2.581x gelesen 11x abonniert Ausgabe 20/24 18.05.2024 2.FC Nürnberg Jetzt registrieren

Clubgeschichten Teil 3

1.FC Nürnberg Geschichte – Die erste große deutsche Mannschaft

Am 4. Mai, exakt zur vorletzten Jahrhundertwende, wurde der 1. Fussball-Club Nürnberg Verein für Leibesübungen e.V. gegründet. An diesem Tag trafen sich die 18 Gründungsmitglieder in der Wirtschaft “Burenhütte” und verpflichteten sich der Aufgabe den Fussballsport in Nürnberg bekannt und erfolgreich zu machen.

Da zu dieser Zeit der Rugby-Sport in Deutschland sehr populär war, wurde in der unmittelbaren Zeit nach der Vereinsgründung teilweise noch Rugby anstelle von Fussball gespielt. Das erste reine Fussballspiel gegen die Schuckert’schen Electricitätswerke konnten die Nürnberger gleich mit 1:0 gewinnen, es stellte den ersten Schritt in der langen Geschichte des 1. FC Nürnberg dar und es sollten noch sehr viele folgen.
Mit fast 10.000 Mitgliedern ist Nürnberg in ganz Deutschland bekannt. In den letzten Jahren spielte Nürnberg keine große Rolle im Kampf um die Deutsche Meisterschaft. Dies war in der frühen Geschichte des 1. FC Nürnberg noch ganz anders. Mit fünf Meisterschaften in den 1920er Jahren, war der Club die Mannschaft der Stunde in der Zeit zwischen den Weltkriegen.


Die frühe FC Nürnberg Geschichte

Im Gegensatz zu vielen anderen Bundesligavereinen entstand der 1. FC Nürnberg nicht aus einem Zusammenschluss verschiedener Vorgängervereine, so wie beispielsweise der 1. FC Kaiserslautern, sondern änderte während seiner bisherigen Vereinsgeschichte nicht ein einziges Mal die Form. Das erfolgreichste Jahrzehnt in der Geschichte des 1. FC Nürnberg waren zweifellos die Goldenen Zwanziger Jahre.
Der 1. FC Nürnberg gewann während der 20er Jahre fünfmal die Deutsche Fussballmeisterschaft und dominierte die Liga nach Belieben. So erspielten sie in 10 Jahren acht erste Plätze und 2 zweite Plätze. Besonders die Tordifferenz in dieser Zeit ist beeindruckend. In der Saison 1919/20 gewannen die Nürnberger alle Spiele und hatten Ende der Spielzeit eine Bilanz von 115 geschossenen Toren zu gerade einmal 6 Gegentreffern. Eine ähnliche Tordifferenz erreichten die Clubberer nur noch einmal in der Geschichte des 1. FC Nürnberg.


Die Vorkriegszeit in der Geschichte des 1. FC Nürnberg

Als die Große Depression wie eine Seuche zu Beginn der 1930er Jahre um die Welt ging, war für viele Deutsche der Fussballsport eine notwendige Ablenkung, um sich von dem tristen und harten Alltag abzulenken. Die Erfolgsgeschichte des 1. FC Nürnberg störten die wirtschaftlichen Probleme Europas wenig und so eilte der Club weiter von Sieg zu Sieg. In den Jahren 1930 bis 1939 konnten sieben erste Plätze erreicht werden und in der Saison 1935/36 gewann der Club sogar die Deutsche Meisterschaft.
Dem neuen Trainer Alfred Schaffer gelang der erfolgreiche Umbruch der Nürnberger Mannschaft. Von der Meisterelf aus dem Jahr 1927, spielten nur noch Seppl Schmitt und Luitpold Popp. Die neue Spielergeneration konnte das hohe Niveau ihrer Vorgänger halten und sicherte eine weitere erfolgreiche Dekade in der Geschichte des 1. FC Nürnberg. Der große Torwart Heiner Stuhlfauth konnte mit Georg Köhl ebenbürtig ersetzt werden, sogar der große Star des Clubs Hans Kalb fand mit Heinz Carolin einen würdigen Nachfolger.

Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs war ein normaler Spielbetrieb nicht mehr umzusetzen. Der 1. FC Nürnberg musste viele Spieler für den Einsatz an der Front abstellen. Die großen Erfolge der Vorkriegszeit konnten aufgrund dessen nicht wiederholt werden. Als der Krieg immer totalitärer wurde, fielen auch die ersten Spieler in der Geschichte des 1. FC Nürnberg. Mit Alfred Pfänder und Georg Köhl verlor der Club wichtige Spieler in Folge des Krieges.


Die erste Bundesliga-Meisterschaft in der Geschichte des 1. FC Nürnberg

Nach der Gründung der ersten deutschen Profiliga nahm der 1. FC Nürnberg sogleich an der ersten Bundesligasaison 1963/64 teil. Nur wenige Jahre später konnte der Club die Deutsche Meisterschaft feiern. In der Bundesligasaison 1967/68 spielte der 1. FC Nürnberg einen überragenden Offensiv-Fussball und wurde völlig verdient Meister.

Gerade das Sturmduo Strehl und Brungs war von den gegnerischen Abwehrspielern gefürchtet. Zusammen erzielten sie in der Meistersaison 43 Bundesligatreffer. Auch der Flügelspieler Cebinac ging mit seinen 21 Torvorlagen in die 1. FC Nürnberg Geschichte ein. Legendär ist der 7:3 Sieg gegen den FC Bayern München. In diesem Spiel konnte der Stürmer des Clubs Franz Bruns allein fünf Treffer erzielen und schoss die Bayern fast im Alleingang aus dem Franken-Stadion.

Für die kommende Saison wurde die Mannschaft komplett umgebaut und insgesamt 13 neue Spieler verpflichtet. Dieser harte Bruch sollte sich rächen und so folgte am Ende der Spielzeit der erste Abstieg in der Geschichte des 1. FC Nürnberg. Dem Abstieg folgten neuen lange Jahre in der Zweitklassigkeit.
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Clubgeschichten Teil 2

Wie der Club als Meister abgestiegen ist.

Der 7. Juni 1969 ist im Süden Deutschlands ein grauer, verregneter Tag. Das triste Wetter liefert die passende Kulisse für das bis dahin dunkelste Kapitel in der ruhmreichen Geschichte des 1. FC Nürnberg. Als Schiedsrichter Walter Horstmann die Partie im Müngersdorfer Stadion gegen 17.15 Uhr abpfeift, ist nicht nur die 0:3-Niederlage des „Clubs“ beim 1. FC Köln besiegelt, sondern auch die größte Fußball-Sensation in der noch jungen Geschichte der Bundesliga: Der deutsche Meister ist abgestiegen.

Abstiegsfinale 1969: Meister 1963 vs. Titelverteidiger

Fassungslos, teils hemmungslos weinend, schleichen die Spieler in Rot und Schwarz vom Rasen. Der Schock sitzt tief – hat man doch erst zwölf Monate zuvor in einem Autokorso durch die Nürnberger Altstadt den Gewinn der neunten Meisterschaft gefeiert. „Es ist wie ein böser Traum“, gibt „Club“-Legende Max Morlock seine
Empfindungen wieder und spricht damit den Fans aus dem Herzen. Schnell macht der Begriff „ausgemerkelt“ die Runde. Meistermacher Max Merkel, nach dem Titel 1968 auf Händen getragen, lässt erst Leistungsträger wie Franz Brungs und Gustl Starek ziehen und kann dann die Talfahrt des Teams nicht mehr stoppen. Acht Runden vor Saisonende muss er gehen – zu spät.

„Dieser Sturz kam nicht von ungefähr. Das Gravierendste war die Demontierung der Meister-Elf“, erinnert sich „Club“-Abwehrrecke Ferdinand Wenauer später an das Abstiegsfinale der Saison 1968/69, in dem drei Runden vor Schluss noch die halbe Liga um den Klassenerhalt zittert. Ironie des Schicksals: Wären die Franken am 34. Spieltag in Köln als Sieger vom Platz gegangen, hätte statt ihrer der Premierenmeister aus der Domstadt die Bundesliga verlassen müssen.

Der 1. FC Köln ist mit seinem Start-Ziel-Sieg fünf Jahre zuvor ein logischer Titelträger gewesen. Der Meister von 1962 und Vize von 1963 verfügt als einer der ersten Clubs beim Bundesliga-Start über professionelle Strukturen. Doch das Fußball-Hoch am Rhein hält nicht lange an, schon in der zweiten Spielzeit werden die „Geißböcke“ von Werder Bremens Defensivstrategen vom Thron gestoßen.
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Clubgeschichten Teil 1

Wie Nürnberg den Spieleraufstand niederschlug

1984 rebellierten sechs Spieler des 1. FC Nürnberg, darunter Ex-Nationaltorwart Rudi Kargus, gegen Trainer Heinz Höher. Doch der Vorstand handelte unerwartet. Motto: Wenn der Trainer die Mannschaft nicht mehr erreicht, geben wir ihm eben eine neue. Mit aller Härte schlug er die Rebellion nieder und sorgte für einen Präzedenzfall.

Der Herbst ist gekommen, die Trainer fliegen raus. Darauf ist seit Jahrzehnten Verlass in der Bundesliga. Mainz und Hannover hatten schon im Spätsommer den Anfang gemacht, Bochum und Hertha verloren neulich die Nerven. Wirklich schwere Tage aber erwarten die Trainer im November: Wer will schon auf einem Abstiegsplatz Weihnachten feiern?

So manche Spielerrevolte begann im Herbst. In der Regel hatten sie ja nichts zu befürchten, denn wer entlässt schon mitten in der Saison eine Mannschaft? Vor 25 Jahren ereignete sich jedoch der Präzedenzfall, der allen potenziellen Revoluzzern in kurzen Hosen als Warnung dienen sollte.

Beim Club streikten die Spieler

Schauplatz Nürnberg: Der ruhmreiche FCN ist mit der bis heute drittschlechtesten Bilanz aus der Bundesliga abgestiegen, hat alle Auswärtsspiele verloren. Doch der Vorstand gibt Trainer Heinz Höher einen neuen Vertrag über zwei Jahre.
In der Zweiten Liga läuft es weiterhin schlecht. Ende Oktober 1984 glaubt niemand mehr an den Aufstieg, und die Spieler verspotten ihren Trainer, der Laufeinheiten auf geteerten Straßen oder Straftraining morgens um sieben ansetzt: "Der Erfolg gibt ihm Recht." Nach einem 1:1 gegen Oberhausen will der Spielerrat dem Präsidenten sein Leid klagen, wird aber abgekanzelt: "Hier wird nicht diskutiert. Ihr geht jetzt alle nach Hause", sagt "Club"-Patron Gerd Schmelzer. Die Spieler gehen lieber ins Cafe "Dolce Vita" und setzen eine Erklärung auf. Der Spielerrat bringt das Papier dann bei den Nürnberger Zeitungen vorbei, und Kapitän Udo Horsmann erklärt: "Die Mannschaft war verzweifelt und das Maß voll." Das muss doch wohl reichen, um den Trainer zu vertreiben.

Entlassungen und Hausverbot für sechs Revoluzzer

Doch auch noch so geschäftstüchtige Fußballspieler können sich zuweilen verrechnen. Zwar verweigern 15 Mann am nächsten Tag das Training und die Bilder, die Höher mit fünf jugendlichen Streikbrechern zeigen, gehen um die halbe Welt. Doch der Vorstand handelt unerwartet. Motto: Wenn der Trainer die Mannschaft nicht mehr erreicht, geben wir ihm eben eine neue. Mit aller Härte schlägt er die Rebellion nieder.
Sechs Rädelsführer werden entlassen, erhalten Hausverbot, es wird mit Haft (!) gedroht. Außerdem beantragt der Vorstand beim DFB eine "Sperre auf Lebenszeit" für die Sechs, zu denen der Ex-Nationaltorwart Rudi Kargus zählt.

Neue, junge Mannschaft schaffte den Aufstieg

Auf Anraten eines Anwalts erscheinen die nicht entlassenen Rebellen zum nächsten Spiel, in dem Jugendliche und Amateure die Lücken schließen; spätere Nationalspieler wie Stefan Reuter, Hans Dorfner und Dieter Eckstein profitieren von der Situation. Das Durchschnittsalter beim 1:2 in Aachen beträgt 20,4 Jahre, die junge Mannschaft erobert die Herzen der Fans.

Den satten Altstars, als die die Rebellen vom Verein hingestellt werden, weint keiner eine Träne nach. Sie trainieren bei einem Amateurklub und studieren das Arbeitsrecht. Wie ist das mit dem Grundrecht auf freie Meinungsäußerung? "Sind Fußballprofis Sklaven ohne Zunge?", fragt Horsmann verzweifelt. Er spielt nie wieder.

Den Fans ist es egal. Denn ein Wunder folgt: Die Neuen schaffen mit Höher noch den Aufstieg. Das Rezept sollten sich Nürnberg patentieren lassen.
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