27.488x gelesen 105x abonniert Ausgabe 28/25 10.07.2025 IdioLoLcrazy Jetzt registrieren

Sherlock- in tiefer Verneigung 6

Aus unterschiedlichen Gründen trafen sich unterschiedliche Blicke in der schottischen Gefängniszelle. Und all das nur aus einem Grund. Sherlock hatte die Frau erwähnt, und obwohl er es nie offen zugegeben hatte, wussten es alle im Raum. Sollten jemals romantische Gefühle in Sherlocks Lebenswelt eine Rolle gespielt haben, so fokussierten sie sich allein auf Irene Adler. Dumm nur, dass die Frau seit zwei Jahren tot war.
„Sherlock!...“, versuchte es John Watson als Erster, wobei er ihm sanft an die Schulter griff. „Irene ist tot.“
„Ihr alle haltet mich für einen Idioten!“, wehrte Sherlock sofort ab.
„Sherlock, du weißt ich bin selten mit Doktor Watson einer Meinung, aber in diesem Fall hat er absolut recht. Akzeptiere das endlich!“, versuchte Mycroft seinen Bruder zu maßregeln. (neudeutsch: maasregeln- aktuell: außenmaasregeln)
„Was seid ihr doch für kleine Geister! Ihre Leiche wurde niemals gefunden.“, erwiderte er voller Hohn.
„Ich mache mir allmählich Sorgen.“, flüsterte Lestrade dem Doktor zu.
„Ich kann Sie übrigens hören, Greg!“, schnauzte Holmes.
Zeit, die Taktik zu ändern, dachte sich der ältere Bruder. „Nun gut, nehmen wir einmal an Irene Adler ist wider besseren Wissens noch am Leben. Wie soll uns das helfen?“
„Sie ist mir noch einen Gefallen schuldig!“, erklärte Sherlock ohne dabei auch nur den Hauch eines Zweifels erkennen zu lassen. Mycroft wandte sich kopfschüttelnd ab. „Es hat keinen Sinn. Wir müssen unseren Fluchtplan ohne meinen Bruder ausarbeiten. Offensichtlich hat er jetzt gänzlich den Verstand verloren!“ Sherlock schwieg zu dem Vorwurf. Stattdessen lehnte er sich an das vergitterte Fenster und starrte in den Himmel. Und während Lestrade und Mycroft bereits eifrig am diskutieren waren, begab sich John Watson in Sherlocks Nähe. „Haben Sie etwas dagegen?“, fragte er vorsichtig. „Sind wir jetzt wieder beim Sie?“, antwortete Sherlock lachend, und wischte schnell eine Träne aus seinem linken Auge. John tat so, als hätte er sie nicht bemerkt und blickte zu Boden. Dann hob er den Kopf und sah Sherlock ernst in die Augen. „Ich war mir bis eben nicht sicher, Sherlock.“
„Du kannst dir bei mir immer sicher sein, John. Irene lebt, und selbst wenn nicht, dann zumindest der Teil von ihr, den sie in mir zurückgelassen hat.“
„Und wie hilft uns das im Augenblick weiter?“ Sherlock warf ihm einen erstaunten Blick zu. „Ich bewundere deinen Pragmatismus, John! …Natürlich! Wir brauchen eine Frau!“ Kaum ausgesprochen, platzte er in die Fluchtdebatte rein.
„Wer ist eigentlich der Chef dieser Polizeistation?“
„Das ist Duncan Mc Loud, ein ausgesprochener Englandhasser, warum willst du das wissen?“, fragte Mycroft irritiert.
„Der heißt wirklich wie der Highlander?“, plapperte Lestrade ungefragt dazwischen.
„Sie haben die Filme auch gesehen?“, mischte sich John Watson begeistert ein.
„Natürlich! Christopher Lambert war legendär in der Rolle!“, schwärmte Lestrade, während die Holmes Brüder bereits mit den Augen rollten. Ein wahrlich seltener Augenblick von Einigkeit.
„Der Mann hieß übrigens Connor. Duncan war nur sein unsäglicher Verwandter in einer durch und durch löchrigen Nachfolgeserie, inklusive eines mehr als dämlichen Kinofilms.“, gab Sherlock den Klugscheißer. Mycroft fasste sich verzweifelt an die Stirn. „Du meine Güte, ich bin in einer Zelle mit Nerds eingesperrt, die kurz vor der Midlife Crises stehen!“
„Halt die Klappe Mycroft!“, sagte Sherlock und holte ein historisch kaum noch bekanntes Relikt der Vergangenheit aus seiner Tasche.
Ein Tastenhandy.
Entsprechend befremdlich wurde es beäugt.
Dann hob es Sherlock theatralisch in die Höhe und verkündete: „Das ist Irenes Telefon, und jetzt ratet mal, wen sie da unter anderem in einer mehr als prekären Situation gefilmt hat?“
„Duncan Mc Loud!“, antwortete Lestrade wie aus der Pistole geschossen. Sherlock warf ihm einen anerkennenden Blick zu. „Wer hätte gedacht, dass aus Ihnen mal ein richtiger Polizist wird.“
„Danke“, erwiderte Lestrade bescheiden, während Mycroft kaum noch in der Lage war seine Wut zu unterdrücken. „Warum kommst du uns erst jetzt damit! Moriarty ist kein Idiot, er wird wissen, dass du Irenes Handy hast.“
Sherlocks Gedanken waren völlig klar als er sagte: „Natürlich Bruder. Genau so wie er weiß, dass wir hier gerade gemeinsam in einer Zelle hocken. Es ist ein Spiel und wir müssen jetzt das nächste Level erreichen, während er nebenbei an einer neuen Weltordnung arbeitet. Wir haben momentan nur seine bedingte Aufmerksamkeit, glaub mir. Und das ist unser Vorteil!“
Dann rief er Duncan Mc Loud an.

Kurze Zeit später.

Duncan Mc Loud erinnerte weder an den Highlander noch an dessen Adaption im Serienformat. Als er die Zelle betrat erinnerte er mehr an einen Mann der gutes Essen und Bier im Haus bevorzugte. Und bis vor wenigen Jahren hatte auch noch eine Frau dieses Leben geteilt. Böse Münder behaupteten, sie wäre aus blankem Frust gestorben. Die wenigen Bekannten erzählten, sie hätte alle Highlander Filme, inklusive der Serie auf DVD gesammelt.
„Was wollen Sie?“ Die Frage des Mannes mit der schwitzenden Glatze und dem fetten Bauch deutete auf Eile hin. Noch war er nicht darauf vorbereitet was die Holmes Brüder innerhalb kürzester Zeit an verbaler Infanterie auf ihn einprasseln lassen würden.
„Mein Name ist Chefinspektor Lestrade von Scotland Yard, und ich verlange von Ihnen, dass Sie uns unverzüglich freilassen!“, lautete der erste Streich, von dem auszugehen war, dass er ins Leere verpuffen würde.
„Sie haben mich vom Handy einer Toten aus angerufen. Allein das ist ein Grund sie für weitere hundert Tage in diese Zelle zu verfrachten! Haben Sie wirklich nicht mehr zu bieten?“, entgegnete der vermeintliche Highlander gelangweilt.
„Diese Tote hat Videos gemacht, Duncan, Videos die Ihnen, aber vor allem Ihrer Karriere schaden könnten. Selbstverständlich sind die Kopien bereits an sicheren Orten geparkt, die nur darauf warten geöffnet zu werden, wenn Sie nicht unseren Anweisungen folgen.“, mischte sich John Watson in die Diskussion ein. Eine flüchtige Pause entstand. Eine Pause in der Duncan Mc Loud den Doktor genauer unter die Lupe nahm. Je intensiver sich ihre Blicke kreuzten desto mehr machte sich Erkennen breit. Es war ein gegenseitiges Erkennen. Ein Erkennen, das dem Doktor sofort klar machte, wie fehl am Platz er hier gerade war.
„Sagt ausgerechnet der Mann, der mindestens zwanzig Operationen in Afghanistan versaute weil er zu sehr unter Drogen stand! …Mein Bruder war EINER von IHNEN!“
Purer Hass stand in den Augen des Mannes, der den Schlüssel der Gefängniszelle in den Händen hielt. Die Situation drohte außer Kontrolle zu geraten. Alle Pläne waren verworfen. Jetzt ging es nur noch darum John Watson aus der Schusslinie zu bringen. „Ehe sich Ihre sicherlich berechtigte Kritik vollends an meinem Freund John entlädt, sollten Sie wissen, dass all seine Argumente der Wahrheit entsprechen. Oder um es kurz zu sagen. Wir haben Sie am Arsch!“, sprang Sherlock sofort ein. Die Aufmerksamkeit des Highlanders schwenkte um. Als er dann noch die kompromittierenden Bilder auf dem Handy von Irene Adler sah knickte er endgültig ein.

Drei Tage später in den schottischen Highlands, bei bestem schottischen Wetter. Leichter Niesel, ein wenig kühl. Seichter Wind. John Watson und Mycroft Holmes waren bereits eingeschlafen. Lediglich Lestrade schaffte es noch mit dem schier nimmermüden Geist von Sherlock mitzuhalten.
„Das war so witzig, wie Sie den Highlander zurechtgewiesen haben!“
„Lestrade, halten Sie die Klappe!“, wies Sherlock ihn zurecht.
„Über Sie sollte unbedingt jemand ein Buch schreiben!“, schwärmte Lestrade weiter.
„Fiktionale Realität gibt es seit Menschen, Menschen sind!“
„Dann sind wir alle also nur Teil einer Geschichte?“
„Was denn sonst?“
„Macht Ihnen das nicht manchmal Angst?“
Sherlock grinste.
„Niemals!“

Ende?

TEIL 1
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Sherlock- in tiefer Verneigung 5

Noch bevor die ersten Überwachungsdrohnen den Tatort Bakerstreet infiltrieren konnten, erreichte John Watson mit Chefinspektor Lestrade das Versteck, in dem Sherlock bereits nervös ihrer Ankunft harrte. Entsprechend ungeduldig empfing er sie auch. „Wurde ja auch Zeit!“ John Watson warf ihm einen finsteren Blick zu, der jedoch sofort an Bedeutung verlor.
„Gott sei Dank, Sie leben!“, überfiel ihn Gregory Lestrade überschwänglich, und schloss Sherlock in seine Arme wie einen überdimensionierten Teddybär. „Ich hatte schon gedacht, diesmal hätte es Sie wirklich erwischt, aber als ich dann John sah…! Ich bin so froh, dass Sie beide noch am Leben sind!“
„Sie können mich jetzt übrigens wieder loslassen, Geor, ...äh, alter Freund!“, entgegnete Sherlock mit sichtlichem Unbehagen.
„Greg!“, souflierte Watson unauffällig.
Zum Glück war Chefinspektor Lestrade ebenso emotional wie auch professionell. „Haben Sie schon eine Idee, wer Ihnen das angetan hat?“
Sherlock jubelte innerlich. Immerhin standen er und John noch nicht auf der offiziellen Fahndungsliste. Vermutlich hatte er das seinem Bruder Mycroft zu verdanken. Jeden Moment rechnete er mit einem Anruf. „Ihr Telefon klingelt.“, sagte er in nüchternen Tonfall zu Lestrade, der zwei Sekunden später registrierte, dass er noch weitere drei Sekunden warten musste, ehe dieses Ereignis auch eintraf.
Es war Mycroft Holmes.
„Geben Sie mir Sherlock!“
Lestrade reichte schweigend das Telefon weiter, und gesellte sich zu John Watson. „Was stimmt mit ihm nicht?“, flüsterte er unauffällig in seine Richtung. John Watson zuckte mit den Schultern. „Sie wissen doch wie er ist. Nimmt sich wichtig, die Welt ist in Gefahr, nur er kann sie retten, …das Übliche eben.“
Lestrade atmete erleichtert auf. „Und ich dachte schon, es hätte was mit der Skripalgeschichte zu tun.“ Am liebsten hätte John sofort geantwortet: Natürlich hat es was mit der Skripalaffaire zu tun! Gleichzeitig registrierte er Sherlocks besorgte Miene während er mit seinem Bruder telefonierte. „Gut möglich, dass er gleich Ihr Handy auf die Straße wirft.“, versuchte John den Inspektor auf ein Ereignis hinzuweisen, welches er schon hinter sich hatte. Noch bevor Lestrade den Satz: „Wie bitte?“ ausgesprochen hatte, landete sein Smartphone auch schon auf dem Asphalt, wo es in tausende Einzelteile zersprang. Wie ein kleiner Junge jammerte Lestrade dem Gerät hinterher. „Warum haben Sie das getan?“
„Weil es nötig war. …TAXI!“
Chefinspektor Lestrade und Dr. John Watson konnten nur noch hinterher sehen, wie der schlaksige Kerl einem Taxi nachjagte, welches kurz darauf anhielt. „Nun machen Sie schon!“, rief er den beiden mit funkelnden Augen zu.
„Wetten, dass er es gleich sagt?“, bemerkte John Watson mit einem spöttischen Grinsen, während er langsam neben Lestrade zum Taxi trabte. Lestrade verzog bereits genervt die Augenbrauen. So sehr er sich auch freute seine besten Freunde am Leben zu wissen. Das Ganze artete allmählich in Stress aus, und er war schließlich nicht mehr der Jüngste. „Kann mir vielleicht mal jemand erklären was hier eigentlich los ist? Ihre Wohnung ist gerade in die Luft gesprengt worden, und dann wirft Sherlock mein Handy weg, nachdem sein Bruder ihm offensichtlich Anweisungen gegeben hat!“ Watson legte ihm beruhigend seinen Arm um die Schulter. „Glauben Sie mir, wenn ich Ihnen sage, ich verstehe es auch nicht. Aber wenn er jetzt diesen Satz sagt, dann besteht Hoffnung.“
„Warum beharren Sie permanent auf diesen Satz? …Und welchen Satz meinen Sie überhaupt?“
John Watson tat geheimnisvoll je näher sie dem Taxi kamen. Zum ersten Mal seit Stunden sah er in Sherlocks Gesicht endlich wieder dieses Jagdfieber. Gleichzeitig wusste er, dass nur ein außergewöhnlicher Gegner dazu in der Lage sein konnte diesen Effekt zu erzeugen. Das machte ihm instinktiv Angst. Moriarty gab es nicht mehr, aber wer konnte noch mächtiger als Moriarty sein? Noch bevor Watson den Gedanken zu Ende denken konnte, befreite ihn Sherlock von der Last des Denkens.
„Das Spiel hat begonnen!“, sagte er mit loderndem Feuer in seinen Augen, wobei er sich genüsslich Zeit dafür nahm die Türen des Taxis zu öffnen.
Ohne Widerstand stiegen der Doktor und der Inspektor in den Wagen.
„Die Reise geht nach Schottland!“ Als Sherlock die entsetzten Blicke der Insassen, inklusive des Fahrers zur Kenntnis nahm fügte er vorsichtshalber hinzu. „Keine Sorge, es gibt da einen kleinen Flughafen im Norden Londons.“

Drei Stunden später…

Eine Hooligankneipe in Glasgow. In Fankreisen bekannt als eine Art heiliger Boden, in der sowohl Celtic, als auch Rangersfans sich trafen. Meist ging es dabei um Drogen. Aber nie wurde geduldet, dass jemand die Hand gegen einen verfeindeten Clan erhob, denn in einem waren sich alle schlicht einig.
„Heiliger Boden, Highlander!“
Hirte dieser Einrichtung war seit über vierzig Jahren ein Mann, der die Kneipe als Fanprojekt, eine Art soziales Experiment, an die Politik verkauft hatte, von der er sich Personal, wie auch Sachmittel finanzieren ließ. Im Gegenzug spendete er einen Teil seiner Überschüsse in soziale Projekte, die er anschließend gewinnbringend für sich arbeiten ließ. Ihn hier allerdings anzutreffen war wie ein Sechser im Lotto.
Mycroft Holmes war dieser Sechser im Lotto. Und er war in Schwierigkeiten.
„Was habe ich mit Ihren Schwierigkeiten zu tun, Mycroft, ich bin Schwede.“
„Sie haben es mit Moriarty zu tun, und das macht die Sache international, Herr Reuters! Sie sind in Schwierigkeiten!“
„Komisch“, entgegnete Charles Augustus Reuters, Verwalter eines weltweiten Meinungsimperiums. „Bei all unseren Gesprächen kamen Sie mir noch nie so, …ja wie soll ich es ausdrücken, …verzweifelt vor. Vielleicht sollte ich lieber mit Moriarty verhandeln, als mit Ihnen.“
„Wenn Sie sich gern unterordnen, nur zu! Aber ich kenne Sie als einen Macher, der sich von niemandem vorschreiben lässt was er zu tun hat.“
„Sie haben meine Aufmerksamkeit.“, entgegnete Reuters kühl.
„Wir brauchen ein öffentliches Meinungsbild, das die Glaubwürdigkeit der Medien stärkt. Sie können das erreichen.“
„Aus Ihrem Mund klingt das wie eine Drohung.“
„Moriarty ist der Enkel der Königin! Reicht Ihnen das als Information?“
Endlich war es raus. Reuters Gesicht zeigte keinerlei Anzeichen von Überraschung. „Sie haben es gewusst… Ich bin ein solcher Idiot!“
In diesem Moment betraten Sherlock, John und Lestrade das Lokal. Am liebsten hätte Mycroft ihnen zugerufen: Bleibt weg!, doch da war es auch schon zu spät.

Zehn Minuten später in einer schottischen Gefängniszelle.
„Was für ein hinterhältig, geniales Spiel! Es ist fast so, als würde Moriarty noch leben!“, rief Sherlock begeistert, während er mit seinen dauernden Spaziergängen durch die Zelle dem Rest der Insassen einfach nur den letzten Nerv raubte. „Könnten Sie mal für einen Moment stillhalten?“, monierte Lestrade als Erster. „Ich bekomme allmählich Kopfschmerzen!“
Sherlock warf ihm einen vernichtenden Blick zu. „Das liegt nur daran, dass Ihr Gehirn nach Arbeit verlangt, den der Rest von Ihnen aus purer Bequemlichkeit verweigert!“
„Das bringt doch alles nichts.“, versuchte John Watson den Gestaltungsrahmen der Diskussion wieder auf ein reales Level zu setzen, während er nebenbei registrierte, wie auffallend ruhig Mycroft seit der Verhaftung geblieben war. Wie auf Zuruf beendete Mycroft Holmes mit nur einer Bemerkung Sherlocks hektische Bewegungen in der Zelle. „Moriarty lebt, und er ist ein Enkel der Königin.“

..
.
„Ich wusste es!“, rief Sherlock begeistert, und blieb in seiner Begeisterung allein.
„Und wir sitzen in einer Zelle!“, bemerkte Lestrade gedemütigt.
„Wir haben noch einen Trumpf im Ärmel!“, behauptete Sherlock felsenfest, woraufhin ungläubige Blicke eine Erklärung für diese kühne These einforderten. Selbst Mycroft hatte keine Ahnung, was sein verrückter Bruder als nächstes sagen würde.
Und doch war es so einfach als er es sagte.

„Die Frau!“
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Sherlock- in tiefer Verneigung 4

Noch immer verharrten Holmes und Watson ergebnislos in der Nähe ihrer ehemaligen Behausung. Wie viele Erinnerungen hatten sich dort angesammelt. Sherlock hatte sie alle im Kopf, während John in eine Art Plapperlaune verfiel und sie eine nach der anderen aufzählte, wobei er unentwegt kicherte.
„Wissen Sie noch? Die Frau? Hihihihii…“ Sherlock stöhnte. „Wann halten Sie endlich die Klappe!“ John verschränkte sofort beleidigt die Arme und zog eine Schippe. „Sie haben mir doch den Joint gegeben!“
„Meine Güte, haben Sie in diesem Zustand wirklich Menschen operiert?“ John Watson wurde plötzlich ernst. „Was stimmt mit Ihnen nicht, Sherlock? Abgesehen davon, dass Sie sind wie Sie sind! Legen Sie es wirklich drauf an, es sich mit jedem Menschen den Sie treffen zu verscherzen? Weil, wenn das so ist, werden Sie mich auch los! Verstehen Sie das?“
„Der Ameisenjäger ist da.“, erwiderte Sherlock unbeeindruckt. „Der A…? Sherlock, hören Sie auf damit, ich will eine A…! …Welcher Ameisenjäger?“
Sherlock zeigte auf einen Mann der aufgeregt zwischen Löschfahrzeugen und Polizeiwagen hin und her rannte. „Das ist Greg!“, sagte John sofort. „Wer zum Teufel ist Greg?“ John warf ihm einen vernichtenden Blick zu. „Genau diese Art von Bemerkungen machen Sie zu einem solchen Kotzbrocken! Das ist Lestrade! Und wenn Sie nicht so eitel wären, und endlich mal Ihre Brille aufsetzen würden, dann bestünde die Wahrscheinlichkeit, dass selbst Sie ihn erkennen!“ Manchmal gab es Momente, in denen der Doktor Sherlock an den Hulk erinnerte.
„Regen Sie sich ab, John, ich setze jetzt meine Brille auf. …Du meine Güte, das ist ja Lestrade! Sein hektisches Getue hätte mir eigentlich gleich auffallen müssen.“ Ein kaum wahrnehmbares Grinsen verließ seine Gesichtszüge.
„Verarschen kann ich mich selber! …Ich schicke ihm übers Smartphone eine Nachricht…“ Plötzlich griff Sherlock nach dem Smartphone, und warf es auf die andere Straßenseite, wo es sofort zerschellte.
John bemühte sich um Fassung. Dann um Worte. Die Worte kämpften gegen die Fassung. Fäuste schrieen nach Vergeltung. Das Hirn war auf Alarmstufe Rot.
Dann geschah etwas womit selbst er nicht rechnete. Sherlock nahm sein geliebtes Smartphone, und warf es ebenfalls gegen den Asphalt, wo es das Schicksal seines Vorgängers teilte.
Plötzlich herrschte Frieden.
Wieder fehlten die Worte. Aber diesmal fehlten sie nicht weil man darum rang, sondern sie fehlten, weil sie einfach nicht nötig waren. Stattdessen bahnte sich das zunehmende Gefühl des Lachens den Weg in die Köpfe der Streithähne. Lediglich die Vorsicht verhinderte, dass es passierte. Außerdem war die Frage nach der Kontaktaufnahme ein wenig erschwert.
„Wir sollten nie wieder einen Joint rauchen, wenn wir uns auf so etwas einlassen. Aber wie ich Sie kenne, haben Sie bestimmt eine Idee.“, sagte John gutgelaunt.
Sie sollten keinen Joint mehr rauchen, und natürlich habe ich eine Idee. Sie gehen hin und holen ihn.“, antwortete Sherlock mindestens ebenso gut gelaunt, und bereitete damit dem ersten Samen des Zweifels seinen Weg. „Ich will unsere gerade entstandene Harmonie zwar nicht abwerten. Aber bist du dir sicher, dass das funktioniert?“
Sherlock warf ihm einen erstaunten Blick zu. „Dann sind wir also beim Du? Find ich gut John, und jetzt hol den guten alten George her. Wir benötigen ein wenig Insiderwissen aus den Kreisen der Polizei.“
„Er heißt Greg, und wir bleiben beim Du! Das macht es mir leichter dir eine aufs Maul zu hauen, wenn du dich mal wieder wie ein Arschloch aufführst!“, entgegnete Watson wütend und stapfte in Richtung Lestrade. Sherlock sah besorgt zum Himmel. Es würde nicht mehr lange dauern bis die ersten Aufklärungsdrohnen auftauchten. Hoffentlich war John schnell genug.

Verhörzimmer 213

Professor Moriarty hielt wie vereinbart sein Schlussplädoyer in der Sache: Brauchen wir den Mycroft noch?, welches er Dank seiner Oma, keiner geringeren als Queen Mum die Zweite, einberufen hatte.
„Mycroft Holmes! Ich stelle Ihnen jetzt eine Frage, die Ihr künftiges Sein bestimmt. Wem dienen Sie?“
„Ich diene der Krone!“, antwortete Mycroft wie aus der Pistole geschossen. Moriarty lächelte eisig. “Wer hätte jemals gedacht, dass wir beide mal auf einer Seite stehen.“ Mycroft verkniff sich einen Kommentar. Aber was noch viel schlimmer war. Er hatte auch keinen auf Lager. Er befand sich in der Hand des mächtigsten Verbrechers der Welt, der sogar einen Anspruch auf den Thron hatte, den er aber niemals einfordern würde. So war Moriarty einfach nicht. Er leitete seine Geschicke wie eine Spinne lieber jenseits der Öffentlichkeit. Den austauschbaren Trotteln die zeitweise verliehene Krone, den Drahtziehern die Anonymität und Macht.
Dann dachte er an John Wayne und Donald „Trumpi“ Duck. Die Welt war wirklich verrückt geworden. Vernunft und Pragmatismus vermischten sich im Fahrwasser der Beliebigkeit mit Massenstumpfsinn und Belehrbarkeitswahn. Wie sollte man da noch dem Gemeinwohl dienen, wenn dieses in seinen Grundfesten so zerstritten war?
Jemandem wie Mycroft Holmes wären solche Gedanken freilich nie freiwillig durch den Äther seiner Gedanken gerollt. Aber hier galt es einen gefährlichen Irren mit schier unüberwindlichen Machtbefugnissen aufzuhalten, was einfacher gesagt als getan war. Moriarty war kein Idiot. Und dann war er auch noch der Enkel der Königin. Es war zum Verrücktwerden! Immerhin hatte ihm Moriarty zumindest eine Art Ausweg geboten, wenn auch davon auszugehen war, dass dieser nicht auf Vertrauen basierte. Allein seine selbstgefällige Fratze, die das Gefühl von geistiger Überlegenheit suggerierte. Hier standen sich zwei alte Feinde gegenüber, die über das Stadium sich gegenseitig etwas vorzumachen, lange hinaus waren. Und obwohl sie sich intellektuell, wie auch in ihrem Zynismus absolut gleich waren, hatte zumindest einer von ihnen den Vorteil, eine Oma zu haben die nebenbei auch noch Königin war, während der andere nur einen Bruder vorweisen konnte, der…
Nun ja.
Die Vorzeichen für diplomatische Beziehungen standen alles andere als gut, aber sie waren immer noch besser als die Option sich für die nächsten zehn Jahre einfrieren zu lassen.
„Was ist mit meinem Bruder?“, wagte Mycroft vorsichtig zu fragen. Moriartys Gesicht versteinerte sich zu einer erhabenen Grimasse. „Lösen Sie das Problem, Mycroft. Das ist jetzt Ihr neuer Job. Ihre neue Chipkarte liegt an der Rezeption. Sie behalten unbeschränkten Zugang. Ach ja, und noch was. Dem Empire ist es wichtig, dass wir die Kontrolle in der Ukraine behalten. …Dieser Auftrag könnte John Watson vielleicht das Leben retten.“
Mycroft behielt seine Gedanken für sich. Was ihm hier als Lebensrettungsprogramm verkauft werden sollte, war nicht weniger als eine Kamikazeaktion. Hoffentlich hatte wenigstens Chefinspektor Lestrade sein Smartphone noch nicht weggeschmissen.

ff
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Sherlock- in tiefer Verneigung 3

Eine ohrenbetäubende Explosion erschütterte die Bakerstreet. Sherlock bemerkte Johns entsetzten Gesichtsausdruck. „Keine Sorge, John, ich habe Mrs. Hudson heute freigegeben.“
„Was passiert hier gerade, Sherlock?“ Holmes zuckte mit den Schultern. Erste Sirenen näherten sich dem Tatort. Wie durch ein Wunder war niemand ums Leben gekommen. „Wollen Sie die lange, oder die kurze Version?“ Watson schüttelte verzweifelt den Kopf. „Nei-hen Sherlock, ich will, dass Sie es mir als Freund erklären!“
Sherlock hob seine linke Augebraue. „Wir beide sind ab jetzt auf der Flucht, und ich fürchte, dass auch mein Bruder in Schwierigkeiten steckt.“
„Um Mycroft würde ich mir keine Sorgen machen. Er hat uns doch erst in diese Lage gebracht.“
„Sie unterschätzen einen entscheidenden Punkt, John. Mycroft war da um mich zu warnen. Allein die statistische Wahrscheinlichkeit, dass Sie wirklich hinter dem Vorhang stehen könnten hielt ihn davon ab nachzusehen, und natürlich seine Eitelkeit. Die Explosion beweist die Nachhaltigkeit einer Kausalkette, in deren Fokus wir geraten sind. Wir sind jetzt offizielle Feinde des sozialen Friedens. Vermutlich werden wir in der Presse demnächst zu Terroristen erklärt.“
„Sie sagen das, als ob Sie sich darüber freuen würden.“, entgegnete Watson befremdlich. „Glauben Sie mir John, niemand ist im Augenblick wütender darüber als ich. Immerhin bin ich gerade obdachlos geworden, was in gewisser Weise auch auf Sie zutrifft, alter Freund.“
Ein schrecklicher Gedanke ging Watson durch den Kopf. „Wir müssen sofort zu Mary!“ Sherlock hielt ihn zurück. „Mary ist clever genug um sich selbst zu retten, John, und vermutlich macht sie sich im Augenblick mehr Sorgen darüber, dass Sie sich zu genau dieser Dummheit hinreißen lassen sie retten zu wollen...“
„Noch ein Wort, Sherlock, und ich schwöre, ich poliere Ihnen die Fresse!“
Kommunikationstechnik vibrierte in Johns Hosentasche. Hastig griff er nach seinem Smartphone und las die Nachricht. Nicht nach Hause kommen! Ich liebe dich!
„Ich nehme an das war Mary.“, kommentierte Sherlock selbstgefällig seine Beobachtung. John Watson schwieg. Um sie herum ertönten immer lauter werdend die Sirenen. „Ich wollte mal ein normales Leben.“, sagte er schließlich mit leiser Stimme. „Nein, wollten Sie nicht!“, widersprach Sherlock sofort.
„Ist das etwa ein Joint, den Sie da rauchen?“
„Hilft mir beim Nachdenken. Wollen Sie auch?“
„Bleiben Sie mir bloß vom Leib mit dem Zeug!“
„Ich wusste gar nicht, dass Sie so ein Ignorant sind.“
„Verschonen Sie mich mit Ihren Vorträgen! In Afganistan war ich praktisch dauerbreit.“ Sherlock war ehrlich überrascht. „Sie waren Arzt und haben wichtige Operationen vorgenommen.“ John lächelte bitter. „Ganz genau.“
„Ich bewundere Ihre Selbstdisziplin.“
„Davon könnten Sie sich gelegentlich eine Scheibe abschneiden, was mich zu der Frage führt: Worauf warten wir hier eigentlich, wenn wir doch angeblich demnächst für vogelfrei erklärt werden?“ Sherlock warf ihm einen belehrenden Blick zu. „Wir sollten hier und heute durch einen sehr aufwendigen Bombenanschlag ums Leben kommen, aber irgendetwas daran stimmt nicht, da man uns mehr als offensichtlich gewarnt hat. Sehen Sie die ganze Szenerie wie einen Ameisenhaufen. Jede von ihnen hat ihre Aufgabe. Ich aber warte auf den Ameisenjäger, eine Spinnenart, die Ameisen perfekt imitiert, um sie als Nahrungsquelle zu nutzen.“
„Geben Sie mir den verdammten Joint!“

Verhörzimmer 213

Mycroft Holmes blickte wie erstarrt in ein Gesicht, dass er seit Jahren für tot hielt. Bis vor noch wenigen Minuten hatte er das den Drogen zugeordnet, die man ihm verabreicht hatte. Doch jetzt war er stocknüchtern, und es war immer noch Moriarty der ihm grinsend gegenüber saß. „Das ist vollkommen unmöglich!“ Fast klang diese Bemerkung wie das Staunen eines kleinen Jungen. „Sie haben diesen Satz jetzt bereits zum siebenundvierzigsten Mal gesagt. Ich bin ja so gespannt ob wir heute noch die hundert erreichen.“
„Aber wie?...“
„Diese Frage stellen Sie mittlerweile auch schon zum zwölften Mal. Ich bin gespannt wie lange Ihr Geist braucht um die richtigen Fragen zu stellen. Nebenbei bemerkt: Sie als Testobjekt unserer neuesten Versuchsreihe interaktiver Drogen zu haben ist mehr als nur eine Ehre! Dank Ihrer Mithilfe an diesem Experiment haben unsere Ärzte revolutionäre Entdeckungen gemacht.“
„Ich kann und will nicht glauben, dass das Empire den größten Verbrecher aller Zeiten in seine Dienste stellt!“
„Oh, Sie werden wütend. Das kann ich Ihnen nicht verdenken, immerhin waren Sie es, der mir seinen lästigen Kampfhund auf den Hals gehetzt hat, aber ich verzeihe Ihnen. Mit Sherlock zu spielen hatte etwas erheiterndes, ja, ich möchte fast sagen, er hat mich bereichert. Da nimmt man auch gern mal den eigenen Tod in Kauf, wenn es sich als nachhaltig sinnvoll erweist.“
„Was wollen Sie?“, gab Mycroft sich erschöpft geschlagen. Moriarty lächelte. „Eigentlich haben Sie Ihren Zweck fürs erste erfüllt, Mycroft. …Nun ja, Queen Mum hält große Stücke auf Sie, aber angesichts neuer geostrategischer Überlegungen, muss auch sie sich eines Tages ihrer Sterblichkeit stellen.“
„Warum reden wir dann noch?“
„Weil Sie unterhaltsam sind, Mycroft! Ich liebe Dramen, und Sie sind ein Teil davon. Momentan sind Sie zwar relativ nutzlos, was mich zu der Überlegung bringt Sie für zehn Jahre einzufrieren, aber man kann ja nie wissen.“
„Sie sind ja wahnsinnig.“
„Das ist übrigens der Satz, den Sie mir heute am häufigsten um die Ohren gehauen haben. Ich schätze zwar Beharrlichkeit, aber sie sollte sich auch stets an ihren Ansprüchen messen.“
„Als Agent der Königin stehe ich nur der Königin zur Verfügung.“ Moriarty klatschte Beifall. Dann öffnete er die Tür. Mycrofts Mundwinkel verharrten in südlicher Richtung. Königin Elisabeth die Zweite betrat das Verhörzimmer. Sie bedachte Mycroft mit einem strengen Blick. „Wenn der Professor nicht gewesen wäre, hätten die Ausmaße Ihrer Dummheit mittlerweile internationalen Stellenwert. Bekommen Sie Ihren Bruder in den Griff!“
„Gott schütze die Königin!“
„Halten Sie die Klappe M. . Sehen Sie lieber zu, dass 007 in der Ukraine keine Scheiße baut. …Wars das jetzt? Ich will Baywatch sehen, mit diesem Ex Catcher. Nein, nicht die Serie, Hasselhoff ist ein Arsch, die mit dem Durchtrainierten, wie heißt der gleich noch? Nein, nicht Patrick Swayze, dass war doch der aus Dirty Harry, da war glaub ich noch die Thatcher an der Macht. Die hat allen Ernstes geglaubt, die könnte mich überleben, hahaa…“
„Majestät, es wäre vielleicht klüger jetzt den Raum zu verlassen.“, riet Moriarty vorsichtig. „Jetzt will mir mein eigener Enkelsohn auch noch den Mund verbieten?“
Mycroft stand vor Entsetzen der Mund offen.
Den Anderen auch.
Selbst Moriarty.
Später sollte ein Bild über dieses Ereignis im Internet kursieren, welches man allerdings staatstragend als Fake News diffamierte.

Ff

Demnächst: Ein alter Freund taucht auf. Chefinspektor Lestrade.
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Sherlock- in tiefer Verneigung 2

Mycroft saß in seiner Limousine und starrte nachdenklich aus dem Fenster. Er hatte nicht gelogen, als er seinen Bruder gewarnt hatte, dass die Anwesenheit von Doktor Watson seine kühnsten Phantasien übersteigen würde. Bei aller Loyalität. Watson war ein Risikofaktor geworden, und nicht mal Mycroft war optimistisch genug anzunehmen, dass seine Vorgesetzten den guten Doktor aus reiner Menschlichkeit verschonen würden. Was er allerdings nicht bemerkt hatte war, dass ausgerechnet sein Bruder Sherlock die Wanze an seinem Jackett mit einem gezielten Mikrowellenangriff so beschädigt hatte, dass sie praktisch keinerlei Signale mehr senden konnte. Niemand misstraut einer Violine. Eine Erfahrung die ihm erst noch bevorstand, denn noch war er der festen Überzeugung, dass seine Vorgesetzten jedes Wort der Unterhaltung mitgehört hatten.
Entsprechend eisig wurde er im Buckingham Palast empfangen, ohne zu wissen warum. Den Blicken nach zu urteilen die man ihm zuwarf, wurde er geradewegs auf ein Schafott geführt. Aber warum? Er hatte nichts falsch gemacht, es sei denn… Natürlich. Sherlock hatte irgendwie seine Wanze deaktiviert. Unwillkürlich fiel ihm die Violine ein. Und so wie er seine Vorgesetzten kannte, würden sie ihm aus rein anerzogenem Misstrauen sofort eine Mittäterschaft unterstellen, und in ein unterirdisches Verhörzimmer führen. Wie er es manchmal hasste recht zu haben.

Wenige Minuten später im Verhörzimmer.
Es war entwürdigend. Einfach nur entwürdigend. Nicht, dass Mycroft Verhörzellen fremd waren, aber wenn er je auf der anderen Seite des Tisches saß, dann ausschließlich im Ausland, als er noch Agent war. Von seinen eigenen Leuten verhört zu werden war aber einfach nur entwürdigend, auch wenn ihm die Gründe des Empires natürlich völlig klar waren. Umso mehr ärgerte er sich über seine eigene Dämlichkeit. Er hatte nicht nur den Doktor, sondern darüber hinaus auch seinen Bruder, und nicht zuletzt sich selbst in eine mehr als unangenehme Lage gebracht. Und dann noch dieses Warten.
Immerhin hatte er währenddessen Zeit sich geistig mit seinen künftigen Verhörern zu beschäftigen, die allerdings nicht lange andauerte. Das waren zwar alles kluge und clevere Leute, aber sie hatten ihre Ausbildung vor allem ihm zu verdanken, und natürlich kannte er sie auch persönlich. Goldfische eben. Wen also würde man schicken?
Die Antwort darauf sollte auf sich warten lassen.

Bakerstreet 221 b

John Watson wurde allmählich unruhig. Sherlock kaute bereits seit einer halben Stunde auf einem Bleistift herum, und kontrollierte alle zehn Sekunden seine Fortschritte. „Für so etwas gibt es Bleianspitzer!“, verschaffte John seinem Ärger schließlich lauthals Luft. Holmes hielt inne und warf dem Doktor einen erstaunten, und zugleich sehr verwirrten Blick zu. „John, Sie sind ein Genie!“ Kaum ausgesprochen sprang er auf, stürzte sich in seinen Mantel und eilte zur Tür. Dann warf er Watson diesen typischen Blick zu. Muss ich erst bitten, oder wollen wir tanzen? Watson spielte die Primadonna. „Ich komme nicht mit!“
„Wie bitte?“
„Ja nun tun Sie nicht so überrascht, ich komme nicht mit!“, erwiderte John Watson entschlossen.
„Was soll das denn jetzt? Da draußen wartet der größte Fall aller Zeiten auf uns, und Sie wollen lieber hier bleiben?“
„Ganz genau!“
„Gibt es auch einen Grund für Ihre kindhafte Sturheit?“
„Wie wäre es, wenn Sie mal in den Spiegel schauen.“, antwortete John schnippisch. Sherlock verdrehte die Augen. „Ich wüsste zwar nicht wie uns das voranbringen sollte, aber gut.“ Sherlock schaute in den Spiegel neben der Garderobe ohne etwas anderes als sich selbst dabei zu entdecken.
„So habe ich das nicht gemeint, und das wissen Sie genau!“, maulte John.
„Wie haben Sie es dann gemeint?“, spielte Sherlock den Unwissenden. John stöhnte. „Jedes Mal wenn ein großer Fall ansteht speisen Sie mich wie einen kleinen Jungen mit Brotkrumen ab, und ehe ich mich versehe stecken Sie in Schwierigkeiten und ich muss Ihnen den Arsch retten!“
„Guter Hinweis, Watson. Nehmen Sie den Revolver mit!“, antwortete Sherlock und wandte sich erneut der Tür zu.
„Haben Sie mir überhaupt zugehört?“, entfuhr es dem Doktor empört.
„Ich höre Ihnen immer zu, John, auch wenn es mir manchmal Schmerzen bereitet. Außerdem haben Sie doch Mycroft gehört. Sie einzuweihen hat ernsthafte Konsequenzen, und so wie ich das sehe sind Sie eingeweiht. Also hören Sie auf zu nörgeln und vertrauen Sie mir.“
Langsam erhob sich John aus seinem Sessel, ging in die Küche, öffnete eine Schublade und nahm den Revolver an sich. Dann begab er sich gemächlich zur Tür und sah seinen Chef mit großen Augen an. „Jetzt zufrieden?“


Verhörzimmer 213 im Keller des Buckingham Palastes.

Wie lange sein Kopf auf dem unbequemen Tisch des Verhörzimmers gelegen hatte, wusste Mycroft nicht. Er hatte jedes Gefühl für Zeit verloren, was daran lag, dass man ihn während seiner Schlafphase eine sehr interaktive Droge eingeflösst hatte. Das gehörte praktisch zur Standardvorgehensweise, wenn es um schwierige Gefangene ging. Außerdem war er nicht mehr allein im Zimmer.
„Wie lange habe ich geschlafen?“ Während er so tat, als würde er sich noch vollkommen im geistig komatösen Aufwachzyklus befinden, waren seine Sinne bereits hellwach. Die Antwort blieb aus. Mycrofts Augen blieben an einer Gestalt haften, die ihn an seine bösesten Kindheitsphantasien erinnerten. Eine Gestalt in einem schwarzen Umhang mit verborgenem Gesicht, welche schwarzen Atem spie. Zweifellos eine Suggestion durch die Droge. Mycroft versuchte angestrengt seinen Realitätssinn zu wahren. Er dachte an den Film: „Männer die auf Ziegen starren“. Ein probates Mittel um mit der Realität in Kontakt zu bleiben. Gleichzeitig meldete sich sein Gewissen, das ihn für die Mittäterschaft an den Leiden seines Geistes zur Verantwortung zog. Das Ganze verzog sich zu einer Dauerschleife, der Mycroft immer mehr zu folgen begann. „Haben Sie gewusst, dass Ihr Bruder ein Gerät in seinem Besitz hat, das es ihm ermöglicht ihre Wanze außer Gefecht zu setzen?“
Die Dauerschleife begann sich zu lösen. Sein wie auch immer gearteter Verhörmanager hatte einen entscheidenden Fehler begangen.
„Kann ich diese Frage so lange als irrelevant in den Kontext unserer Unterhaltung stellen, bis Sie diese bescheuerte Maske ablegen?“
Die Maske überlegte kurz.
„Das könnte schwierig werden.“
„Und warum?“
„Sie stehen unter Drogen, Sie könnten sonst wen erkennen.“
Mycroft hielt einen Augenblick inne. Die Verhörtechnik war ihm zwar nicht unvertraut, aber es gab nur wenige Schüler, die sie noch verwenden konnten, da die meisten von ihnen durch mysteriöse Unfälle ums Leben kamen.
„Versuchen Sie es einfach!“, munterte Mycroft ihn auf, um es im selben Augenblick zu bereuen. Die Maske lichtete sich und es kam etwas zum Vorschein, von dem selbst Mycroft Holmes geglaubt hätte, es würde ihm nie wieder begegnen.
„Moriarty…“
„Vertrauen Sie immer noch Ihren Drogen?“
„Sie sind tot!“
„Und Sie sind auf Droge! Ist das nicht herrlich?“

ff
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Sherlock- in tiefer Verneigung

Der Garten Erde 1


14.04.2018

In tiefer Verneigung vor einem der seit meiner Kindheit mein Leben prägt, wage ich mich in der Gewissheit glorreichen Scheiterns an meinen persönlichen Lieblingshelden. Sir Arthur Conan Doyle möge mir verzeihen…


Sherlock Holmes
Im Bann der Zeit


April 2018

Vorwort.

Im April 2018 erschien eine Affäre auf der Bildfläche der Weltöffentlichkeit, die derart penetrant verbreitet wurde, dass sich einem der Verdacht einer sorgfältig geplanten Inszenierung aufdrängte. Und das ausgerechnet in England!
Der Geburtstätte des wohl größten Detektivs aller Zeiten, der nie gelebt hatte.

Sherlock Holmes


Also warum den selbst in Hollywood wieder auferstandenen Jesus der Kriminalistik nicht auch auf folgende Rechnung aufmerksam machen?

Ist ja schließlich nur eine Geschichte…


Skripalaffaire- mutmaßlich
+
Chemiewaffeneinsatz- mutmaßlich
=
Bombenangriff in Syrien



Bakerstreet 221b- Vormittag, etwa 10 Uhr

Bakerstreet 221b- Vormittag, etwa 10 Uhr

Sherlock raste durch sein Zimmer, als wäre eine Horde stechwütiger Wespen hinter ihm her. Für ein ungeübtes Auge hätten seine Bewegungsabläufe darauf schließen lassen können, dass er sich in einem Zustand heller Aufregung befand. Weit gefehlt! Sherlock war langweilig. Und diese Langeweile artete gewöhnlich in Hektik aus. Er wartete auf etwas, das seinen rebellischen Geist beruhigte. Die Nachrichten waren schließlich voll davon, und es war nur eine Frage der Zeit, wann jemand an seine Tür klopfen würde.
Sein Zimmer war eine Mischung aus Büro, Wohn-, und häufig auch Schlafzimmer. Und obwohl das offensichtliche Durcheinander auf den ersten Blick an einen gelinde gesagt, sehr unordentlichen Menschen erinnerte, erfüllte selbst der sich teilweise Zentimeter dick auftürmende Staub –zumindest in Sherlocks Augen- einen wichtigen Zweck. Staub war für ihn Zeit in messbaren Dimensionen.
Auf dem Boden lagen überall Zeitungen verteilt, weitere elementare Faktoren seiner Definition was den Begriff Zeit betraf.
Auf seinem Schreibtisch drängten sich um die zwanzig Aschenbecher, gefüllt mit Zigarettenasche. Nur ein geübtes Auge war allerdings in der Lage die Unterschiede zwischen den Aschesorten zu erkennen. Mittendrin standen drei Laptops, zu denen sich Sherlock bei der Unterbrechung seiner Laufwege, immer wieder hingezogen fühlte. Seine Reaktion blieb dabei immer die gleiche. Er schlug mit der flachen Hand auf den Tisch, fluchte laut, und weckte damit seinen alten Freund John Watson, der völlig übermüdet in seinem Sessel saß, und längst den Ehrgeiz verloren hatte seinem alten Freund zu folgen.
Mühselig las er ihm die neueste Fallanfrage vor.
„Da hätten wir das weltweite Bienensterb… chrchrchr“


Fünf Minuten später

Erneut klatschte Sherlocks Hand auf den Schreibtisch.
„Langweilig! Dafür sind die Pharmakonzerne und andere Idioten verantwortlich“, krähte der schlaksige Kerl scheinbar sofort dazwischen, noch bevor Watson ausreden konnte. „Sie haben mich ja nicht mal zu Ende lesen lassen!“
Ein mitleidiger Blick traf den Doktor. „Sie waren da in einer Art Fünf- Minuten Schlaf.“
„Unmöglich!“, protestierte Watson sofort.
„Sie haben geschna-archt.“, erwiderte Sherlock mit einem süffisanten Grinsen.
„Ich schnarche nie, und vor allem habe ich nicht geschlafen!“
„Ich habe es mit meinem Smartphone aufgezeichnet, wollen Sie es sehen?“
„Nein, äh ja!“

„chrchrchr…“

„Sehen Sie wie Ihre Nasenflügel beben? Und dann noch dieses Geräusch. Mary bat mich…“
„Hören Sie endlich auf damit, und lassen Sie Mary aus dem Spiel!“, erwiderte Watson verärgert. Manchmal hatte er den Eindruck, dass seine Frau sich besser mit seinem mit seinem besten Freund verstand, als mit ihm.
Holmes wandte sich dem Fenster zu, während Watson das Video zu Ende ansah.
„Ich wusste gar nicht, dass ich so laut schnarche!“, staunte er.
„Sie wissen so einiges nicht, aber manchmal ist Unwissenheit auch ein Segen.“, entgegnete Sherlock kühl, während er angespannt das Treiben auf der Straße beobachtete. „Das haben Sie aus einem Film!“, behauptete John schroff, ohne sich allerdings daran zu erinnern woher er selbst den Satz kannte.
„Matrix“, antwortete Sherlock ohne sich umzudrehen.
„Sie speisen mich mit einem Filmzitat ab?“
„Der Film war doch gut.“
John schüttelte verzweifelt den Kopf. „Ja natürlich war der Film gut, …worauf wollte ich noch mal hinaus?“ Seit früh um fünf war er hier und wartete darauf das etwas passierte. Davor hatte er sich den Rest der Nacht mit einer Entbindung herumschlagen müssen die alles andere als einfach war, nur weil Sherlock... Ah ja, da war es wieder. Ein großer Fall. Vermutlich der Größte aller Zeiten.
„Ich brauche Sie, John.“, sagte Sherlock plötzlich aus heiterem Himmel. Nichts in seinem Gesicht, das sich endlich mal nicht dem Fenster zuwandte, hinterließ einen Zweifel an der Ernsthaftigkeit des Gesagten.
„Aber warum tun Sie dann das Bienensterben so ab? Wäre es nicht wichtig gerade jetzt den Pharmakonzernen, und den anderen Idioten auf den Leim zu rücken?“
„Alles kleine Fische!“, winkte Sherlock ab und sah wieder aus dem Fenster. Alles kleine Fische, wiederholte John den Satz vor seinem geistigen Auge. Allmählich machte er sich Sorgen. Moriarty hatte eine Lücke in seinem Leben geöffnet die nicht mal die kleinen Fische von der Pharmaindustrie und andere Idioten in der Lage waren zu schließen.
„Seit Moriarty tot ist, gibt es nichts mehr, dass Sie interessiert. Es scheint vielmehr, dass Sie nur darauf warten, dass ein noch größerer Gegner auftaucht, der Sie dann womöglich an Ihre Grenzen bringt. Ich mache mir Sorgen, Sherlock.“
„Na endlich!“
„Wie bitte?“
„Verstecken Sie sich hinter dem Vorhang, John!“
„Warum sollte ich mich hinter dem Vorhang verstecken?“
„Tun Sie was ich sage, John, und zwar schnell!“
„Wehe es ist nicht wichtig!“, erwiderte Watson und verzog sich hinter den Vorhang. Währenddessen griff Sherlock nach seiner Violine und wartete auf das Klopfen an der Tür.
Knock knock
„Komm rein, Mycroft.“
Die Tür öffnete sich und Mycroft Holmes, Sonderbeauftragter des Geheimdienstes im Dienste der Königin betrat den Raum. „Dein Spiel ist einfach grauenhaft, Sherlock.“, sagte er, und setzte sich in den Sessel, auf dem bis eben noch der Doktor gesessen hatte. „Du bist nicht allein?“, stellte er mit einem Blick fest der am Vorhang haften bleibt.
„Natürlich bin ich allein. Was willst du?“
Mycroft tastete mit seinen Händen die Oberfläche des Sessels ab, während er weiterhin den verräterischen Vorhang betrachtete. „Ich könnte schwören, dass noch vor wenigen Augenblicken Doktor Watson auf diesem Sessel gesessen hat.“
„Wie kommst du denn auf diesen Blödsinn! John ist verheiratet, ich sehe ihn höchstens drei Mal im Jahr. Und wenn es dich beruhigt, Bruderherz. Ich habe bis vor wenigen Minuten auf dem Sessel gesessen.“
„Dann hast du mich also erwartet?“
„Natürlich habe ich das! Allerdings hätte ich nicht gedacht, dass du so lange brauchst.“ Mycroft reagierte mit einem spöttischen Lächeln. „Ich gebe zu es sind gewisse Dinge in den Focus gerückt, die mich dazu nötigten dich einzuweihen. Aber solltest du mich hinsichtlich der Anwesenheit John Watsons belogen haben, schwöre ich dir, wird das Konsequenzen haben, die deine kühnsten Phantasien übersteigen.“
„Wenn du mir nicht glaubst, sieh doch einfach hinter den Vorhang.“
Eine Art Psychoduell, ausgetragen mit Blicken lag minutenlang in der Luft, während John Watson hinter dem Vorhang Todesängste ausstand. Am liebsten wäre er sofort hervorgeprescht um dem Spuk ein Ende zu bereiten, doch etwas in ihm mahnt zur Ruhe.
„Nein“, antwortete Mycroft schließlich.
„Es geht also um die Skripalaffäre und den mutmaßlichen syrischen Bombenangriff auf die eigene Bevölkerung. Welche Rolle soll ich dabei spielen?“
Ein leichtes Stöhnen entwich dem korpulenten Mycroft. „Wir stecken in Schwierigkeiten, Sherlock. Wir haben uns mit Skripal international verzockt, und beim Draufsetzen mit Syrien, schlägt uns aus der Bevölkerung ein eisiger Wind entgegen. Niemand will uns mehr glauben, dass die Russen schuld sind, aber um zu beweisen, dass sie schuld sind müssten wir Dinge veröffentlichen, die wiederum beweisen, dass wir mit dem Schlammassel angefangen haben.“
„Ich wusste gar nicht, dass ihr so unter Druck steht.“
„Deinen Sarkasmus kannst du dir sparen, Sherlock, hier stehen all unsere Werte auf dem Spiel!“
„Werte? Was denn für Werte? Etwa die, dass ich mir übers Internet lieber einen runterhole als mit einer Frau zusammen zu sein, weil dieses System mich zu einer Hure gemacht hat, der ich nur Dank meiner Intelligenz entfliehen kann? Du hast doch selbst gesagt, du fühlst dich wie von Goldfischen umgeben. Wie kann man mit derartiger Intelligenz ausgestattet einem System folgen, dass man selbst zutiefst verachtet?“
„Bequemlichkeit.“
„Wir beide sind so grundverschieden! Und jetzt verlangst du aus Bequemlichkeit von mir, Beweise gegen Russland zu finden um das internationale Ansehen des Empires in der Weltöffentlichkeit zu stärken?“ Mycroft musterte seinen Bruder einen kurzen Augenblick.
„Ich glaube es wird Zeit, dass ich den Platz räume, damit der gute John sich endlich wieder auf seinem Sessel niederlassen kann.“
„Du hast es gewusst?“
„Ich habe es in dem Augenblick gewusst, als du mich aufgefordert hast den Vorhang zu untersuchen. Bin schon gespannt darauf, was der gute alte Doktor von all dem hält.“
Hinter dem Vorhang kam ein wütendes Gesicht zum Vorschein, das zu allem Überfluss sofort zu reden begann. „Was ich davon halte?“, wiederholte er zornig, um gleich darauf zum nächsten Schlag auszuholen. Ein nicht selbstverständliches Staunen stand den Holmes Brüdern im Gesicht, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. „Ihr seid empathielose Arschlöcher, aber wenigstens besitzt einer von euch den Anstand dieses Talent nicht dafür einzusetzen um sich im Bett der Macht mit Bequemlichkeit zu umgeben.“ Watson machte absichtlich eine Pause. Und während Sherlocks Blick tatsächlich beschämt Kontakt zum Boden suchte, rollte Mycroft nur mit den Augen. „Sie haben ja keine Ahnung, worum es wirklich geht, John…“ Auf eine solche Antwort hatte John nur gewartet.
„Natürlich nicht! Ich habe nur in einen Krieg mitgekämpft, den Leute wie Sie, bei allem nötigen Respekt, angeordnet haben! Haben Sie je jemandem beim Sterben zusehen müssen? Sie waren nie dabei. Für Sie sind Tod und Elend nur Teil von Statistiken, die man gebraucht um destruktive Weltbilder zu erschaffen. Wie Sie als Mensch vor sich selbst bestehen wollen ist mir mittlerweile ein Rätsel. Sie kommen sich immer so überlegen vor in Ihren Auswertungen um Massenpsychologie, und wie man sie anwenden kann, und unterschätzen dabei immer den menschlichen Faktor!“
Stille.

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