12.574x gelesen 185x abonniert Ausgabe 20/24 18.05.2024 Grasgeflüster Jetzt registrieren

TRAUMHAFT (2) Verfasst am : 06.03.2010 10:44

oder Wie ich meinen Mann erschlug

Während ich schlafe, träume ich, ich würde den Kopf des Mannes, den ich liebe, mit einem großen Hammer zertrümmern. Bei dieser Tat bin ich erfüllt von absolutem Grauen und gleichzeitig von der Logik und Notwendigkeit meines Tuns überzeugt. Ich erwache schreiend. Er liegt neben mir, sein Kopf wunderschön und unversehrt auf dem Kissen, ruhig atmend. Meine Freundin Petra, der ich den Traum berichte, versucht mich zu beruhigen: Ich sei nicht verantwortlich für meine Träume; sie nähmen nicht durch eigene, bewusste Formung Gestalt an. Schließlich zieht sie sogar Freuds Traumdeutung aus dem Bücherschrank und liest mir daraus vor: der manifeste Trauminhalt, die Mordtat, sei nicht mit den latenten Traumgedanken identisch und ein Traum bedeute zumeist nicht das, was die Bilder seiner Oberfläche darstellen; mein Traum würde mitnichten bedeuten, dass ich unbewusst eine solche Tat beabsichtige. Keines ihrer Argumente aber kann das Gefühl des Grauens ganz zum Verschwinden bringen; erst Benebelung mittels Schaumwein besänftigt mich für gewisse Zeit. Monate später entscheide ich, ihm den Traum zu erzählen, obwohl sich alles in mir dagegen sträubt. Eine unaussprechbare Angst sitzt in mir, er würde mich in irgendeiner Form für das Schreckliche, das ich im Traum getan habe, bestrafen. Stattdessen küsst er mich und sagt: „Es war doch nur ein Traum.“ Jäh überkommt mich ein Gefühl, als sei ich eben erst wirklich erwacht.


PS. Nun hätte ich meinen Mann auch vor dem Fernseher sitzend und schon wieder mal Fußball schauend erschlagen können, um den Bezug zum Browser herzustellen, aber ich fand den Traum schon so schrecklich genug, dass ich nicht noch eine zweite Straftat einbauen wollte…ihn nämlich beim Fußball zu stören…:D

geschrieben von Smoky23

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