24.299x gelesen 104x abonniert Ausgabe 44/24 03.11.2024 THE WALKING SHIT Jetzt registrieren

5 Verfasst am : 22.11.2017 00:57

Aus Ben wird eine Maus

Neues aus der Schule.

Dienstag, ein Name der seinen Namen verdient.

Der Hausmeister ist seit Montag krank. Das klingt harmlos, ist es aber nicht. Denn seitdem er jedem Firmenangestellten der Schule verkündet hat, dass ich so was wie sein Stellvertreter bin, quatscht mich Hinz und Kunz an, während die Kinder nebenbei in meiner Werkstatt Räuber und Gendarm, mit echten Hämmern, Raspeln und Sägen spielen. Als Gegenleistung zu diesem Privileg habe ich immerhin fast alle Schlüssel in meinem Besitz.
Just in so einem Augenblick steht dieser gedrungene Kahlkopf, etwa mein Alter vor mir, und will mit mir den Rattenbestand im Keller eruieren…

Vorgeschichte.

Ich hatte die Werkstatt wie üblich in der zweiten großen Pause geöffnet, die in letzter Zeit auffällig stark von der 4c frequentiert wird. Die Rattenfallen hatte ich wie üblich gut getarnt, oder was man eben so nennt. Bei Viertklässlern genügt normalerweise die Anwesenheit eines Mülleimers, um sich aus dessen Nähe fernzuhalten, weil mit eben solchen viel zu oft negative Erfahrungen verbunden sind die häufig in dem Satz enden: „Bring doch mal den Müll runter!“ Als ob man als erwachender Mensch nicht andere Dinge im Kopf hätte.
Heutzutage kann man als Kind ja froh sein, wenn man die Gute Nacht Geschichte von seinen Eltern wenigstens als App erhält, während sie nebenbei ihr Sexualleben bei „The Waking dead“ auffrischen.

Wie dem auch sei, ich hatte mich gründlich geirrt. Noch ehe ich mich an meinem Kaffee verbrühen konnte, stürmte die 4c meine Werkstatt, in dem enthusiastischen Bestreben Versteck zu spielen. Das erste was sie dabei entdeckten war die Rattenfalle. Doch ich hatte Glück im Unglück. Johannes B. identifizierte die vermeintliche Rattenfalle als Mausefalle. Dennoch war die Aufregung groß. Es war fast so, als würden alle darauf warten, dass die niedliche, kleine Maus aus ihrem Loch hervorkommt, auf das man sie gemeinschaftlich streicheln könnte. Diesem Trend musste ich entschieden entgegen wirken.
„RUHE JETZT!“
Es dauerte einige Sekunden, und bedurfte auch mehrerer sich lautstark steigernder Wiederholungen, bis die Kinder begriffen, dass die Lautstärke meiner Brüllerei dem Zweck diente mich all ihrer Aufmerksamkeit, wenn auch nur für kurze Zeit zu versichern.
„Ja, wir haben ein Mäuseproblem, aber vermutlich handelt es sich nur um ein Einzelexemplar, wie mir Leute versicherten, deren Fallen ihr gerade entdeckt habt.“
Die Stimmung danach war komisch. Die Kinder ließen wie von Geisterhand von dem Versteck mit der vermeintlichen Mausefalle ab, und für ein paar Sekunden herrschte betroffene Stille in der Werkstatt. Vermutlich dachten wir in dem Moment alle dasselbe. Niemand wollte eine tote Ratte in der Falle sehen. Nur das die Kinder nicht wussten, dass es eine Ratte war, und unwillkürlich kam mir der Gedanke durch den Kopf.
Schade eigentlich.

Und Schade ist das richtige Wort. Denn bereits erwähnte Schädlingsbekämpfungsfirma Schade ritt just in diesem Augenblick mit seinem kahlköpfigen, in meinem Alter befindlichen Rattenjäger ein, und ich konnte ihn nur mit Mühe davon abhalten, das Wort Ratte vor den Kindern in den Mund zu nehmen. Vielleicht mache ich daraus mal einen Sonderdialog, denn mittlerweile kann ich darüber lachen, wonach mir unmittelbar nach seinem Besuch nicht war, da er mich mit Aufgaben betraute, die ich meinem Hausmeister vor kurzem noch ausgeredet hatte. Das Loch der Ratte zu versiegeln. Ansonsten könne er nichts tun, versicherte er mir, und ich hätte bis Mittwoch Zeit.

Zum Glück gibt es Jana K. und ihre schnell härtende Reliefmasse. Einen Tag hat Bens Einbetonierung schon gehalten. Morgen kommt der Kahlkopf wieder. Irgendwas sagt mir, dass er mich loben wird, und er seine Arbeit nun endlich adäquat fortsetzen kann, nachdem der faule Hausmeister, der ihm diesen Dienst bisher verweigerte krankheitsbedingt durch mich ersetzt wurde, weshalb ich sicher nichts dagegen hätte, weitere Löcher mit diesem Wundermittel zu verputzen.

Ich bin so froh, dass ich nicht beim Finanzamt arbeite.

geschrieben von gottileini

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5.00/7

Kommentare

Schorsch Chancentod schrieb am 22.11.2017 22:27 Uhr

ich lese hier irgendwas von einer schnell härtenden Masse, die in ein Loch gestopft wird, und da frage ich mich...

Honkyschwonky schrieb am 22.11.2017 09:48 Uhr

Muss es nicht "the wanking dead" heissen, schließlich geht der Trend zum Alleinerzieher - fragt besorgt Frau Spaagk aus Kaak

Smoky23 schrieb am 22.11.2017 06:29 Uhr

Mann,Mann!
Ich habe doch so früh keine Zeit....und doch kann ich nicht genug davon bekommen :)...ich Nimmersatt!

Und ich bin ja in bälde geschult und kann dir viele Tricks verraten, wie man es schafft, eine Rasselbande hochinklusiver Individuen schnell zu beruhigen.
Vergiss nie das Tütchen zum reinatmen!!!
BIBA ♥

Cooker schrieb am 22.11.2017 05:50 Uhr

+++ Newsticker 1 +++
Seltsame Stossgeräusche im Keller. Ein Gesicht deutet sich im Relief an. Sobald der Durchbruch da ist, kommen wir exclusiv auf Sendung!

+++ Newsticker 2 +++
Gesundheitsdienst zettelt Razzia bei krankem Hausmeister an. Täuscht er seine Krankheit vor? War es Rattengift?

+++ Newsticker 3 +++
Erika Berger - Gott hab sie selig! - erhebt sich ruckartig und begeistert aus ihrer Gruft: "The Waking Dead - ein echter Reinkarnationsgrund!"



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Und hier der Werbeblock:

"Ratti Falli- ideale Räumlichkeiten für die ganze große Mausefamilie!"