TRAUMHAFT (3)
Lebhaft träumen
oder traumhaft Leben?
In einer Kneipe sitzt mir mein Freund L. mit einem großen Glas Bier gegenüber,
zieht ein Feuerzeug aus der Hosentasche, zündet mit einer gewissen Feierlichkeit
die auf unserem Tisch stehende Kerze an, als wolle er eine wichtige Rede
zeremoniell einleiten, und sagt:
„Das Leben kommt mir mittlerweile wie ein Traum vor.“
Ich schaue in sein Gesicht, etwas erstaunt über die ungewöhnliche Eröffnung, und
erwidere, ihm zuzwinkernd:
„Wirklich? Dann ist dein Leben wohl gerade sehr schön, ja?“
Er aber schüttelt heftig den Kopf, als müsse er einen ganz unsinnigen und
falschen Gedanken wie ein lästiges Insekt verscheuchen, und erklärt:
„Nein, ich meine nicht: schön wie ein Traum. Ich meine: unwirklich wie ein
Traum. Ich meine: Das Leben hat für mich an Wirklichkeit verloren. Nichts
scheint mehr echt zu sein. Es ist, als widerfahre mir alles nur noch, als sei
das Leben etwas, in dem ich kein von eigenem Willen erfüllter Akteur mehr bin,
sondern etwas, das an mir geschieht. Als stünde ich neben oder über mir und sähe
mich wie einen Fremden, dessen Handlungen ich mit einer Mischung aus
Gleichgültigkeit und Staunen beobachte. So wie man sich manchmal im Traum selbst
sieht: wie einen Anderen. Das habe ich gemeint, als ich sagte, das Leben sei für
mich zum Traum geworden.“
Ich erschrecke darüber, dass ich seine Worte zuerst so ganz und gar falsch
verstanden hatte. Während ich nun sein Gesicht mustere, erkenne ich auch, dass
er überhaupt nicht froh aussieht. Als hätte er meine Gedanken gelesen, bestätigt
er:
„Ich weiß, ich sehe nicht sehr froh aus. Und der Grund dafür ist die
Traumhaftigkeit meines Lebens. Verstehst Du? Alles wie im Traum. Denke an
irgendeinen Traum: er beginnt zum Beispiel damit, dass du in einem Fahrstuhl
bist oder in den Bergen oder in der Wohnung deiner Eltern, egal wo; es fehlt
aber das Motiv, die Intention. Du bist einfach dort, wurdest dort hingeworfen,
wie von unsichtbarer Hand. Du fragst dich im Traum nicht: wie bin ich doch
gleich hierhergekommen, in diesen Fahrstuhl? Du akzeptierst es als gegeben. So
ist es nun: ich akzeptiere alles als gegeben, lebe ohne Intentionen und die
Dinge in der Welt fühlen sich immer weniger echt an.“
Er zündet sich eine Zigarette an, bläst angespannt Rauch in Richtung der
Kneipendecke und beobachtet ihn aufmerksam, als würde die Plastizität der
kleinen Wolken dem Leben wieder mehr Wirklichkeit verleihen. Dann fährt er
fort:
„Früher dachten die Leute, Gott oder irgendwelche Geister würden den Traum
senden. Das glaub ich nun nicht im Geringsten. Aber genauso wenig ist es das
Ich, das träumt. Oder?“
„Was denn dann? Sagst du nicht, wenn du jemandem einen Traum erzählst: Ich habe
geträumt?“
„Trotzdem berichte ich dann von einem Ereignis, das sich in meiner
Vorstellungswelt ohne mein Zutun vollzogen hat, unkontrolliert, scheinbar
absichtslos. Ein Traum ist etwas, das zu mir gehört, aber nicht von mir gemacht
wird. Es war vielleicht so falsch nicht, wenn früher gesagt wurde: Mir hat
geträumt. Das ist mein Leben geworden: etwas, das ich zwar wahrnehme, das aber
im Grunde ohne mich stattfindet. Wie ein Mir hat geträumt. Manchmal will ich
aufwachen und merke dann, dass ich ja wach bin. Verstehst du? Es ist
unerträglich.“
„Wie genau meinst du: die Dinge fühlen sich immer weniger echt an?“
„Gestern habe ich Tomaten an die Wand meiner Küche geworfen und beobachtet wie
sie zerplatzen und ihr Saft an der Tapete zu Boden rinnt. Aus irgendeinem Grund
hatte ich plötzlich gedacht, auf diese Weise ein Gefühl von Wirklichkeit zu
gewinnen, aber es war ein Irrtum. Gerade auch wie ich die Tomaten an die Wand
warf, war unwirklich und ängstigte mich: Als würde nicht ich meinen Arm bewegen,
sondern ein Anderer. Da habe ich ein Messer genommen und die Haut meines Arms
aufgeritzt. Das hat etwas geholfen, da sich der Schmerz ganz echt angefühlt hat.
Auch das Blut war gut. Echt, meine ich. Aber das hilft doch alles nichts.“
Er bläst wieder Rauch in den Raum und sagt:
„Das Leben darf nicht zum Traum werden. Wie kriege ich die Wirklichkeit zurück?
Ich versuche eine Antwort zu finden, antwortete schließlich, bin aber mit dem
Gesagten unzufrieden. In der Nacht träume ich von meinem Freund L., der mit
Tomaten nach mir wirft, und mich anfleht, ihn aufzuwecken.
von Freund
L.
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Verfasst am : 13.03.2010 18:56
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Ein Schiri sieht ROT
oder Der etwas ungewöhnlicher Spielverlauf
Was laufen die wieder unkoordiniert hin und her. Ich komm überhaupt nicht einmal
zum Stehen. Keinen interessiert es, dass ich die Nacht kaum geschlafen habe.
Können Babys nicht schon mit Zähnen auf die Welt kommen? Da lässt sich der
Kasper schon wieder den Ball abnehmen und alles Retour. Laufen….laufen….schauen…
Gedanken. Am Abend kommen ihre Eltern zu Besuch, ich hasse diese blöden
Kommentare zum Spiel von ihrem Vater, diesem fetten Stammtischkicker.
Laufen…laufen…schauen… Ich muss mich auf das Spiel konzentrieren. Hat der Kasper
da gerade geschubst. Ich pfeife. Lautes Murren im Stadion trifft mich wie ein
eisiger Schneesturm. Euch gebe ich einen Grund rumzubrüllen. Ich greife mir an
die Brust. Da höre ich von Kaspers Vereinskollegen den bitterbösen Satz: „Hat
der noch alle Sträußchen am Baum?“ Dieser Kerl ist wohl gestört, mich so zu
reizen. Ich bin geneigt, es Thomas “ Django“ Metzen gleichzutun und synchron
zwei gelbe Karten zu ziehen. „Immer das gleiche mit Ihnen, Schiri-wir kriegen
wieder alles ab!“ Spinnt der, ich halte kurz inne und werfe dann wütend Pfeife
und Karten zu Boden und stürme auf den Meckerer zu, um ihm mal gehörig den Kopf
zu Recht zu rücken. Auf halbem Weg stoppte ich jedoch und verwies mich selber
des Feldes.
Rückblickend hätte ich dieses Spiel gar nicht pfeifen dürfen. Das war völlig
unprofessionell und somit war die rote Karte für mich gerechtfertigt.
Zum Abschluss seiner Meldung über den Spielverlauf schrieb der Fußballverein auf
seiner Webseite: "Immerhin stritt er nicht mit sich selber über den
Platzverweis."
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Verfasst am : 10.03.2010 21:08
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TRAUMHAFT (2)
oder Wie ich meinen Mann erschlug
Während ich schlafe, träume ich, ich würde den Kopf des Mannes, den ich liebe,
mit einem großen Hammer zertrümmern. Bei dieser Tat bin ich erfüllt von
absolutem Grauen und gleichzeitig von der Logik und Notwendigkeit meines Tuns
überzeugt. Ich erwache schreiend. Er liegt neben mir, sein Kopf wunderschön und
unversehrt auf dem Kissen, ruhig atmend. Meine Freundin Petra, der ich den Traum
berichte, versucht mich zu beruhigen: Ich sei nicht verantwortlich für meine
Träume; sie nähmen nicht durch eigene, bewusste Formung Gestalt an. Schließlich
zieht sie sogar Freuds Traumdeutung aus dem Bücherschrank und liest mir daraus
vor: der manifeste Trauminhalt, die Mordtat, sei nicht mit den latenten
Traumgedanken identisch und ein Traum bedeute zumeist nicht das, was die Bilder
seiner Oberfläche darstellen; mein Traum würde mitnichten bedeuten, dass ich
unbewusst eine solche Tat beabsichtige. Keines ihrer Argumente aber kann das
Gefühl des Grauens ganz zum Verschwinden bringen; erst Benebelung mittels
Schaumwein besänftigt mich für gewisse Zeit. Monate später entscheide ich, ihm
den Traum zu erzählen, obwohl sich alles in mir dagegen sträubt. Eine
unaussprechbare Angst sitzt in mir, er würde mich in irgendeiner Form für das
Schreckliche, das ich im Traum getan habe, bestrafen. Stattdessen küsst er mich
und sagt: „Es war doch nur ein Traum.“ Jäh überkommt mich ein Gefühl, als sei
ich eben erst wirklich erwacht.
PS. Nun hätte ich meinen Mann auch vor dem Fernseher sitzend und schon wieder
mal Fußball schauend erschlagen können, um den Bezug zum Browser herzustellen,
aber ich fand den Traum schon so schrecklich genug, dass ich nicht noch eine
zweite Straftat einbauen wollte…ihn nämlich beim Fußball zu stören…:D
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Verfasst am : 06.03.2010 10:44
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Fußball vs. Liebe
Fußball bringt so manches Herz zum Schmelzen und
im Trubel der Begeisterung kommt man sich schnell näher. Laut einer
online-repräsentativen Umfrage verlieben sich 15 Prozent der Deutschen im
Fußballtaumel oder kommen dabei ihrem Partner wieder näher. Fußball und die
positive Stimmung scheinen ein echter Treiber für die großen Emotionen zu sein.
Ob es auch dieses Jahr ein Sommermärchen für die Liebe gibt, wird sich
zeigen.
Fußball und Liebe, das gehört heute zusammen… Ein Blick in den Bekanntenkreis
genügt: Mein Bruder Stephan etwa hat eine neue Freundin. Seit einem halben Jahr
sind die beiden ein Herz und eine Seele. Die Hochzeit ist auf Herbst angesetzt.
Und wo haben die beiden sich kennen gelernt? Nicht im Internet, nicht auf einer
Brautschau, nicht in der Disko! Nein, es war bei einem Kickerturnier, wo sich
Stephans Equipe dem Damenteam "Benes Ladies" geschlagen geben musste.
Und während seine zukünftige Braut ihm die Bälle ins Tor donnerte, war es um
Stephan geschehen. Ein anderer Fall: Gregor. Der wollte eigentlich nur mit
seinen Kumpels in Ruhe Fußball gucken, in der Kneipe. Früher eine reine
Männerveranstaltung. Und heute? Ein Heiratsmarkt, eine Kuppelbude! Bereits beim
1:0 lagen sich Gregor und Katrin in den Armen. Kollektives Fantum verbindet. Wie
auch Fußball-Sammelbildchen: Beim Tausch von Ronaldinho gegen Michael Ballack
kam mein alter Ausgehkumpel Hans mit Marissa ins Gespräch. Nun geht er mit ihr
aus. Das nennt man wohl: das Nützliche mit dem Fortpflanzenden verbinden.
„Begeisterung schweißt zusammen. Das heißt:
Nutzen Sie diese Weltmeisterschaft für neue Bekanntschaften - egal auf welchem
Weg: ob online oder auf „freier Wildbahn“. Denn zurzeit ist Fußball ein Thema,
das bewegt, und bei der Kontaktanbahnung als echter Eisbrecher dienen
kann.
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Verfasst am : 02.03.2010 19:14
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Feefried Engel in Nöten
oder Hochmut kommt vor dem Fall
Wer solche Weisheiten anbringt, kann leicht gelehrt, geistreich oder witzig
wirken. Viele wohl für den Unterricht gebündelte Ratschläge haben einen
pädagogischen Unterton, anderes wirkt putzig:"Ein weiser Sohn ist seines
Vaters Freude; aber ein törichter Sohn ist seiner Mutter Grämen";
"eine schöne Frau ohne Zucht ist wie eine Sau mit einem goldenen Ring durch
die Nase", heißt es in den "Sprüchen Salomos". "Wer zugrunde
gehen soll, der wird zuvor stolz; und Hochmut kommt vor dem Fall." Der
Hochmütige schlägt Ratschläge in den Wind und fällt darum auf die Nase.
Und auf selbige fiel Smoky23 im heutigen Ligaspiel. Was für ein Desaster. Nach 6
Spieltagen noch mit 15 Punkten an der Tabellenspitze gab es am 7. eine Fünf zu
Null-Klatsche gegen Altkloster Buxtehude. Also das verflixte siebte Spiel?
Schabernack Teufel grillt sich am Schadenfreudenfeuer ein Paar Würstchen und
ich, Feefried Engel muss jetzt zusehen, dass ich das Häufchen Elend wieder
aufgerichtet bekomme. Wo habe ich nur die Schokolade hingelegt? Zusätzliche
Glückshormone sind dabei bestimmt sehr hilfreich.
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Verfasst am : 28.02.2010 18:35
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TRAUMHAFTES
Unter dieser Rubrik soll es in loser Folge um das Thema “Träumen“ gehen;
Traumgeschichten, Deutungsversuche von Träumen oder auch nur das Vorstellen von
Traumsymbolen. Da grundsätzlich alle Menschen träumen, ist bestimmt für jeden
etwas Interessantes dabei.
Heute: Traumsymbol Fußball (ist ja wohl auch sehr naheliegend)
Fußball ist die volkstümlichste aller Sportarten und verweist als Traumsymbol
auf Normalität bis hin zur Biederkeit; wird aber mehr und mehr zu einem Zeichen
großer Geschäftemacherei, spielerischem Kampfgeistes oder aggressiven
Spieltriebs. Der Fußball steht in der Traumdeutung meist für eine leichtsinnige
und nachlässige Lebenseinstellung, die man ändern sollte. Ein Ballspiel kann
eine Wende anzeigen, es kann aber nicht vorher gesagt werden, in welche Richtung
sich das Glück neigt. Wird man von einem Ball getroffen, ist das kein gutes
Zeichen.
Spielt man im Traum selbst Fußball, dann nimmt man in Wirklichkeit eine Sache
auf die leichte Schulter und kann aber bei größerer Gewissenhaftigkeit zu
enormen Erfolgen gelangen. Wer Spaß am Ballspiel hat, hat auch Spaß am Sex, aber
wem der Ball dauernd entgleitet, wechselt oft den Partner oder ist vielleicht
nicht zufrieden mit seiner Beziehung.
Ist man nur Zuschauer, verfügt man über ungeahnte Energien, die nur darauf
warten, freigesetzt zu werden. Der schlaffe oder luftleere Ball weist manchmal
auf Widersprüchlichkeiten in der Persönlichkeit hin, die nicht abgerundet ist,
kann aber auch Mangel an Tatkraft anzeigen.
Für Fans ist der Fußball meist kein Symbol, sondern nur ein Ausdruck von
Glückwünschen für den Verein und der Sehnsucht nach einem Sieg.
ALSO: Träumst du
noch oder spielst du schon traumhaften Fußball ?
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Verfasst am : 27.02.2010 09:03
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