Nennen sie das ehrlich?“
Alice Weidel: (kichernd)
„Das habt ihr nun von eurer political correctness!“
Alexander Gauland:
„Halts Maul, Alice! Wir sind noch nicht im Wunderland!“
Claudia Roth dampft der Kessel. Wolfgang Schäuble rollt ein.
Wolfgang Schäuble:
„Wenn wir jetzt bitte wieder zum Thema kommen würden. Herr Putin hat das
Wort.“
Wolfga… äh Wladimir Putin hat das Wort:
„Ich muss so sein, wie mein Volk will.“
Donald Trump: (grinsend)
„Vladi, du bist ein Schlitzohr!“
Wolfgang Schäuble: (den parlamentarischen Hammer betätigend)
„Wir suchen immer noch den Supergrinchhelfer, und ich verweise darauf, dass die
letzten Beiträge der Sache wenig zuträglich waren. Herr Nethanyahu. Könnte Ihre
Besiedelungspolitik möglicherweise dazu beigetragen haben, dass die Bemühungen
Ihrerseits, die Sache zivilisiert und gerecht zu ordnen, von einigen
Bevölkerungsgruppen missverstanden wurde?“
Benjamin Nethanyahu:
„Schon allein, dass Sie es wagen mich auf deutsch anzusprechen, beinhaltet eine
Form von Respektlosigkeit gegenüber meinem Volk, und letztlich auch mir, als
Repräsentanten dieses Volkes, und das alles in einem wohl deutschtypischen
Verhalten geparkt, auf subtile Art immer andere zu beschuldigen, wenn es um das
eigene Versagen geht. Wer liefert uns denn die Waffen…“
Donald Trump:
„Benji, das wollten wir uns doch für später aufheben!“
…
Der Grinch:
„Seid still, und zwar alle! Ihr habt gute Arbeit geleistet! Aber keiner von euch
ist der Helfer des Jahres. Ihr seid und bleibt Randnotizen. Wichtige
Randnotizen! Aber mein Bonus geht in diesem Jahr an Monsanto und Bayer, und
natürlich Glyphosat! Eure Bürokratie hat es möglich gemacht! Christian Schmidt
ist der heimliche Grinchhelferheld.
Frohes Weihschlachten!
zum Artikel
Verfasst am : 19.12.2017 22:34
Kommentare: 8
13.12.17 Abwasser
Was haben Görlitz und Leipzig gemeinsam?
Nun, sie hatten Siemens, und haben bald 920 Arbeitslose mehr, wenn man dem
Handelsblatt glauben darf. Bundesweit sind es sogar knapp 3450, von weltweit
6900.
Joe Kaeser wies mit seinem aufdringlichen Gewinnerlächeln auf die aktuelle
weltweite Gasturbinenproduktion hin, die im Wandel erneuerbarer Energie der
Vergangenheit angehörte und nicht mehr zum aktuellen Ereignishorizont des
Unternehmens passte, weshalb man entsprechende Standorte jetzt schließen müsse.
Was weiß dieser Mann, dessen inniges Verhältnis zur Kanzlerin ein offenes
Geheimnis bleibt, was wir nicht wissen?
Erste Beobachtungsthese:
Wenn ein mächtiges Traditionsunternehmen wie Siemens einen derartigen
Stellenabbau in seinem Ursprungsland unternimmt, sieht das wie Flucht aus.
Zweite Beobachtungsthese:
Siemens orientiert sich nach Russland. (These basiert auf einem Interview
zwischen Claus Kleber und Joe Kaeser)
Erste Prognose, basierend auf B1 und B2:
Sollte in der deutschen Medienverwaltunganstalt bekannt werden, dass Siemens in
Russland expandiert, hätte man ein weiteres probates Mittel um längerfristig
oberflächliche Stimmungen in der Bevölkerung zu erzeugen.
Zwischenruf
Wenn man jetzt unsere Politiker im Kampf gegen Siemens förmlich auf die
Barrikaden rennen sieht, dann könnte man fast schon wieder Mitleid mit den
Ärmsten bekommen, oder? Wer von uns möchte den armen Martin Schulz nicht sofort
in den Arm nehmen wenn er kämpferisch die Werte der Sozialdemokratie beschwört?
„Wir sichern den Arbeiterinnen und Arbeitern unser volle Unterstützung und
Solidarität zu, und kämpfen gegen die Willkür von Unternehmen die seit jeher in
den Genuss von staatlicher Unterstützung gekommen sind, und nun glauben sich aus
ihrer sozialen Verantwortung stehlen zu können, der sie sich einst verpflichtet
haben!“, sagte es, verschwand und unterschrieb den Beschluss zur Diätenerhöhung.
Randbemerkung.
Das Zitat ist nur sinngemäß echt.
Aber es klingt heroisch. Beinahe möchte man dem Mantra folgen. Frau Merkel hält
sich wie üblich in der Debatte zurück. Keine Ahnung wer der Frau tagtäglich
einredet, dass sie das Beste ist was wir verdient haben. Mein Verdacht ist ja,
sie konkurriert mit der englischen Königin. Lasst uns Kronen basteln! Das lenkt
die Frau vielleicht vom RE(a)GIERN ab.
Da lob ich mir doch Siemens. Die finden Deutschland als produktive Gewinnzone so
Scheiße, dass sie selbst auf die Leute scheißen die sie entlassen werden, obwohl
sie sich noch kurz nach der Wende als die großen Retter aufspielten.
Vorläufiges Endprodukt.
Der Idealist:
„Bundeskanzlerin Merkel wird, wenn diese Machenschaften sich tatsächlich als
wahr erweisen, entschieden gegen Siemens vorgehen.“
Der Realist:
„Auf dem Klo ist kein Papier mehr!“
Der Optimist:
„Fett schwimmt oben!“
Der Pessimist:
„Ich hab’s schon immer gewusst!“
Das Wespenspinnenweibchen:
„schlürf“
pfffff :P
zum Artikel
Verfasst am : 13.12.2017 23:47
Kommentare: 1
Alex hatte Geburtstag
Erster Akt
Ein deutscher Agrarminister gibt im Europarat seine Stimme für Glyphosat ab.
Wow! Das ist großes Kino, zumal vorher absehbar war, dass ein großer Teil der
Bevölkerung sein Veto gegen eine solche Entscheidung verlautbaren würde. Seine
Begründung im öffentlichen Fernsehen auszustrahlen hatte schon etwas von
Notschlachtung an sich, und der anschließende Rüffel der Kanzlerin hatte den
Authentizitätswert der Aussage: „Du du, mach das nie wieder!“
Was also will man uns mit diesem dilettantisch vorgetragenen Volkstheater
sagen?
Is nun mal passiert, wir schämen uns, und ich entschuldige mich für die
Entgleisung meines Ministers, die nicht mit mir abgesprochen war, aber leider
können wir diesen Schritt nicht rückgängig machen?
Zweiter Akt
Mittlerweile sind wir bei Morddrohungen gegen den Minister angekommen. Sie
werden bereits subtil von den Medien gestreut und werfen eine neue
Sicherheitsdebatte in den Raum, die eine momentan nur geschäftsfähige Regierung
selbstverständlich nicht aufgreifen kann, da sie keine Beschlüsse fassen darf.
Und schon ist der kleine Mann, und auch die Frau, verängstigt darüber, dass es
keine Regierung gibt, oder wie es Volker Pispers mal treffend verpackte: „Ne
Scheißregierung ist besser als gar keine Regierung.“ (selbstredend vollkommen
aus dem Kontext gerissen)
Dritter Akt
Um den Ernst der Lage zu skizzieren geraten Nachrichten in den Focus der
Öffentlichkeit, die das Mitgefühl der Bevölkerung für die von fanatisierten
Lebensverweigerern angegriffenen Politikern sensibilisieren sollen. Immer
häufiger ist dabei auch Alkohol im Spiel.
Und andere unschöne Dinge.
Aber immer unter einem Mantra.
Der Schuldige steht bereits fest.
Und da wir zivilisiert, ehrenhaft und einfach WOW sind, konsumieren wir weiter,
laden uns Netflix runter, sehen und begreifen auch, aber…
Vierter Akt
Verstehen wir die Welt, oder leben wir nur darin?
zum Artikel
Verfasst am : 30.11.2017 00:40
Kommentare: 4
Ben – eine Ratte geht in die Öffentlichkeit
Neues aus Bens Schule
Mittwoch.
Früh um Neun aus dem Bett, ab ins Auto, in Wensickendorf von der Polizei wegen
Geschwindigkeitsübertretung gestoppt, in einer extra dafür eingerichteten 100
Meter 30- er Zone kurz vor einer Kreuzung mit Baustellenampel, die sich gefühlte
hundert Jahre einmal im Leben auf Grün bewegt, weil eine weitere Baustelle, etwa
fünf Kilometer weiter, die Möglichkeit verhindert eine Abkürzung zu nehmen… aber
lassen wir das.
Nach Zerreißen des Bußgeldbescheids, und seiner sofortigen Entlassung aus dem
Innenbereich meines Fahrzeugs, stellte ich mich demonstrativ auf die Kreuzung,
zeigte den hiesigen Beamten noch den berühmten Facebookdaumen, begleitet von dem
ungehörten Vorwurf: „Dieses Chaos habt ihr übrigens zu verantworten!“
Kurze Zeit fühlte ich mich wie ein unüberwindbarer Held, bis mir nach dem
vierten oder fünften Überholvorgang klar wurde, dass mir diese Bagage jetzt erst
recht auf den Senkel gehen würde. Ein wenig Trost fand ich in der Musik.
Außerdem lauerte schon die nächste, aber durchaus berechtigte 30 er Zone. Ich
fuhr etwa 28 und nervte damit augenscheinlich den hinter mir am Steuer eines BMW
sitzenden Jungfahrer. Sein Gesicht im Rückspiegel sprach Bände.
Irgendwann war er weg, und ich war in der Schule. Es war gerade Hofpause, und
das erste was mir entgegenlief war eine aufgebrachte Schar Kinder.
„Haben Sie schon von der Ratte gehört?“, brach es mir kollektiv aus
Sensationslüsternen Augen entgegen.
Noch völlig verkleistert von den Eindrücken meiner Reise aus dem fernen
Eberswalde in die immer hässlicher werdende Stadt Berlin, versuchte ich zunächst
richtig zu stellen, dass es sich lediglich um eine Maus handelte. Die Kinder
widersprachen sofort vehement und beschrieben die Ratte als schwarz, und das sie
einen geknickten Schwanz hätte, und sogar von ein paar Eltern und Lehrern
gesehen wurde. Urplötzlich hatte mich der Alltag eingeholt. Ben hatte also sein
Gefängnis überwunden und war irgendwie in den Eingangsbereich des Schultrakts
gelangt, von dem er jetzt Zugang zu nahezu allen Räumen der Schule hatte.
Die anschließende Augenzeugenbeweisaufnahme war erdrückend.
Und dann fehlte auch noch die Schulleitung.
Natürlich gab es keine bessere Ausrede mich vor der Dienstberatung zu drücken,
zumal unsere pfiffige Sekretärin Firma Schade informiert hatte, die bereits auf
dem Weg war. Und als neuer inoffizieller Rattenbeauftragter der Schule…
Aber lassen wir das.
Das Warten versüßte ich mir mit der Untersuchung der Tatorte. Das mit der
Reliefmasse verspachtelte Loch hatte Ben offensichtlich gezwungen einen anderen
Weg zu nehmen, den er dann auch fand. Doch keine Spur deutete darauf hin, wie er
die Mensa verlassen konnte.
Und während in der oberen Etage bei der Dienstberatung von überängstlichen
Pädagogen alle möglichen Schreckensszenarien heraufbeschworen wurden, von
panischen Eltern die womöglich RTL einladen, Versicherungsschutz, Strafbarkeit,
unterlassene Hilfeleistung… ich muss aufhören! Eine solche Debatte verdient
mindestens eine versteckte Kamera.
Weiter.
Diese Schule ist ein so lebensnaher Ort, und dann kam plötzlich der
personifizierte Hercule Poirot persönlich. Aber das wusste ich zu diesem
Zeitpunkt noch nicht, da er sich genau wie Hercule Poirot verhielt. Erstmal
abwarten, sammeln, analysieren, Strategie entwerfen.
Der neben ihm stehende gedrungene Rattenjäger der vergangenen Tage wirkte
regelrecht eingeschüchtert, obwohl der Mann so gut wie überhaupt nichts sagte,
weil er wie gebannt meinen Rechercheergebnissen lauschte, die er nur ein zwei
mal unterbrach, um konkreteres zu erfahren. Das nötigte mir Bewunderung ab, aber
ich stellte mir angesichts der neuen Wegemöglichkeiten für Ben schon die Frage
wie er es anstellen wollte eine Ratte zu fangen die mittlerweile im ganzen
Schulgebäude zu Hause war. Sein Lächeln darauf sagte mir, dass ich die Antwort
schon kannte, und er hatte Recht.
Aber das sollte ich erst am Donnerstag erfahren.
Fazit: Ben ist schneller als mein Schreiben. Bis übermorgen!
zum Artikel
Verfasst am : 23.11.2017 22:27
Kommentare: 5