Ben IV- Das Ende einer Kinokarriere?
Neues aus der Schule.
Es ist noch nicht vorbei. Spätestens ab jetzt droht Ben die Verwahrlosung in
einer harmlosen Fernsehserie. Vielleicht werde ich sie, the walking Ben
nennen.
Montag, 13.11. 2017
Nur eine Frage beschäftigt mich, als ich gegen 11:30 Uhr das Schulgelände
betrete. Mit welcher Fresse begegnet mir mein Hausmeister. Tatsächlich ist er
der erste Mensch der mir im Schulgebäude begegnet. Selbstverständlich kein
Zufall, denn ich habe ihm das Erkennen meiner Gewohnheiten jahrelang
antrainiert.
Sein Gesicht spricht Bände. Während ich innerlich schmunzele, erkundige ich mich
äußerlich besorgt nach den aktuellen Befindlichkeiten der Firma Schade. Er
bringt mich auf den neuesten Stand. Eigentlich fehlt nur noch das Salutieren.
„Die Ratte war wohl in deiner Werkstatt, und benutzt den Zwischenraum zwischen
Werkstatt und Integrationsraum als Lager. Firma Schade ist überzeugt, dass es
ein Männchen ist, das keinen Weg mehr nach draußen findet. …Da hat wohl
irgendjemand von deinen Kollegen irgendwann mal die Tür zu lange aufgelassen.
…Jedenfalls wollen sie am Mittwoch eine Kamera aufstellen, und außerdem haben
sie an ihrem Ausgang eine zweite Falle aufgestellt.“
„Was ist mit dem Handtuch?“
„Welches Handtuch?“, fragt mein Hausmeister völlig zu Recht, und beantwortet mir
damit gleich eine Frage, die ich noch gar nicht gestellt habe.
„Na das, was sie in die Öffnung gesteckt haben um der Ratte den Weg zu
versperren?“ Mein Hausmeister sieht mich ungläubig an. „Ich bin doch da nicht
mit rein gegangen, ich bin doch nicht verrückt.“
Folgender Gedanke geht mir durch den Kopf, nachdem ich Bens letzten Tatort
untersucht habe. Meine unangetastete Boulette. Und tatsächlich entdecke ich neue
Spuren, nachdem ich den Hausmeister abgewimmelt habe. Staub ist ein besserer
Zeitmesser als jede Uhr.
…
„Sie wollen außerdem, dass wir eine Art Metallschutz an die Heizungsrohre
anbringen, damit die Ratte nicht in die Mensa flüchten kann.“, unterbricht der
doch nicht ganz abgewimmelte Hausmeister meine Gedanken. In diesem Moment
passiert alles auf einmal, und das mitten in meinem Kopf.
Ich merke, dass ich Ben nicht tot in einer Falle sehen will. Genauso wenig
möchte ich Bens Großfamilie in meiner Werkstatt haben, während Kinder lernen mit
Säge, Feile, Hammer und Nagel umzugehen. Aber ich kann seine permanente
Anwesenheit auch nicht ignorieren. Vor kurzem kam mir der Gedanke, einfach mal
das Fenster offen zu lassen, damit er entkommen kann. Doch was, wenn er anstatt
zu fliehen den Keller mit seinesgleichen fluten würde?
„Nein!“, antworte ich entschieden, und begründe. „Wir werden schließlich nicht
dafür bezahlt ein Problem zu beheben für dessen Lösung die Stadt eine Firma
bezahlt hat.“ Er stimmt mir zu. Als Beigabe erwähne ich noch: „Und stell dir nur
vor, du bist gerade am Arbeiten, und plötzlich springt dich dieses völlig
verhungerte Rattenvieh an.“ Das überzeugt meinen Hausmeister endgültig.
Ich komme wieder zu eigenen Gedanken. Immer mehr wird mir klar, dass ich von
einer Ratte besessen bin. Indem ich ihre Spuren verfolge mache ich mich zum
Instrument ihres Willens.
Momentan will Ben nur raus, und löst arrogant Fallen aus die von
offensichtlichen Dilettanten aufgestellt wurden, die seine Natur nicht
ansatzweise verstehen.
Daher. Fenster auf. Das Experiment beginnt.
Dienstag.
zum Artikel
Verfasst am : 13.11.2017 22:34
Kommentare: 4
Ben III- Boulettenalarm!
Neues aus der Schule.
Ruhig geworden es ist um Ben.
Seit zwei Tagen er keine Fäkalien mehr hinterlassen hat.
Selbst unser Hausmeister hat keine Angst mehr den Keller zu betreten.
„Wahrscheinlich ist das Vieh schon längst weg! Nächste Woche können wir den
Keller wieder freigeben. Sagt jedenfalls Firma Schade.“, beschwichtigt er mich
und verabschiedet sich ins Wochenende. Die Beschwichtigung wirkt. Ich verbringe
den Rest des Nachmittags in der dritten Etage und lasse mich von Erstklässlern
mit Kissen bewerfen.
Plötzlich fällt mir die Boulette ein die unbeaufsichtigt in meiner Werkstatt
liegt. Eilig verabschiede ich mich und rase zehn Minuten vor Dienstende in den
Keller. Als ich die Boulette sehe erfasst mich Erleichterung. Sie ist
unversehrt. Doch kurz darauf erfasst mich ein Schaudern. Unmittelbar neben der
Boulette entdecke ich frische Spuren im Staub, was mich zu folgender
Schlussfolgerung bringt. Wenn Ben, oder die schwangere Benita eine
selbstzubereitete Boulette vom Bäckermeister aus Wensickendorf verschmäht… Meine
Gedanken werden jäh unterbrochen. Ein tickendes Geräusch von den mit Glaswolle
isolierten und mit Plastik versiegelten Heizungsrohren bahnt sich in meine
Gehörgangsenden. Leise schleiche ich mich an. Das Geräusch verschwindet.
Dann esse ich die Boulette, fahre nach Hause und schreibe.
Schönes Wochenende!
zum Artikel
Verfasst am : 10.11.2017 22:20
Kommentare: 4
Ben II- Der gnadenlose Kunstkritiker
Neues aus der Schule
Zwei Monate lang wurde Ben von niemandem mehr gesehen.
Zumindest offiziell.
Inoffiziell wussten lediglich der Hausmeister, die Leitung und ich etwas davon,
und niemand von uns hatte ein Interesse daran eine panische Elternschaft zu
besänftigen, weshalb ich mich der verschwörerischen Gesellschaft des Schweigens
ohne Murren anschloss. Doch dann häuften sich die Einzelfälle, und natürlich
häuften sie sich in meiner Etage, dem Keller.
Als erstes war die Reinigungskammer dran. Dort hatte sich Ben an einigen
Polyesterschwämmen vergangen und als Zeichen seiner Missbilligung ein paar
Kotbrocken in Form von Torpedos hinterlassen. Nie werde ich den Gesichtsausdruck
meines Hausmeisters vergessen, als ich plötzlich schrie: „Da hat sich was
zwischen den Scheuerlappen bewegt!“ Wie von einer Tarantel gestochen sprang er
in den sicheren Gang zurück, während ich mir vor Lachen den Bauch hielt. „Dit
kannste doch nich mit mir machen!“, keuchte er, während seine Hände kampfbereit
einen zitternden Spaten hielten. Ich verschloss vorsichtshalber die Tür.
Immerhin waren Kinder in der Nähe.
Nachdem er sich von dem Schock erholt hatte beauftragte er eine
Schädlingsbekämpfungsfirma. Danach wurde ein von den Bauarbeitern undichtes Rohr
verstopft und ein paar Rattenköder ausgelegt. Was für eine Zeitverschwendung.
Ben hatte lediglich den Raum nach Nahrung untersucht und ihn für untauglich
befunden. Es war nur eine Frage der Zeit wann er woanders auftauchen würde. Und
das tat er auch. Ausgerechnet im Kreativraum, in dem Werke entstanden, die
manche Eltern dazu brachte ihre Kinder später in Kunsthochschulen zu stecken an
denen sie völlig überfordert waren, aber das ist eine andere Geschichte. Ben
hatte ohnehin auf das geschissen, was ich vergessen hatte im Müll zu entsorgen.
Unauffällig verwischte ich die Spuren und versperrte zusammen mit dem
Hausmeister den Eingang.
Wir gewannen einen weiteren Monat.
…
Aber dann.
Donnerstag, Oktoberferien 2017. (ein Wochenende vor Schulbeginn)
Ein Schrei.
„TORSTEN, KOMMA GANZ SCHNELL!“, schrillte es aus dem Raum meiner
Integrationserzieherin.
„Komma ganz schnell“ ist nun wirklich kein Signal mit dem man mich hinter dem
Ofen hervor holt, auch wenn es von einer Frau stammt, aber die Frequenz ihrer
Stimme deutete auf eine Panik hin, die mir eine gewisse Neugier entlockte. Als
ich sah was sie mir zeigte lief es mir eiskalt den Rücken herunter. Ben hatte
seine Torpedos nicht nur in der Ecke ihres Raumes hinterlassen, er hatte es sich
in dem Raum vielmehr gemütlich gemacht und unter anderem auf die
Entspannungsmatratzen geschissen, die eigentlich für die Kinder gedacht waren.
Ein Gedanke ließ mich nicht mehr los. Ben wollte also integriert werden. Sein
Pech nur, dass unsere Integrationserzieherin noch keinen Rattenschein hatte.
Noch am selben Abend machte ich Bekanntschaft mit der Firma Schade, und einem
unbeirrbaren, jungen Schädlingsbkämpfer, der mir versicherte noch jede Ratte
erwischt zu haben. Einer hätte er sogar eine ganze Woche aufgelauert um sie
letztlich zu kriegen, und außerdem studierte er zahllose Youtube Videos von
bedeutenden Biologen über das Verhalten von Ratten. Je mehr ich mich für seine
Methoden interessierte, desto mehr kam ich mir wie eine ertappte Ratte vor.
Aktueller Stand 7.11.2017
Der junge unbeirrbare Schädlingsbekämpfer wurde abgezogen. Sein Chef persönlich
hatte drei weitere Rattenfallen aufgestellt und damit meinen überängstlichen
Hausmeister zusätzlich beruhigt. Wie wenig der Mann, im Gegensatz zu seinem
Azubi doch über Ratten wusste. Immer mehr wurde mir klar, dass ich etwas
unternehmen musste, zumal das Geheimnis mittlerweile nicht mehr geheim war. Es
war ausgerechnet Johannes B., der in der Hofpause bemerkte. „Ist das eine
Mausefalle da in der Ecke?“ Vor meinem geistigen Auge spielte sich bereits das
Tischthema der Familie B. zur Abendbrotzeit ab.
„Na, was gibt es neues aus der Schule?“, hörte ich Frau B. fragen.
„Och, nix besonderes. Lilien zofft sich mal wieder mit Maja, weil sie beide in
Emil verknallt sind, Frau M. hatte heute einen Tobsuchtsanfall in der
Mattestunde weil die Klasse so laut war, und Herr M. hat Mäuse in seiner
Werkstatt…“
„MÄUSE?“
„Naja, da war `ne Mausefalle…“
„Wie groß war denn die Mausefalle?“
-einige Minuten später-
Die Kinder liegen bereits in den Betten.
Frau B. (aufgeregt): „Ich habs dir doch gleich gesagt, die haben ein
Rattenproblem an der Schule, aber dieser blökende Nichtstuer von Hausmeister
meint ja, ich wäre blöd!“
Herr B.: „Schatz… entspann dich. Vielleicht sind es wirklich bloß Mäuse.“ Frau
B. wirft ihm einen finsteren Blick zu. „Als ob das die Sache besser machen
würde. Und hör endlich auf, auf deinem Smartphone herumzuspielen, wenn ich mit
dir rede!“
Das war gestern.
Von heute schreibe ich dann morgen.
Bis übermorgen also.
PS: Falls ihr glaubt, ich sauge mir das alles nur aus den Fingern. Pustekuchen!
Das einzige was ich nicht weiß ist, ob Ben vielleicht gar kein Ben ist. Und was
wenn sie schwanger ist?...
Oops!
Zum Schluss noch eine Verschwörungstheorie.
Marc Plaetrich ist ein Mädchen, und Honkyschwonky ihr Idol. Oder Schorsch
Chancentod. Oder beide.
zum Artikel
Verfasst am : 07.11.2017 21:31
Kommentare: 11
Ben
Neues aus der Schule.
Vorwort.
Indem ich diesen Text veröffentliche, nehme ich allen Ernstes eine Kündigung in
Kauf.
Ratten
Wer kennt sie nicht, diese liebenswürdigen, kleinen Nager aus der Kanalisation,
denen unsere Reste als Nahrung dienen, die gern in Laboren vor sich hinsiechen,
vollgepumpt mit Chemikalien die man an Menschen niemaals ausprobier… Aber lassen
wir das. Zurück zu unseren kleinen, nichtgefiederten Freunden aus der
Kanalisation.
Unsere Schule ist eine Baustelle, und wie ich jüngst erwähnte, dauert diese
voraussichtlich bis zum Jahr 2022 an. Doch bevor ich in die Geschichte
einsteigen kann muss ich folgendes vorwegnehmen, und damit sind wir eigentlich
auch schon mittendrin.
Es gibt neben der menschlichen Kultur noch zwei weitere dominante Spezies an der
Schule, wobei die eine Saisonbedingt im Winter ausfällt. Die schwarze
Wegeameise, vertreten mit etwa 25 Völkern.
Die anderen sind die Nebelkrähen, denen die weggeworfenen Lebensmittel der
Kinder ein wahrer Schmaus sind.
Viele Jahre lang störte das niemanden, auch wenn sich vereinzelte Ameisen in den
Schultaschen der Kinder wieder fanden, oder die Krähen den aussortierten Müll
auf dem Schulhof verteilten. Im Gegenteil. Die Gutgläubigkeit jener, mich
eingeschlossen, dass diese offensichtliche Verschwendung von was auch immer
gearteten, weggeworfenen Lebensmitteln so harmlos folgenlos bliebe hat auch mich
in eine Art Dauergrinsekoma versetzt. Krähen und Ameisen sind so interessante
Tiere…
Aber dann tauchte sie plötzlich auf.
Ich wollte nach einem Sommerfest gerade nach Hause fahren, da hörte ich diesen
Schrei. Natürlich von einer Frau. Und es war nicht irgendeine Frau. Es war Frau
B., die gerade ihr drittes Kind an die Schule schicken wollte.
„EINE RATTE!“
„Wat is?“, trompetete unser Hausmeister zurück. Sein Plan mich zum
nächstgelegenen S- Bahnhof zu fahren, auf das ich meinen Zug nach Eberswalde
noch bekomme, geriet in eine Art Schieflage, denn im Gegensatz zu ihm, wusste
ich wie die Frau auf pampige Antworten reagierte. „Sind sie taub, hier ist
gerade eine riesige (und dabei zog sie ihre Arme einen guten Meter auseinander
um das Elend zu verdeutlichen) Ratte durch ein Loch in die Schule
eingedrungen!“
„Hier jibs keene Ratten!“, schnodderte mein Hausmeister zurück, während ich
meinem Zug bereits Lebewohl sagte.
„Wissen Sie, mir ist das jetzt zu blöd mit Ihnen ständig über einen Zaun zu
schreien! Überzeugen Sie sich gefälligst selbst von dem Loch, aber stellen Sie
mich hier nicht als blöd dar!“
Mein Hausmeister zuckte mit den Schultern. „Da muss ich wohl hin.“ Ich nickte
verständnisvoll, zündete mir eine Zigarette an und genoss das Schauspiel. Der
verlorene Zug war mir mittlerweile scheißegal. Es dauerte auch kürzer als
erwartet. Innerhalb weniger Minuten versiegelte der Mann das Einstiegsloch der
Ratte, und beruhigte Frau B. mit dem Versprechen einer sofortigen
Schädlingsbekämpfung.
Er hielt Wort.
Aber die Ratte war schlauer.
…
Soll heißen: Sie ist aktueller denn je.
Heute habe ich sie Ben getauft.
Aber das erfahrt ihr in den nächsten Geschichten.
zum Artikel
Verfasst am : 01.11.2017 22:34
Kommentare: 2
Hühner, Nerven, Kopfla(o)s(t)igkeit- Schule des Lebe...
und jede Menge unbeantwortete Fragen.
An unserer Schule ist es nie langweilig. Ständig wechselndes Personal, ständig
neue Verordnungen aus der Bildungsverwaltung, zudem eine ständige Baustelle von
der man zwar die Ausmaße ersieht, aber wo man nur selten einen Arbeiter
antrifft, und dann die Prognose, dass all das erst im Jahr 2022 endet. Da bin
ich 51, und habe nach Lage der politischen Debatte noch 19 Jahre zu arbeiten, um
mich dann in die Altersarmut zu verabschieden.
Doch zurück zur Schulbaustelle. Der BER lässt grüßen. Ständig neue Zahlen,
ständig neue Informationen, ständig das Wort ständig.
Eine Zwischenbemerkung
Apropos BER und ständig. Haben Sie den sogenannten Volksentscheid in Berlin zum
Thema Tegel mitbekommen? Natürlich haben Sie, denn dieses Thema dient vermutlich
mittlerweile der weltweiten Erheiterung. Schon bevor diese eher als
Volksbefragung stattfindende Veranstaltung namens Volksentscheid,
selbstverständlich dramaturgisch passend zur Bundestagswahl, abgehalten wurde,
stand eigentlich politisch und juristisch schon fest: Der macht zu!
Aber plötzlich stimmen 56 % der Berliner für Tegel! Oh Graus! Schon reitet
Tegelritter Sebastian Czaja aus dem freien Demokratenlager ein und bringt König
Müllers Tafelrunde ins Gespräch, der gedemütigt annimmt. „Wir müssen einen
runden Tisch (Tafelrunde) einberufen um des Volkes Votum zu würdigen, (obwohl
die Entscheidung längst gefallen ist, und der dumme Runkelrübenritter nur die
Leute in Wallung bringen will!)“
Die in Klammmern gesetzten Worthülsen wurden lediglich in Gedanken
ausgesprochen.
Wir dürfen weiterhin, des Gähnens willig, den Fortgang der Dinge und seine
medial ausgeschlachteten emotionalen Wallungen beobachten.
Zurück zur Schule.
Heute gab es Hühnerbeene. Natürlich gehört zum Angebot des Anbieters auch vegane
Kost, man will es ja allen recht machen. Dennoch geschah heute etwas
alltägliches, das vermutlich kein Mensch, der sich außerhalb seiner Kindheit je
mit Schulessen auseinandersetzen musste, je vermutet hätte.
Nach Verabreichung der vom Anbieter hochgelobten Biokost blieben etwa 50
ungenutzte Hühnerkeulen übrig. Der alte Essensanbieter sah großzügig darüber
hinweg, wenn die karg bezahlten Essensfrauen ihrem sozialen Gewissen nachgaben,
und die übrig gebliebenen Speisen den Kindern im Späthort zur Verfügung
stellten. Bei unserem neuen Essensanbieter ist das ein Kündigungsgrund.
Lediglich pflanzliche Rohkost wird dem Späthort ohne Repressalien ermöglicht,
fleischliche Kost hingegen landet auf dem Müll.
Der Sherlock in mir brennt durch.
Ich selbst bin Kunde bei diesem Unternehmen und habe zwei Beobachtungen
gemacht.
Eine sehr aufmerksame Viertklässlererin warf beinahe den gesamten Inhalt ihres
Tellers in den „Biomüll“. Auf die Frage warum entgegnete sie folgendes. „Letzte
Woche hatte ich Plastik im Essen, und heute war da ein Wurm drin.“
Leider konnte sie mir den Wurm nicht zeigen, vielleicht hatte er doch besser
geschmeckt als das Plastik. Also entschloss ich mich zum Selbstversuch für 3
Euro 25 mit Rotkohl, Kartoffeln und Sosse plus Hähnchenschenkel. Das Ergebnis
war erschütternd. Lediglich der Rotkohl wirkte noch halbwegs authentisch. Der
Schenkel hatte geschmacklich nichts mit dem zu tun was mir einst kopflos durch
die Gegend rennend anschließend auf dem Teller serviert wurde.
Zwischenbemerkung
Meine Oma war eine präzise Schlachterin. Auf die Frage warum die Hühner, nachdem
man ihnen den Kopf abgeschlagen hat immer noch wie wild durch die Gegend laufen
antwortete sie schlicht. „Das hat was mit den Nerven zu tun.“
Schlusswort:
Manchmal fühle ich mich wie ein Huhn dem der Kopf zum Nachdenken fehlt.
zum Artikel
Verfasst am : 29.09.2017 00:24
Kommentare: 6
Die Wahl der Qual
23.07.2017
WAHLKAMPF 2017
Hallo liebe Liebenden, hallo liebe Freaks, liebe Familie, liebe Trauergemeinde,
werte Gäste, Freunde.
Der Wahlkampf läuft. Nie war er so spannend wie heute.
Nun gut, das wird eigentlich von jedem Wahlkampf behauptet, und einige unserer
Großeltern können davon noch heute ein Lied singen, aaahaber! Die werden immer
weniger.
In diesem Zusammenhang fällt mir ein Gespräch mit einem jungen Franzosen im Wald
ein. Sein Name: Joachim, auf französisch, Joe- Akim, was viel abenteuerlicher
klingt, als das schlichte deutsche Joachim.
Wir begaben uns am 24.10.2014 in die Schorfheide. Ein Teil von uns kehrte nie
zurück. Es war natürlich finstere Nacht, und wir mussten jederzeit mit
Wildschweinen rechnen. Umso verblüffter nahm er meine Frage zur Kenntnis. „Haben
die Franzosen wegen Napoleon eigentlich auch noch einen Schuldkomplex?“
„Wie meinst du das?“ (Damit war die Frage praktisch beantwortet. Aber Stichelei
liegt mir im Blut, weshalb ich ihm erklärte was ich meinte.)
„Naja, er hat fast ganz Europa mit Krieg überzogen, stand kurz vor Moskau...“
Plötzlich lachte er, bevor er sich ernsthaft der zuvor gestellten Frage widmete.
„In der Frage sind die Franzosen noch immer uneins“, sagte er schließlich, und
fuhr fort. „Es geht um euren Hitler, oder?“ Als politisch korrekter Mensch hätte
ich ihn nach dieser Äußerung, von wegen: Euer Hitler, natürlich sofort an den
moralischen Pranger stellen müssen, doch er war immerhin Franzose, also ein
Migrant, und so verbot mir mein anerzogenes Toleranzverhalten jedwede Form der
Kritik. Gleichzeitig wurde mir meine eigene Beschränktheit bewusst...
Diese kleine Anekdote, die ich hier absichtlich nicht beende -weil es
mittlerweile 4 Uhr morgens ist-, und viele andere Einflüsse, brachten mich
letztlich auf die Idee mal etwas völlig neues auszuprobieren. Es ist nicht ganz
so neu wie die Eheberatung, aber wesentlich jünger als der Schnupfen.
DIE WAHLPROGNOSE 2017
Und da dieses Teil eine Kommentarfunktion hat, bitte ich um zahllose andere
Prognosen, gern auch streitbare Thesen, wie zum Beispiel den Wahlausgang 2025,
Originalstimmen von den Violetten (Gibt’s eigentlich die grauen Panther noch,
oder sterben die langsam aus bevor sie violett reinkarnieren?), Schäubles
geheimes frivoles Tagebuch, blablabla... Keks.
Hier kommt meine Eröffnungsprognose, alphabetisch geordnet. Kann ja auch nix
dafür, dat die Sozen noch unter den Sonstigen stehen.
AfD: 8,6%
CDU/ CSU: 41,8 %
FDP: 9,8%
GRÜNE/ Bündnis 90: 5,1%
LINKE: 7,6%
Sonstige: 4,2%
SPD: 22,9 %
Wahlbeteiligung: 78,2%
Theaterbeilage: 100%
tada
zum Artikel
Verfasst am : 23.07.2017 04:53
Kommentare: 5